Der Bundeselternrat fordert eine Kleiderordnung an Schulen. „Lottrige“, zerrissene oder freizügige Kleidung soll an Schulen nicht mehr erlaubt sein. Jugendpolitiker aus dem Kreis Unna laufen nun Sturm gegen die Initiative.
Die Vorsitzende des Bundeselternrates, Christiane Gotte, hatte kürzlich eine Hausordnung ins Gespräch gebracht. „Dann kann man Schülerinnen oder Schüler nach Hause schicken und verlangen, dass sie sich ordentlich anziehen“, sagte Gotte.
Kleidung als Erziehungsaufgabe der Eltern
Als „übergriffig und rechtlich bedenklich“ bezeichnen die Jungen Liberalen und die Liberalen Schüler, beides Jugendorganisationen der FDP, in einer Mitteilung von Montag (18. September) den Vorstoß aus der Elternschaft.
Der Vorsitzende der Liberalen Schüler im Kreis Unna, Moritz Lotz, begründete im Gespräch mit dieser Redaktion die Kritik näher. „Das ist eine Erziehungsfrage“, sagt der 16-Jährige. „Schulen glauben, private Erziehungsaufgaben der Eltern übernehmen zu müssen“, bemängelte Lotz weiter.

Seines Wissens gebe es aktuell bereits an mehreren Schulen im Kreis Unna Kleidervorschriften, die auch durchgesetzt würden. Eine Gesamtschule in Lünen etwa verbietet Hotpants und Jogginghosen und spricht insofern von einem „Symbol gegenseitigen Respekts“.
Er selbst, so Lotz, besuche die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule in Schwerte, an der es ebenfalls Kleidervorschriften gebe. „Schüler werden regelmäßig nach Hause geschickt und müssen sich umziehen“, schildert Lotz seine Beobachtungen an seiner Schule. Das Tragen von Jogginghosen sei auch dort im Unterricht nicht erlaubt.
„Kleiderordnung läuft Grundgesetz zuwider“
Mit einem darauf zugespitzten Slogan traten die jungen Freidemokraten am Montag an die Öffentlichkeit: „Rettet die Jogginghose vor der pädagogischen Geschmackspolizei“, war die Mitteilung überschrieben.
Moritz Lotz argumentiert gegen Kleidervorschriften an Schulen mit den Grundrechten, die das Grundgesetz garantiert: Artikel zwei garantiert das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit.
Dem laufe eine Kleiderordnung zuwider. „Ein pauschales Verbot (...) ist inakzeptabel und verstößt gegen grundlegende demokratische Prinzipien“, verlauten die beiden Nachwuchsorganisationen.

Angesprochen auf die demokratische Legitimierung der Schulordnungen durch die Schulkonferenz ging Moritz Lotz ebenfalls auf kritische Distanz. „Demokratie an Schulen ist ausbaufähig“, so Lotz. So könne eine Kleidervorschrift „gegen alle Stimmen der Schüler“ von einer Mehrheit aus Eltern- und Lehrerschaft durchgesetzt werden. Außerdem, so Lotz, würden Regeln an Schulen oft auch von Schulleitung oder Lehrerkonferenz, ohne Eltern und Schüler, allein beschlossen.
Nachhilfe in Sachen Bekleidung
Schülerinnen und Schüler müssten die individuelle Freiheit haben, sich so zu kleiden, wie sie möchten. „Es werden keine Rechte von anderen verletzt“, findet der Schwerter Gesamtschüler.
Hingegen sei ihm zu Ohren gekommen, dass an einer anderen Schule in Schwerte Schüler, die sich nicht gemäß Hausordnung gekleidet hatten, sogar bereits zum Nachsitzen verdonnert sein worden sollen. Die Schulleitung habe dann dort „Nachhilfe“ gegeben unter dem Titel „Wie kleide ich mich korrekt?“
Junge Liberale und Liberale Schüler sprechen insofern von einem „bevormundenden Kleidungsdiktat“, das weder die Eigenverantwortung der Schüler stärke noch eine freie Entfaltung der Persönlichkeit zulasse.
„Die pädagogische Geschmackspolizei hat an unseren Schulen keinen Platz. Es ist an der Zeit, sich auf die tatsächlichen Probleme in der Bildung – wie Lehrermangel, schwindende Leistungsorientierung oder mangelnde Digitalisierung – zu konzentrieren“, fordert Moritz Lotz.