Hans-Jürgen Gesting (64) ist begeisterter Schornsteinfeger. Viele Kunden sehen in dem Mann mit schwarzem Anzug und Kehrbesen ihren Glücksbringer. Sie pflegen den alten Brauch, für ein Quäntchen Glück an seinen goldenen Knöpfen zu drehen. Das hat Folgen: Nicht selten musste der dadurch gelockerte Knopf wieder angenäht werden.
42 Jahre lang war Hans-Jürgen Gesting, genannt Hannes, auf den Dächern im Kehrbezirk Unna 29 mit Werne, Cappenberg und Teilen von Lünen unterwegs. Er kennt fast jeden Kamin, auch die imposanten Zimmerkamine im Schloss Cappenberg. Ende des Jahres gibt Hannes Gesting nach 47 Berufsjahren den Kehrbezirk ab und geht in den Ruhestand. Als Nachfolger wurde Markus Abdinghoff (45) aus Werne von der Bezirksregierung Arnsberg bestellt. Der Schornsteinfegermeister, der bei der Feuerwehr Werne aktiv ist, war zuletzt in Hagen tätig und kehrt nun beruflich an seinen Wohnort zurück.
Flächenmäßig ist der Kehrbezirk Unna 29 der größte von insgesamt 33 im Kreis Unna. Viele Bauernschaften gehören zu den Kunden, bei denen Hannes Gesting in den vergangenen Monaten quasi auf Abschiedstour war. Er wird seine Kunden vermissen, oft hat ihm schon die dritte Generation an Hausbesitzern die Tür geöffnet. „In dieser langen Zeit hat man eine solche Beziehungsebene zu den Kunden aufgebaut, die man nicht einfach vergessen kann und will“, sagt er. Weniger vermissen wird er die vielen, bis zu 60 Telefonate am Tag und den Terminstress.
Große Verunsicherung
Immer am Puls der Zeit sei das Schornsteinfegerhandwerk. Der Beruf hat sich verändert. Zwar gehört das Kehren von Schornsteinen immer noch dazu, wie auch Immissionsschutzmessungen, Brand- und Feuerstättenschauen sowie Abnahmen an Feuerungsanlagen. Doch zunehmend sind die Experten Energieberater und Energieeffizienz-Fachleute. „Die Verunsicherung durch das neue Heizungsgesetz ist bei den Leuten groß“, weiß Gesting.

Am 1. August 1976 hat er seine Ausbildung begonnen, genau in dem Bezirk, in dem er zuletzt seine Kunden besuchte. 1983 legte Gesting seine Meisterprüfung ab. Zum 1. November 1994 wurde er zum Bezirksschornsteinfeger für den Kehrbezirk Dortmund 32 bestellt. Fünf Jahre lang war er in der Dortmunder Nordstadt verantwortlich für die Betriebs- und Brandsicherheit aller Feuerungsanlagen des Stadtteils. Weil sein alter Lehrmeister Ende 2000 in den Ruhestand ging, konnte sich Hannes Gesting wieder zurück in seine alte Heimat, nämlich zu den Kunden in Werne, Cappenberg und Lünen, versetzen lassen. Am Fuchsbach in Alstedde ist sein Büro.
Jetzt freut er sich, zum 1. Januar den Bezirk in andere Hände legen zu können, und künftig mehr Zeit für Fahrradfahren und Städtetouren zu haben. Sein Nachfolger Markus Abdinghoff möchte die den Kunden bekannten Kehr-und Messtermine weitgehend übernehmen. Er hat sein Büro in Werne an der Pagensstraße 59 und ist unter der Rufnummer 02389/779083 oder 0178/2903450 zu erreichen. Markus Abdinghoff übernimmt Gestings langjährigen Mitarbeiter Julian Wolf (32).
Ausgebüxte Tarantel
Schornsteinfeger müssen nicht nur schwindelfrei, sondern stets auf dem neusten Stand der Technik sein. Permanente Fort- und Weiterbildung gehört zu ihrem Beruf zwingend dazu. Mitunter erleben sie während ihrer Arbeit unglaubliche Dinge. So wurde Markus Abdinghoff einmal zu einem Kunden gerufen, der Spinnen züchtet.
Eine Woche vor dem Kehreinsatz sei eine Tarantel ausgebüxt. Der Eigentümer habe den Schornsteinfeger auf dem stockdunklen Dachboden mit den Worten beruhigt: „Der Biss ist so wie ein Wespenstich“. Der Schornsteinfeger war wohl sein eigener Glücksbringer: Er hat die Spinne nicht gesehen. Das Erlebnis aber auch nicht vergessen.

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