Die 33 Bewohner und Bewohnerinnen des Betreuten Wohnens der Parkresidenz Lünen müssen Ende Juli ausziehen. Alloheim hat vor einer Woche die Schließung der Einrichtung an der Preußenstraße 28A bekanntgegeben. „Seitdem hängt eine Depression über allen“, sagt Dorothea Stratmann (71). Von „purer Verzweiflung“ spricht eine Betreuerin.
Während sich Dorothea Stratmann bereits für eine neue Bleibe in Dortmund-Mengede entschieden hat, sind andere auf der Suche. „Alle, mit denen ich spreche, sind schockiert“, sagt Daniela Blum, Tochter eines 80-jährigen Bewohners. Sie verbringt zurzeit viele Stunden damit, zu telefonieren und zu organisieren.
Das Problem: Daniela Blum möchte ihren Vater gerne in der Nähe haben, „doch egal wo man anruft, gibt es Wartelisten.“ Er habe eine Lösung in Hamm in Aussicht. Nah ist das für die in Bergkamen wohnende Tochter nicht gerade. Ihr Vater sei auf Betreutes Wohnen angewiesen, es müsse aber auch bezahlbar sein.
Die Mietkosten sind für viele ein Thema. Das erlebt auch Maria Nientiedt (90). Keine Wohnung sei bisher infrage gekommen. Entweder müsse sie fünf Jahre warten, oder es würden hohe Mietpreise abgerufen. 1600 Euro für 54 Quadratmeter. „Katastrophe“, findet die rüstige Seniorin.
Sigrid Maas ist 98 Jahre alt. Ihr Sohn habe eine lange Adressenliste abtelefoniert. Ohne Erfolg. „Dass ich keine Pflegestufe habe, wird mir jetzt zum Verhängnis“, sagt sie. Die ungewisse Zukunft belastet die Betroffenen. Wo werden sie künftig leben? Mal abgesehen davon, dass sie ihre über Jahre entstandenen Kontakte untereinander verlieren.

„Schlimm, was man mit den Menschen macht“
Das Unternehmen Alloheim, das laut Homepage bundesweit 262 Senioren-Residenzen, 95 Standorte mit Betreutem Wohnen und 25 ambulante Pflegedienste betreibt, hat die Schließung der Parkresidenz Lünen mit wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begründet. Man sehe daher keine Perspektive für den Betriebsstandort. Alloheim will die Mieter bei der Suche nach einer neuen Wohnlösung unterstützen, den Umzug organisieren und bezahlen.
Für betagte Bewohner, die keine Angehörigen haben, sei das dennoch ein großes Problem, weiß Dorothea Stratmann. „Schlimm, was man mit den Menschen macht“, findet Daniela Blum. Einige seien sehbehindert. Sie kämen jetzt in ihren vier Wänden noch zurecht, müssten dann aber in ein Heim. „Ihnen werden Jahre genommen, in denen sie selbstständig leben könnten“, findet Dorothea Stratmann.
Alloheim weist Vorwürfe zurück
Andere möchten gerne ihre Möbel mitnehmen, was bei den Wohnungszuschnitten oft aber nicht geht. Maria Nientiedt sagt: „Jetzt muss ich mir mit 90 noch neue Möbel kaufen?“ Die Senioren verlieren nicht nur ihr vertrautes Zuhause, sondern auch die liebgewordene Ausstattung. Traurig und hilflos würden sich viele fühlen.
Von den 60 Wohnungen sind derzeit 33 belegt. Anwohner berichten von zunehmendem Leerstand, fehlenden Renovierungsmaßnahmen und kaum Ansprechpartnern. Alloheim hat auf Nachfrage der Redaktion die Vorwürfe zurückgewiesen. Man könne sie nicht nachvollziehen, hatte ein Sprecher mitgeteilt. Neun Jahre betreibt Alloheim die Seniorenresidenz in Lünen, vorher war es die Senator-Gruppe. Seit Alloheim eingestiegen sei, sei es dort schlechter geworden, sind die Senioren überzeugt.
Schlechte Absprache
Wie seltsam Absprachen bei Alloheim laufen, zeigt das Beispiel einer Seniorin, die einen Wasserschaden gemeldet hat. Sie bekam das Angebot, in eine andere Wohnung zu ziehen. Dort war bereits frisch gestrichen. Der Sohn hatte Gardinen für den Umzug abgenommen. Am nächsten Tag bekam die Bewohnerin die Nachricht der Schließung der Einrichtung. Jetzt muss sie ganz raus.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. März 2025.