Boris Strube verteidigt den Beschuldigten. © Jörn Hartwich

Messerattacke am Lippedamm

Sanitäter wollte Verletzten für tot erklären, doch der kontert: „Ich habe noch Puls“

An einer Parkbank am Lippedamm soll ein psychisch kranker 26-Jähriger im September 2019 einen Spaziergänger attackiert und fast getötet haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Lünen

, 28.02.2020 / Lesedauer: 3 min

Nach einer lebensgefährlichen Messerattacke auf einen 24-jährigen Spaziergänger am Lippedamm muss sich ein psychisch kranker Mann seit Freitag (28.2.) vor dem Dortmunder Schwurgericht verantworten. Klar ist aber schon jetzt: Der Beschuldigte wird am Ende des Prozesses nicht wegen versuchten Mordes in ein normales Gefängnis kommen. Seine unbefristete Unterbringung in einem geschlossenen psychiatrischen Krankenhaus ist viel wahrscheinlicher.

Täter muss wohl in die Psychiatrie

Psychiater Bernd Roggenwallner attestiert dem 26-Jährigen eine paranoide Schizophrenie, die ohne Behandlung sehr bald wieder Symptome zeigen würde. Und dann wäre auch erneut die Gefährdung anderer Menschen nicht ausgeschlossen.

Das Opfer der Messerattacke war ein Zufallsopfer. Ein Mann, der sich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort aufhielt. Am 1. September war er auf dem Heimweg, als er gegen 23.30 Uhr am Lippedamm auf den Beschuldigten traf. Er grüßte sogar noch freundlich und war dann völlig perplex, dass der andere Mann ihn sofort schlug.

„Mir lief das Blut aus dem Hals“

Noch in diesem Moment hätte sich der 24-Jährige nie vorstellen können, was dann folgen sollte. „Er hat ein Messer genommen und immer wieder zugestochen“, erinnerte sich der Zeuge vor Gericht. „Mir lief das Blut aus dem Hals, und die ganze Zeit hat der Angreifer nur wie wahnsinnig gelacht.“ Genau das räumt auch der Beschuldigte ein.

An einer Parkbank am Lippedamm (Symbolbild) ereignete sich der Vorfall. © Fiedler

„Ich bin mit dem Messer auf ihn losgegangen. Warum, kann ich nicht sagen“, erklärte er den Richtern. Und während des Angriffs habe er dann plötzlich laut und lange lachen müssen. „Ich habe mich gar nicht mehr eingekriegt“, sagte der 26-Jährige. Heute tue ihm die ganze Sache natürlich unheimlich leid.

Messerstecher entschuldigt sich

Das Opfer der Messerstiche hätte die Attacke fast nicht überlebt. „Ich merkte schon, wie mir die Sinne schwanden, als ich plötzlich wie durch einen Nebel den Scheinwerfer eines Rettungswagens sah“, erinnerte sich der Zeuge. Dann habe er gehört, wie ein Sanitäter zu einem Kollegen sagte: „Der hat keinen Puls mehr.“ Der Zeuge: „Da habe ich mich schnell aufgerichtet und gesagt: Ich glaube, ich hab doch noch Puls.“

Mit schweren Stichverletzungen kam der 24-Jährige zunächst ins St.-Marien-Hospital Lünen und später noch ins Klinikum Mitte nach Dortmund. Dort operierten ihm die Ärzte ein Stück der abgebrochenen Messerklinge aus dem Schädelknochen. Bis heute leidet der junge Lüner an Schlafstörungen und Schmerzen an den Narben. Seine Ausbildung zum Altenpfleger musste er nach dem Vorfall abbrechen. „Ich fühlte mich in einem Pflegeberuf irgendwie nicht mehr richtig“, sagte er.

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