Wer steckt hinter dem Säure-Attentat von Bochum? Ehemaliger Lüner Rocker sagt dazu nur ein Wort

Säure-Attentat von Bochum: Urteil gegen Lüner soll am 14. April fallen
Lesezeit

Im Prozess gegen einen dringend tatverdächtigen Säureattentats-Helfer (37) aus Lünen kam es am Freitag, 21. März, zu einem Blitz-Auftritt des mutmaßlichen Drahtziehers des folgenschweren Anschlags vor einem Bochumer Café. Am 14. April will das Bochumer Schwurgericht das Urteil verkünden.

Es war kurz nach zehn Uhr, als mit einem ehemaligen Lüner Motorradrocker (40) die Person auf dem Zeugenstuhl Platz nahm, die vermeintlich hinter dem dramatischen Attentat vom 30. Juni 2024 stand.

Über die die kurze und knappe Preisgabe seiner Personalien hinaus sagte der breitschultrige, bullige Mann dann aber nur noch ein einziges Wort: „Nein“. Dann verließ er an der Seite seines Anwalts Pierre Laurien den Gerichtssaal. Gefragt worden war der Ex-Lüner Rocker von Richter Volker Talarowski, ob er Fragen des Gerichts trotz des ihm zustehenden Auskunftsverweigerungsrechts beantworten möchte.

Fakt ist: Gegen den Rocker war seitens der Bochumer Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen seiner möglichen Verstrickung in den Säure-Anschlag eingeleitet worden.

Der Bochumer Cafébetreiber, ebenfalls ein Ex-Lüner, hatte zuletzt auch vor Gericht enthüllt, vor fast zehn Jahren in Lünen mit eben diesem hochrangigen Motorradrocker zusammen in einer Wohngemeinschaft gelebt und den heute 40-Jährigen nach einer Polizei-Razzia verraten zu haben. „Aus einer Kurzschlussreaktion heraus“, so der Cafébetreiber, habe er einen Drogenfund alleine auf seinen WG-Untermieter abgewälzt, sodass der Motorradrocker zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

Laut Staatsanwaltschaft soll „von unbekannten Mitgliedern“ einer Rockergruppierung ein Racheakt gegen den Bochumer Cafébetreiber geschmiedet worden sein. (Symbolbild). Foto: Paul Zinken/dpa
Laut Staatsanwaltschaft soll „von unbekannten Mitgliedern“ einer Rockergruppierung ein Racheakt gegen den Bochumer Cafébetreiber geschmiedet worden sein. (Symbolbild). © Paul Zinken/dpa

Nach Verbüßung der Haftstrafe durch den Lüner Rocker soll laut Staatsanwaltschaft „von unbekannten Mitgliedern“ der Rockergruppierung ein Racheakt gegen den Cafébetreiber geschmiedet worden sein.

Als möglicher Drahtzieher geriet – weil konkret betroffen – unter anderem der jetzt als Zeuge geladene Ex-Lüner ins Visier. Weil sich ein hinreichender Tatverdacht allerdings bis heute nicht erhärten ließ, wurde das entsprechende Ermittlungsverfahren gegen den 40-Jährigen vorläufig eingestellt. Genau das berechtigte ihn nun, die Zeugenaussage mit Blick auf etwaige Selbstbelastungen zu verweigern.

Dass er wusste, dass im Sommer 2024 Rache-Pläne gegen den Bochumer Cafébetreiber in der Luft lagen, soll zuletzt auch der jetzt Angeklagte aus Lünen vor Gericht nicht bestritten haben. Angeblich soll er sogar selbst angefragt worden sein, gewaltsam gegen den Cafébetreiber vorzugehen, will das allerdings abgelehnt haben.

Auch dass er am fraglichen Tag mit seinem Pkw vor Ort in Bochum gewesen ist und den inzwischen verstorbenen Hauptverdächtigen aus Bergkamen abgesetzt hat, hat der 37-Jährige offenbar eingeräumt. Angeblich will er mit dem Säure-Attentat selbst aber nicht das Geringste zu tun haben.

Die ihm vorgeworfene logistische Unterstützung des Anschlags durch seine nachgewiesene Google-Suche nach Schwefelsäure erklärte der Lüner mit vermeintlichen Plänen, Amphetamine selbst herstellen zu wollen.

Eine Sachverständige stufte den 37-Jährigen aus psychologisch-psychiatrischer Sicht als „voll schuldfähig“ ein und bewertete dessen Aussagen als ausweichend, taktierend und lavierend. „In der Fußballsprache würde man sagen, er mauert und stellt sich hinten rein“, hieß es.

Drittgradige Verätzungen

Laut Anklage soll der inzwischen verstorbene, mutmaßliche Haupttäter aus Bergkamen den Auftrag aus der Rockerszene angenommen und den Anschlag ausgeführt haben.

Bei der Tat wurde ein Student offenbar versehentlich für den Bochumer Cafébetreiber gehalten und mit Säure übergossen. Der Bochumer erlitt drittgradige Verätzungen an acht Prozent seiner Körperoberfläche, musste mehrfach operiert werden. Der Prozess wird fortgesetzt.