Der Umbruch in das Industriezeitalter ist für Lünen untrennbar mit dem Namen Caspar Diedrich Wehrenbold verbunden. Als 1818 eine regelmäßige Schifffahrt auf der Lippe einsetzte, erwarb er ein Jahr später die Aufsicht über die Salztransporte, die aus der Saline Königsborn kommend, am Wehr in Lippholthausen umgeladen werden mussten. Durch die Teilnahme an den Feldzügen an der Saar und im Hunsrück im Freiheitskrieg 1814/15 war ihm die Verhüttung von Eisenerz geläufig.
Er erkannte, dass der Standort in Wethmar an der Lippe ähnlich gute Voraussetzungen haben musste. So sicherte er sich 1923 die Berg-Gerechtsame auf Eisenstein im Lippegebiet von Lippstadt bis Dahl, ersteigerte 1825 die Erbpachtrechte auf Gebäude und Wassergefälle der Mühle am Beckinghauser Wehr und gründete am 6. Januar 1826 die Eisenhütte Westfalia. In diese 128-teilige Gewerkschaft traten dann noch Georg Wilhelm und Johann Wilhelm von Born, Franz Schulz und Friedrich Heinrich Gockel aus Lünen mit ihrem Kapital ein, sodass jeder der fünf Gewerken mit 25 3/5 Kuxen (Wertpapier) beteiligt war.
Erster Hochofeneinsatz 1827
Die Facharbeiter für sein neues Unternehmen suchte Wehrenbold an der Saar und im Hunsrück, in Wethmar fanden sie in Wohnheimen ein neues Zuhause. Die westfälischen Bauern begegneten ihnen mit Zurückhaltung. 1827 konnte der erste Hochofen angeblasen werden, seine Tagesleistung betrug zwei Tonnen Roheisen.
Als auf der Westfalia schon der zweite Hochofen seinen Dienst tat, gab es auch in der näheren Umgebung von Lünen weitere namhafte Firmengründungen. 1839 eröffnete Gottfried Quitmann zunächst eine Klempnerei, dann ein Geschäft für Haus- und Küchenwaren. Sein ältester Sohn Gottfried erwarb 1876 den neben der Lippebrücke gelegenen Packhof und errichtete dort eine Fabrik zur Herstellung von Blechwaren. Der Eisenwarenhandel Coers nahm 1841 seinen Betrieb an der Langen Straße auf und entwickelte sich schnell zu einem weit über die Stadtgrenzen bekannten Unternehmen.
Plötzlicher Aufschwung
An der Straße nach Dortmund, westlich des Steintores, gründeten 1854 Wilhelm Potthoff und Carl Flume auf dem Gerlingskamp nach der Westfalia eine weitere Eisengießerei, die Luisenhütte Potthoff und Flume. Dort wurden Baugussteile, Öfen und Kochtöpfe in kleineren Mengen hergestellt. Schon bald erlebte das Werk einen großen Aufschwung, wurde ständig erweitert und es kam zur Massenherstellung von Herden und Öfen sowie der Produktion von Bergbauzubehör.
Zwischen Schützen- und Münsterstraße kam es 1872 zur Gründung einer weiteren Eisengießerei, der Lüner Hütte von Ferdinand Schulz. Hier wurde Potterieguss aller Art hergestellt, dazu aber auch größere Industrieprodukte. Aus familiären Gründen überlebte der Betrieb nur bis 1912. Nach langem Leerstand der Hallen entstand hier später das Federnwerk Langen & Sondermann, das sich heute an der Borker Straße in Nordlünen befindet.
Am 23. März 1973 gab es den letzten Abstich in der Gießerei von Potthoff und Flume. Zwei Jahre später im Oktober 1975 begann der Abbruch der alten Fabrikhalle an der Dortmunder Straße. Denn die Firma zog in neue Gebäude an der Wethmarheide. Anfang der Neunziger folgte der Namenswechsel: von „Potthoff und Flume“ zu „Pörringer und Schindler Armaturen“.
2003 übernahm die Armaturenfabrik KSB. Die hat nach zehn Jahren das Werk geschlossen. Seitdem liegt das Gelände brach - trotz neuem Eigentümer. In diesem Jahr folgte der Abriss einiger Gebäude, denn das Unternehmen Lidl setzt dort künftig auf Logistik. Es will das bereits bestehende Kühlgutlager erweitern, von dem Standort Wethmarheide aus seine umliegenden Logistikzentren beliefern und die Warenversorgung des Discounters sicherstellen.

Leeres Firmengebäude an der Wethmarheide: Lidl will von Lünen aus Logistikzentren beliefern
Lünen fehlen Gewerbeflächen : Firmengebäude in der Wethmarheide steht seit Jahren leer