Römerweg in Alstedde wird als Abkürzung genutzt Anwohner in Lünen sind genervt und besorgt

Römerweg in Alstedde als Abkürzung genutzt: Anwohner sind besorgt
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Der Römerweg in Alstedde wird aktuell extrem beansprucht. Grund sind die Bauarbeiten auf der Borker Straße in Lünen. Zwar liegt die aktuelle einseitige Sperrung gut 1100 Meter Luftlinie entfernt, doch die ausgeschilderte Umleitung ist für den Verkehr, der von Norden aus in die Stadt rollt und Richtung Osten weiter will, ein riesiger Umweg.

Seit gut zwei Monaten ist die Borker Straße zwischen Döttelbeckstraße und Laakstraße eine Einbahnstraße, dieser Abschnitt kann nur stadtauswärts befahren werden. Die Umleitung stadteinwärts führt in westliche Richtung über die Laakstraße und Cappenberger Straße.

Wer also in den Lüner Osten möchte, muss einen Umweg von etwa sechs Kilometern in Kauf nehmen – oder über die Anliegerstraßen „Im Geistwinkel“ und „Römerweg“ fahren. Eine Option, die seit Mitte Februar immer mehr Auto- und Lkw-Fahrer nutzen. Doch erlaubt ist das nicht.

„Durchfahrt ist kein Anliegen“

„Eine gesetzliche Definition des Begriffs ‚Anlieger‘ existiert nicht. Die Rechtsprechung hat jedoch die Bedeutung nach dem allgemeinen Sprachgebrauch und der Verkehrssitte ermittelt: Anlieger ist, wer ein an der Straße anliegendes Grundstück bewohnt oder zu einer Erledigung aufsuchen muss. Es genügt irgendeine Beziehung zum Anliegergrundstück.“ So heißt es auf der Internetseite des ADAC.

„Eine Durchfahrt ist kein Anliegen“, sagt Alexa Pinnekemper, die seit Februar täglich immer mehr fremde Fahrzeuge an ihrem Wohnhaus vorbeirauschen sieht, vorbeirauschen hört und vorbeirauschen fühlt. Denn an die vorgegebene Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde halten sich die wenigsten, die in Lünen schnell von Nord nach Ost wollen. „Wenn die Lastwagen durch die Straße donnern, zittern schon mal die Wände“, sagt Pinnekemper.

Bei normalem Verkehrsaufkommen könne sie, wie die übrigen Anwohner des Römerweges, noch hinwegsehen, doch die Abkürzung zur offiziellen Umleitung erfreut sich wachsender Beliebtheit. „Allein am Donnerstag habe ich zwischen 14 und 16 Uhr mehr als 300 Fahrzeuge gezählt“, sagt Pinnekemper.

Ein Blick auf die Ein- und Zweifamilienhäuser am Straßenrand reicht, um zu merken, dass nicht einmal jeder Zweite das Recht habe, in den Römerweg einzufahren. „Außerdem kennen wir ja nahezu jeden, der in der Straße wohnt“, sagt Alexas Mutter Jutta Pinnekemper und grüßt wie aufs Stichwort den Fahrer eines weißen Transporters, der wenige Meter weiter in eine Hauseinfahrt einbiegt.

Römerweg viel zu schmal

Dass die Umleitung insbesondere für die ansässigen Firmen im Geistwinkel und deren Mitarbeiter ein Problem ist, sehen die Anwohner des Römerwegs ein. Aber die Umleitung laufe aus gutem Grund nicht durch ihre Straße. „Wir haben seit jeher mit Bergbauschäden an unseren Häusern zu kämpfen“, sagt Torsten Casper. Speziell die Menge an schweren Fahrzeugen und die meist überhöhte Geschwindigkeit setze den Häusern weiter zu. „Es läuft jetzt schon ein Riss durch unsere Treppe, der wird durch den Verkehr durch den Römerweg nicht kleiner“, nennt Marion Ahnert ein Beispiel.

Der Römerweg in Alstedde wird neuerdings als kürzere Umleitung um die Baustelle auf der Borker Straße genutzt.
Torsten Casper (von links), Marion Ahnert, Alexa Pinnekemper, Nadine Puik und Jutta Pinnekemper haben als Anwohner des Römerweges in Alstedde mit einem hohen Verkehrsaufkommen zu kämpfen. © Dittmann

Zudem ist die Anliegerstraße viel zu schmal für das erhöhte Verkehrsaufkommen in beide Richtungen. So ist aufgrund der Breite das Parken am westlichen Straßenrand verboten, die Fahrt durch den Römerweg häufig ein Slalom-Parcours. Da passiere es zwangsläufig, dass ein am Straßenrand parkendes Fahrzeug touchiert werde. „Mein Mann hat vor ein paar Wochen nach einem weißen Transporter gesucht, nachdem unser Auto eine Beule hatte und weißer Lack an der Stelle zurückgeblieben ist“, sagt Nadine Puik. Den Übeltäter habe ihr Mann aber nicht ermitteln können, die Familie musste den Schaden selbst regulieren.

Neben den materiellen Schäden sehen die Anwohner aber auch Gefahren für die Fahrradfahrer – besonders für die Kinder. „Wenn hier die Transporter mit 50 Kilometern pro Stunde oder mehr durch die Straße fahren, dann kann ganz schnell etwas passieren“, sagt Puik. Ihre Kinder lasse sie im Moment, wenn überhaupt, nur mit Bauchschmerzen allein auf die Straße.

Hilfe der Stadt erwünscht

Dass die Stadt Lünen am Verhalten der Auto- und Lkw-Fahrer keine Schuld trägt, ist allen Anwohnern klar. Dennoch wünschen sich die Anwohner mehr Unterstützung von der Verwaltung. „Es muss niemand den ganzen Tag unsere Straße überwachen, doch Kontrollen, bei denen die Falschfahrer wenigstens ermahnt werden, könnten schon helfen“, ist sich Alexa Pinnekemper sicher.

Außerdem sei die Position des Anlieger-frei-Schildes an der Ecke Alstedder Straße/Römerweg sehr unglücklich. „Das Schild steht knapp 20 Meter vom Anfang der Straße entfernt und ist vor dem Einbiegen in den Römerweg gar nicht zu sehen“, so die 36-Jährige. Dieses Schild an näher an die Kreuzung zu setzen sei ein Mittel, das das Verkehrsaufkommen bereits lindern könne, sind sich die Anwohner sicher.

Dass der Verkehr wieder abebbt, nachdem die Borker Straße erneut in beide Richtungen befahren werden kann, glauben die Anwohner nicht. „Es ist nun mal eine Abkürzung, das werden sich die Leute merken und sie weiternutzen“, sagt Pinnekemper. Wie alle Anwohner hofft sie daher darauf, dass sich die Stadt die Situation noch einmal anschaut und aktiv versucht, den Verkehr wieder in die Bahnen zu lenken, die der Römerweg, die anliegenden Häuser und deren Bewohner verkraften können.