Es ist ein Relikt aus einer längst vergessenen Zeit. Die Trinkhallen im Ruhrgebiet, umgangssprachlich auch liebevoll als „Bude“ tituliert. Für viele, vorwiegend Bergleute, gehörte der Budenbesuch nach einer schweißtreibenden Schicht im Schacht einfach dazu.
Zwei Brötchen, eine Schachtel Zigaretten Ernte 23 oder HB, eine Flasche Bier und manchmal eine Tüte „Buntes“ mit Süßigkeiten für die wartenden Kinder Zuhause. Dazu der Plausch über Kohle, Stahl und Fußball mit den Kumpeln gab es gratis obendrauf.
In Brambauer, dem größten Stadtteil von Lünen, gab es zu Hochkonjunkturzeiten der Zeche Minister Achenbach eine Vielzahl an kleinen Büdchen. Für viele Menschen, egal ob jung oder alt, Mann oder Frau, war der Weg zur „Bude“ einfach ein Pfad der Entspannung und Glückseligkeit, abseits des stressigen und arbeitsreichen Alltags.
Nostalgischer Charme
Heute, nach mehr als drei Jahrzehnten der Zechenschließung, folgte langsam aber sicher das Sterben der einstigen Trinkhallen.
Als einige der wenigen verbliebenen Orte für die gesellige Zusammenkunft hat die Brambauer Trinkhalle Dülger überlebt. Die nostalgische Trinkhalle von Ursula und Hakan Dülger hat von ihrem Charme nur wenig eingebüßt. Zwar wurden im Laufe der letzten Jahre einige Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten innerhalb und außerhalb der Trinkhalle durchgeführt, der Mythos Trinkhalle weht jedoch weiter durch das (einfache) Domizil am Reichsweg 12a.

Bier, Alkohol, Zigaretten, Tabak, Zeitungen und ein kleines Angebot an Hygienemittel gehören zum klassischen Sortiment. Ebenso die aus Kinderzeiten bekannten kleinen gefüllten Kästen mit Süßigkeiten, einer Vielzahl an leckeren Produkten, sind im Portfolio zu finden. Ein wenig Neuzeit repräsentiert dagegen der angebotene DHL-Paket-Service.
„Unsere Trinkhalle beziehungsweise die Bude gehört einfach zu unserer Familie dazu. Sogar unsere beiden Kinder Can und Lian sind hier quasi groß geworden. Aber auch die zahlreichen Stammkunden sind uns ans Herz gewachsen. Hier bei uns ist die Trinkhalle für mehrere Generationen einfach ein schöner Ort der Zusammenkunft“, so das Ehepaar Dülger übereinstimmend.
Mythos Trinkhalle
Um den Mythos Trinkhalle stilvoll feiern zu können, ist die Brambauer Trinkhalle beim „Tag der Trinkhallen“ am 17. August mit von der Partie. Als einziges „Büdchen“ aus Lünen hat sich das Betreiberehepaar bei der organisierenden Ruhr Tourismus GmbH angemeldet.
„Von dieser schönen Aktion haben wir über die Medien erfahren. Daneben hat mich ein Freund und Trinkhallenbetreiber aus Dortmund über den Event informiert. Also haben wir uns spontan dafür beworben und dort angemeldet“, so Hakan Dülger.
Wer also am immateriellen Kulturerbe des Ruhrgebiets, der Trinkhalle, mitfeiern möchte, soll sich den dritten Samstag im August vormerken.
Ein sogenannter „musikalischer Mix der Extraklasse“ wartet dann auf die hoffentlich zahlreichen Besucher. Ausreichend gesorgt ist auch für das leibliche Wohl, so das Versprechen der Dülgers.

Dorfplatz der Großstadt
Als „Dorfplatz der Großstadt“ ist kaum ein anderer Ort so eng mit der Geschichte und den Menschen des Ruhrgebiets verbunden wie die Trinkhalle. 2021 wurden die Trinkhallen des Ruhrgebiets zum immateriellen Kulturerbe erklärt.
Am Samstag, (17. August) findet der Tag der Trinkhallen zum vierten Mal statt.
Die Trinkhall Dülger ist eine Programmbude. Daher treten am 17. August DJ Der Wolf, Marshall Artz, Estelate, GMBROS, Lyrico & Rough Rabbit, DJ Ozzy Pop, Krupplyn Crew, Schmu, Spion+Spion, Kitkaan und P. Genius in Brambauer auf.
Die Ruhr Tourismus GmbH organisiert und finanziert den Tag der Trinkhallen.