Redaktion testet Primo Amore in Lüner City Ein gelungener Start mit Abzügen in der B-Note

Redaktion testet Primo Amore: Ein gelungener Start mit Abzügen in der B-Note
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Von der Reeperbahn ins fast beschauliche Lünen ist schon ein großer Sprung. Doch ein bisschen Nordseeflair hat das Primo Amore in die Lippestadt mitgebracht. Der italienische Restaurant-Name lässt es vermuten, es gibt viele italienische Speisen, aber eben nicht nur. Es lassen sich einige Fischgerichte auf der Speisekarte finden, ebenso wie deutsche Klassiker.

Die Redaktion hat sich nicht nur die Karte mal etwas näher angesehen, sondern gleich mal die Küche getestet. Tritt man ein in das ehemalige griechische Restaurant Akropolis (Am Christinentor 3), erkennt Gäste noch die weiß gepinselten Steinwände und die typischen Bögen. Die Atmosphäre ist einladend, modern und gemütlich. Die neuen Restaurant-Betreiber haben die Chance für einen Neuanfang auch für die Räume genutzt und die Sitzmöglichkeiten sowie die Tischdecken grau gehalten. Dekoriert ist am Montag, 20. November, bereits weihnachtlich.

Begrüßt wird man am Montagmittag von dem freundlichen Chefkellner Heiko Schnurr, der nicht nur ziemlich zügig die Getränkewünsche aufnimmt, sondern auch hilfreich bei der Auswahl der Vorspeisen ist. Einmal Rote Beete Suppe und einmal Bruschetta, so war der Plan. Aber der nette Mann weist darauf hin, dass es als Gruß aus der Küche eine Variante des Bruschetta geben würde. Schnell wird umgeplant und stattdessen ein Möhren-Ingwer-Süppchen bestellt.

Bruschetta mal anders: Geröstetes Weißbrot mit Aubergine, Paprika und Tomate.
Bruschetta mal anders: Geröstetes Weißbrot mit Aubergine, Paprika und Tomate. © Laura Schulz-Gahmen

Der Gruß aus der Küche kommt ziemlich schnell nach den Getränken. Auf den zwei mit Olivenöl und Knoblauch gerösteten Weißbrotscheiben wurde liebevoll gebratene Aubergine, Paprika und Tomate drapiert, außerdem etwas gehobelter Parmesan. Als Bett dient Rucola-Salat. Der Gruß aus der Küche ist mehr als das, denn es sind pro Person zwei Scheiben. Die Teller gehen leer zurück in die Küche.


Kurz danach kommen die Süppchen. Die Rote-Beete-Suppe ist zart und nicht zu erdig, sie schmeckt gut. Dazu wird eine Scheibe Weißbrot gereicht. Auch das Möhren-Ingwer-Süppchen kommt gut an. Es ist nicht zu scharf - was durch zu viel Ingwer schnell mal passieren kann - sondern ausgewogen. Außerdem kann man die Kokosmilch herausschmecken. Auch hierzu gibt es eine Scheibe Brot. Die Süppchen werden bis aufs letzte Tröpfchen ausgelöffelt.

Die Vorspeise: Rote Beete Suppe. Die Farbe ist typisch, der Geschmack nicht. Rote Beete muss man mögen, vielen ist der erdige Geschmack nicht willkommen. Diese Suppe von der Roten Beete im Primo Amore war zart erdig und herrlich leicht.
Die Vorspeise: Rote Beete Suppe. Die Farbe ist typisch, der Geschmack nicht. Rote Beete muss man mögen, vielen ist der erdige Geschmack nicht willkommen. Diese Suppe von der Roten Beete im Primo Amore war zart erdig und herrlich leicht. © Laura schulz-Gahmen

Hätte man erahnen könne, dass es einen großzügigen Gruß aus der Küche gibt, hätte man rückblickend vermutlich auf die Vorspeise verzichtet, denn eigentlich sind wir nach dem Gruß und der Vorspeise schon gut gesättigt. Aber so liegen noch zwei Hauptspeisen vor uns: einmal Rumpsteak mit Gemüse, Kartoffeln sowie Kräuterbutter und einmal Hirsch-Gulasch mit Spätzle.

Die Möhren-Ingwer-Suppe hatte genau die richtige Menge Ingwer und war somit nicht zu pikant. Der Geschmack der Kokosmilch kam deutlich heraus.
Die Möhren-Ingwer-Suppe hatte genau die richtige Menge Ingwer und war somit nicht zu pikant. Der Geschmack der Kokosmilch kam deutlich heraus. © Laura Schulz-Gahmen

Das Rumpsteak wird medium bestellt, es kommt medium-rare. Zur Überraschung der Begleitung ist der Garpunkt aber genau richtig und kitzelt das Aroma aus dem zarten Fleisch. Die Kartoffeln hätten stärker angebraten sein können, das Gemüse ist knackig und gut gewürzt. Nur die Kräuterbutter hätte sich in einem extra Schüsselchen besser als direkt auf dem Fleisch gemacht.

Das Hirsch-Gulasch zur Hauptspeise war mit 19.90 Euro völlig im Rahmen, geschmacklich was es ebenfalls solide. Für unsere Autorin hätten ruhig noch ein paar Preiselbeeren dran gedurft.
Das Hirsch-Gulasch zur Hauptspeise war mit 19.90 Euro völlig im Rahmen, geschmacklich was es ebenfalls solide. Für unsere Autorin hätten ruhig noch ein paar Preiselbeeren dran gedurft. © Laura Schulz-Gahmen

Fein von einander getrennt kommen die Spätzle und das Hirsch-Gulasch. So ist es dem Gast überlassen, wie viel Soße er seinen Spätzle hinzufügt. Ein Pluspunkt. Das Fleisch ist sehr zart und zerfällt im Mund, die Spätzle haben die richtige Konsistenz und schmecken ebenfalls gut. Das Fleisch mit der Soße hätte jedoch etwas mehr Würze vertragen, außerdem fehlte die süße Preiselbeer-Note, die hierzulande bei Wildgerichten üblich ist. Zusammengefasst war es aber ein leckeres Wild-Essen.

Nach dem umfängliches Essen fragt der aufmerksame Kellner, ob es noch ein Dessert sein darf. Zwar beinhaltete der ursprüngliche Plan, auch ein Tiramisu zu testen. Allerdings war dafür nach dem Gruß aus der Küche, der Vorspeise und dem Hauptgang, einfach kein Platz mehr. Beim nächsten Mal sehr gern, denn es wird definitiv ein nächstes Mal geben.

Die zweite Hauptspeise: Rumpsteak an Kartoffeln und Gemüse. Der Geschmack, die Qualität und der Garpunkt waren optimal. Die Kartoffeln hätten etwas mehr Röstaroma vertragen können.
Die zweite Hauptspeise: Rumpsteak an Kartoffeln und Gemüse. Der Geschmack, die Qualität und der Garpunkt waren optimal. Die Kartoffeln hätten etwas mehr Röstaroma vertragen können. © Laura Schulz-Gahmen

Service

Im Primo Amore fühlt man sich augenblicklich willkommen, was vor allem an der freundlichen Art des Chefkellners liegt. Zwischen den Gängen liegt kaum Zeit, hilfreiche Tipps zu den Speisen sind kostenlos und die leeren Teller werden zügig in die Küche getragen.

Barrierefreiheit

Die Zugänge zum Restaurant kommen ohne Stufen aus. Auch viele Tische, können problemlos erreicht werden, ohne dass Treppen überwunden werden müssten. Die Toiletten erreicht man allerdings über eine Treppe (Anm. d. Redaktion: In einer vorherigen Version stand im Text, dass die Toiletten barrierefrei erreichbar sind).

Preise

Der Gruß aus der Küche ist natürlich kostenlos. Da die Portion nicht unbedingt klein ist und durchaus eine Vorspeise ersetzen könnte, ist das ein schöner Einstieg in ein schönes Essen. Die Suppen haben 5,50 und 6,90 Euro gekostet und sind damit nicht zu teuer. Das Rumpsteak liegt bei 21,50 Euro und damit voll im Rahmen. Andernorts zahlt man auch mal deutlich mehr bei geringerer Qualität.

Das Hirsch-Gulasch war mit 19,90 Euro auch in Ordnung. Schaut man bei anderen Gastronomen in die Wildkarte, ist der Preis ähnlich, aber dafür bekommt man dort noch Rotkohl und Preiselbeeren dazu. Da gilt es noch etwas dran zu schrauben, um das Wild-Erlebnis etwas ehrlicher zu machen. Die Getränke, eine Cola, ein Ginger Ale und eine große Flasche Wasser, liegen mit 3,20 Euro, 3,90 Euro und 6,90 im Normalbereich.

Anfahrt/Parken

Das das Primo Amore genau in der Innenstadt liegt, ist es sowohl fußläufig gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, als auch für Menschen, die mit dem Auto anreisen. Hinter dem Gastronomiebetrieb liegt der Pfarrer-Bremer-Parkplatz. Ebenfalls in der Nähe ist das Parkhaus unterhalb von H&M und Co.

Bewertungen im Netz

Vier Rezensionen bei Google hat das Primo Amore gerade einmal, aber die haben es in sich. Es ist kein Wunder, dass noch nicht mehr Rezensionen zu sehen sind, denn das Restaurant hat erst seit dem 11. November geöffnet. Alle vier Rezensionen sind 5-Sterne-Bewertungen.

„Ich habe das Primo Amore in Lünen am 11.11.23 besucht und war sehr angenehm überrascht. Ich war bereits in Hamburg bei den Lieben zu Gast. Ihr macht einen mega tollen Job. Preis/Leistung stimmt total. Ich bin für diesen Abend und für das tolle Team extra 199 Kilometer gefahren ist und es hat sich gelohnt. Jungs macht weiter so!“, schreibt ein Google-Nutzer und Primo Amore-Gast. Die anderen drei Rezensionen lesen sich annähernd ähnlich.

Fazit

Zusammengefasst kann man sagen: Es schmeckt in dem neuen Restaurant und man fühlt sich wohl. Natürlich bringen Chefkoch Nadeem Asif und Chefkellner Heiko Schnurr einiges an Erfahrung aus Hamburg mit nach Lünen, aber Hamburg ist nicht Lünen und auch gestandene Profis müssen sich bei einem Neufang wie diesem vielleicht noch etwas eingrooven. Trotz kleiner Abzüge in der B-Note hat das Essen eine gute Qualität bei einem angebrachten Preis. Die Atmosphäre ist gemütlich, der Service ausgezeichnet. Ein Fazit nach gerade einmal einer Woche in Lünen: Wir kommen wieder, liebes Primo Amore. Das war ein gelungener Start.

Chefkoch Nadeem Asif (l.) und Chefkellner Heiko Schnurr vom Restaurant Primo Amore haben in Lünen einen Neuanfang gewagt. An das Pulverfass Cabaret vom Kiez erinnert eine Flasche Sekt im Lokal.
Chefkoch Nadeem Asif (l.) und Chefkellner Heiko Schnurr vom Restaurant Primo Amore haben in Lünen einen Neuanfang gewagt. An das Pulverfass Cabaret vom Kiez erinnert eine Flasche Sekt im Lokal. © Magdalene Quiring-Lategahn

Adresse: Primo Amore, Am Christinentor 3 in 44534 Lünen

Öffnungszeiten:

  • Montag & Mittwoch bis Freitag: 12 Uhr bis 14 Uhr und 17 Uhr bis 22 Uhr
  • Samstag: Von 17 Uhr bis 22 Uhr
  • Sonntag: Von 10 Uhr bis 22 Uhr
  • Dienstag: Ruhetag