Personalerschütterung im Rathaus Wirtschaftsförderer Axel Tschersich wechselt nach Lünen

Personalerschütterung: Axel Tschersich wird Beigeordneter in Lünen
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Es ist vielleicht kein gewaltiges Beben, aber zweifellos eine Personal-Erschütterung im Recklinghäuer Rathaus: Axel Tschersich, Fachbereichsleiter Wirtschaftsförderung, Standortmanagement und Stadtmarketing wechselt nach 37 Jahren im Dienst der Stadt Recklinghausen den Arbeitgeber.

Zum Januar wird er Erster Beigeordneter in Lünen. Die Entscheidung fällte der Rat der Stadt Lünen am Donnerstagabend, Bürgermeister Christoph Tesche war schon seit Wochen in Tschersichs Pläne eingeweiht: „Ich freue mich für ihn und habe ihn auch in gewisser Weise bestärkt, einen solchen Weg zu gehen, weil ich weiß, dass er das kann. Aber ich lasse ihn nicht gerne gehen, Recklinghausen verliert einen guten Mann.“

„Parteibuch hat nie eine Rolle gespielt“

Zwei, die sich schätzen: Axel Tscjhersich (l.) und Bürgermeister Christoph Tesche
Zwei, die sich schätzen: Axel Tschersich (l.) und Bürgermeister Christoph Tesche. © Archiv

Dabei betont Tesche ausdrücklich die fachlichen Qualitäten von Tschersich, „der sicherlich nicht umgehend eins zu eins zu ersetzen ist“, aber ganz bewusst auch dessen Loyalität. Und das ist nicht einfach selbstverständlich: Denn Tschersich hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ein SPD-Mann ist und auch bleiben wird. Und da musste der CDU-Bürgermeister Tesche durchaus an der einen oder anderen Stelle Überzeugungsarbeit in der eigenen Partei leisten. „Mir war nie das Parteibuch wichtig, sondern allein die Qualität der Arbeit, die abgeliefert wurde. Damit bin ich zuvor auch schon bei anderen Fachbereichsleitern gut gefahren. Ich hatte zu Axel Tschersich ein besonders enges und vertrauensvolles Verhältnis.“

Und so geht Letzterer auch keineswegs im Groll – ganz im Gegenteil: „Ich hatte zu allen Bürgermeistern, unter denen ich gearbeitet habe, ein gutes Verhältnis und fühlte mich stets gefördert. Und zwar unabhängig von der politischen Couleur. Von Erich Wolfram habe ich noch die erste Urkunde bekommen, danach kamen Jochen Welt und nicht zuletzt Peter Borggraefe. Aber auch die Beziehungen zu Wolfgang Pantförder und jetzt Christoph Tesche waren hervorragend.“

Axel Tschersich viel jünger
Es war einmal: Axel Tschersich im Jahr 2007. © Archiv

In Recklinghausen war der nächste Schritt wohl nicht möglich

Seine Entscheidung für Lünen sei der Abschluss eines längeren Prozesses gewesen: „Ich habe mich immer mal wieder umgeschaut, dann kam im Sommer diese Chance, und die habe ich ergriffen.“ Mit Erfolg: Elf Bewerber gab es insgesamt, darunter auch eine Frau. In Lünen trifft der 56-jährige Tschersich auf den parteilosen Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns, der sich auf eine große SPD/CDU-Koalition stützt. „Nach zwölf Jahren als Fachbereichsleiter wollte ich einfach noch einen weiteren Schritt machen.“

In Recklinghausen war dieser eher nicht mehr möglich, weil Tschersich das bereits angesprochene „falsche“ Parteibuch besitzt: Die CDU/Grüne-Koalition im Recklinghäuser Rathaus hätte seinen Aufstieg ins Beigeordneten-Trio wohl kaum zugelassen.

Die SPD hat theoretisch eine weitere Option

Axel Tschersich (r.) mit  André Jethon und Christian Klicki
Axel Tschersich (r.) ist nicht der einzige „Frischling“ in Lünen: André Jethon und Christian Klicki wurden dort ebenfalls zu neuen Beigeordneten gewählt. © Marc Fröhling

Aber zumindest spekulativ birgt Tschersichs Wechsel nach Lünen auch noch eine weitere Komponente: Denn bislang war dieser durch sein Loyalitätsbekenntnis zu Christoph Tesche als potenzieller Gegenkandidaten bei Bürgermeisterschaftswahlen ausgeschieden. Ob Tschersich, der in Recklinghausen wohnen bleibt, Pläne dieser Art schmiedet, ist nicht bekannt, aber sicherlich hat die örtliche SPD nunmehr eine weitere Option.

Ebenfalls noch ungeregelt ist aktuell noch Tschersichs Nachfolge. „Da werden wir in den nächsten zwei, drei Wochen einige Gespräche führen“, kündigt Bürgermeister Tesche als Verwaltungsschef an, „und diesen Unterredungen kann und werde ich nicht vorgreifen. Eventuell wird das auch ausgeschrieben“.

In der 85.000-Einwohner-Stadt Lünen wird Tschersich derweil ab Januar auch auf Neuland treffen: „Mein Dezernatsbereich umfasst Jugend/Soziales, Bildung/Sport und Personal sowie IT. Hier in Recklinghausen ist mir sehr viel vertraut, dort werde ich mich in einiges einarbeiten müssen.“ Ein monatliches Grundgehalt von 8909 Euro in der Besoldungsstufe B4 wird ihm da als Motivationshilfe dienen.

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