Ein Spezialtrupp hat damit begonnen, die Nester des Eichenprozessionsspinners an Bäumen eines Privatwaldes in Beckinghausen zu entfernen. Um die Kosten gibt es Streit.

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Raupen-Ärger zieht Kreise: Waldbesitzer geht gegen Grünschnitt-Sünder vor

rnNester werden beseitigt

Im Streit zwischen Anwohnern und Waldbesitzer um Nester des Eichenprozessionsspinners hat die Stadt gehandelt: Eine Spezialkolonne soll die Gefahr entfernen. Jetzt gibt es Ärger um Grünabfall.

Lünen, Beckinghausen

, 19.08.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit Schutzanzug, Helm und Hubwagen rückte am Donnerstag (19.8.) die EPS-Kolonne der Wirtschaftsbetriebe Lünen (WBL) an. EPS steht für Eichenprozessionsspinner. Der hat sich in 21 Bäumen des Privatwaldes in Beckinghausen eingenistet. Anwohner Am alten Sägewerk klagen über allergischen Reaktionen der winzigen Brennhaare der Raupen. Einige von ihnen haben einen Anwalt eingeschaltet, der sich an die Stadt Lünen wandte.

Bitten an Waldbesitzer Dieter Kuhne waren ungehört verhallt. Er will die Nester nicht entfernen, weil er in den Raupen eine waldtypische Gefahr sieht. Dabei beruft er sich auf das Forstgesetz NRW.

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Jetzt hat die Stadt gehandelt. Sie begründet die Aktion mit allgemeiner Gefahrenabwehr, da für die direkten Anwohnerinnen und Anwohner eine akute Gesundheitsgefahr bestehe. Das Kreisgesundheitsamt teile diese Einschätzung. Mittlerweile hat Dieter Kuhne um den Wald ein Flatterband mit Hinweis auf den Eichenprozessionsspinner gezogen. Die Entfernung der Nester kostet zwischen 6000 und 12.000 Euro. Zahlen will er nicht.

An dieser Eiche hat der Eichenprozessionsspinner ein Nest gebaut.

An dieser Eiche hat der Eichenprozessionsspinner ein Nest gebaut. © Quiring-Lategahn

Grünabfall im Wald kostet bis zu 50.000 Euro

Der Konflikt hat einen weiteren ausgelöst: Schon lange ärgert sich Kuhne über Anwohner, die ihren Gartenabfall in seinen Wald kippen. Jetzt hat er Anzeige bei der Umweltbehörde erstattet. Das bestätigt die Pressestelle des Kreises Unna auf Anfrage der Redaktion. Das Abkippen von Grünschnitt im Wald ist strafbar. Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz dürfen jegliche Abfälle nur bei den dafür vorgesehenen Anlagen abgeladen werden. Das gelte vor allem bei Gartenabfällen. Diese enthielten zwar meist natürliche Materialien, sie seien aber teilweise hier nicht heimisch. Dadurch könnten sie dem Wald schaden. Teichabfälle könnten auch Schadstoffe enthalten.

Das Entsorgen von Grünabfällen im Wald kann teuer werden. Ein Bußgeld von 50 bis 50.000 Euro steht im Raum. Dabei komme es laut Pressestelle des Kreises Unna auf die Menge und Art des Grünabfalls sowie auf die Einsichtigkeit des Verursachers an.

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Müllsünder haben Post vom Kreis Unna

Im konkreten Fall in Beckinghausen hat die Umweltbehörde die Situation besichtigt und eingeschätzt. „Die Anwohner im näheren Umkreis wurden angeschrieben, informiert und aufgefordert den Müll zu beseitigen und ähnliches Verhalten zu unterlassen“, heißt es seitens des Kreises. Weiteren Hinweisen zum Verursacher werde nachgegangen. Dieser erhalte die Möglichkeit, die Abfälle zu beseitigen. Damit könne das Bußgeld eventuell verringert, weil die Kosten für Beseitigung entfallen.

Währenddessen ist die Beseitigung der Nester angelaufen. Eigentlich sei die Saison des Raupenprozessionsspinners schon vorbei, sagen Sebastian Steinhoff und Benedikt Heise. Sie sind die EPS-Kolonne. Beide haben eine spezielle Kletterausbildung. Mit dem Hubwagen kommt man manchmal nicht weit. Um die Nester zu erreichen, hilft oft nur klettern. Am Donnerstag klappte auch das nicht: es war zu nass.

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Haarspray gegen Brennhaare

An die 3000 Nester haben sie in diesem Jahr in Lünen entfernt. An der Kreuzstraße wird es wohl drei bis vier Tage dauern, bis sie alle eingesammelt haben. Mit grünen Punkten wurden die betroffenen Bäume im Wald markiert. Die Nester sind mitunter nur drei Meter von den Grundstücken der Anwohner entfernt, manche finden sich auch über dem Gehweg der Kreuzstraße. Einige sind in zehn Metern Höhe.

Nur gut geschützt gehen die Mitarbeiter auf Nesterjagd.

Nur gut geschützt gehen die Mitarbeiter auf Nesterjagd. © Quiring-Lategahn

Das Ordnungsamt war zu Arbeitsbeginn vor Ort, um sich ein Bild zu machen. Den Industriesauger mit Spezialfilter konnten die WBL-Mitarbeiter am Donnerstagmorgen nicht nutzen. Dafür waren die Nester schon zu groß. Stattdessen wurden sie mit Haarspray besprüht, um die Brennhaare zu fixieren und anschließend per Hand abgenommen. Letztlich kommen die Nester in die Verbrennung.