Es ist ein kleines Refugium: Der ehemalige Schulgarten der Alten Schule in Alstedde. Vor gut 150 Jahren baute dort der Lehrer der Schule Gemüse für den eigenen Verzehr an, die Schülerinnen und Schüler der 1865 gebauten einklassigen Schule am Alten Kirchweg halfen ihm dabei. Mittlerweile hält Regina Kesting, die gegenüber wohnt, dort ihre Hühner.
Mit einigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern gärtnert sie dort. „Wir haben eine Gärtnerin, die Bohnen, Petersilie, Zwiebeln und Kürbisse anbaut. Auf dem Beet eines anderen wachsen exotische Blumen“, sagt sie, während sie durch die engen Gänge geht. Bereits seit 1979 wird der alte Bauerngarten durch das private Engagement gepflegt.
Auch das Gebäude retten
So ein Engagement legt die Lünerin auch für das Schulgebäude an den Tag, das seit 2021 leer steht, nachdem die Kinder des benachbarten Kinderhauses im April des Jahres aus dieser Übergangsunterkunft in ihren Neubau gezogen sind. „Wir würden das Gebäude gern nutzen und auch für Vereine und Treffen öffnen. Für die könnte ein Raum im hinteren Teil entstehen. Vorn könnten Wohnungen und Praxen untergebracht werden“, sagt Regina Kesting im Gespräch mit der Redaktion.
Wir – das ist der Arbeitskreis Umwelt und Heimat. Der hat sich den Erhalt von alten Gebäuden auf die Fahne geschrieben. Für die Alte Schule in Alstedde konnten die Akteure 2016 sogar den Denkmalschutz erwirken. Doch nun fürchten sie, dass die Stadt das Gebäude verkommen lässt.
„Wir hatten schon zwei, sehr konstruktive Gespräche mit dem Bürgermeister und haben dort wie auch im Kulturausschuss unsere Ideen für das Gebäude vorgetragen“, sagt sie. Auch den privaten Erwerb des Gebäudes habe sie dem Bürgermeister bereits angeboten, um das Haus vor dem Verfall zu retten. Der Bürgermeister habe im Gespräch erklärt, in der Alten Schule solle mittelfristig ein Bürgerzentrum für Alstedde entstehen. Auch der Einzug eines Kindergartens sei Thema gewesen, aber kein Träger wollte das Gebäude übernehmen. Auch aus der geplanten Unterkunft von Geflüchteten aus der Ukraine sei nichts geworden, erzählt Regina Kesting.

Konkrete Pläne von der Stadt?
Kurz danach habe der Bürgermeister gesagt, das Gebäude sei kurzfristig in den Verkauf gegangen und die Zuständigkeit liege bei der Zentralen Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL). Bei einem Anruf dort habe sie erfahren, dass man nichts von einem Verkauf des Gebäudes wisse. „Ohne politische Entscheidung und Wertgutachten geht das auch nicht, wurde mir gesagt“, erklärt Regina Kesting. Auf Anfrage der Redaktion an die Pressestelle der Stadt Lünen heißt es: „Es gibt noch keine konkreten Pläne zur Nutzung bzw. zum Verkauf“, so Pressesprecher Daniel Claeßen. Seit einiger Zeit gebe es keinen Austausch mehr mit der Stadt. „Wir haben mit vielen Ansprechpartnern geredet, jetzt hören wir aber nichts mehr. Das ist frustrierend“, sagt Regina Kesting.
Nun wurde in das Gebäude eingebrochen. „Es wurden Fenster eingeschlagen, Türen aufgebrochen und ein Fahrrad gestohlen.“ Das gestohlene Fahrrad bestätigt auch die Polizei Dortmund auf Nachfrage der Redaktion, die Pressestelle der Stadt kann könne hingegen konkreten Angaben zum Schaden machen.

Wasser auf dem Fußboden
Auch etwas anderes ist der Lünerin aufgefallen: Im Keller fehlen Kupferrohre an den Heizungen und im alten Klassenzimmer stand Wasser auf dem Boden. Dort habe sie auch Fußspuren gesehen. „Ob der Wasserschaden nun vom selben Einbruch wie die eingeschlagenen Fenster kommt, weiß ich nicht genau“, sagt sie. Er ist jedenfalls da.
Bei der ZGL, mit der sie regelmäßig zum Gebäude in Verbindung steht, wurde sich um die schnellen Reparaturen gekümmert. So wurden beispielsweise Holzplatten an den kaputten Fensterscheiben angebracht. Als die Polizei da war, nachdem Regina Kesting sie gerufen hatte, sei aber niemand von der ZGL gekommen, die Schäden habe sie zusammengetragen.
„Solche leeren Häuser ziehen ja auch Leute an, die das zum illegalen Treffpunkt machen“, fürchtet sie. Wie es am Alten Kirchweg weitergeht, weiß sie nicht. Doch sie hofft, dass sie ihre Pläne bald umsetzen kann.