Traditionell und modern ist nicht nur das Ambiente, sondern auch die Speisekarte im Poseidon. Es gibt sogar Borussia- und Schalke-Teller. Wer beliebter ist, verrät der Chef nur zögerlich.
Essen gehen nach oppulenten Festtagen hielt ich zunächst für keine gute Idee. Der Appetit hielt sich in Grenzen. Das änderte sich, als ich nach einem Arbeitstag am Mittwoch (2. Januar) mit meinem Mann im griechischen Restaurant Poseidon an der Kamener Straße 217 in Beckinghausen die Speisekarte las: Ich bekam Geschmack. Wir hatten nicht reserviert in der Annahme, anderen ginge es ähnlich. Doch weit gefehlt: im Poseidon war einiges los.
Die Atmosphäre
Inhaber Vasileros Ntoufas (40), den Stammgäste mit der deutschen Form seines Vornamens „Willi“ nennen, begrüßte uns an der Tür. Wir dürfen einen Tisch wählen und ich sitze zu Füßen von Aphrodite. Als Fan griechischer Sagen gefällt mir die Atmosphäre mit den reliefartigen Figuren an den Wänden. Sie erzählen Geschichten von Jagd, Familien mit Tieren und von Musik. Natürlich dürfen die Götter nicht fehlen, darunter Poseidon, der Namensgeber des Restaurants.
Doch antiker Charme ist nicht alles. Erst im vergangenen Sommer hat der Gastronom mit neuer Inneneinrichtung Akzente im Lounge-Stil gesetzt. Bilder von Aristoteles Onassis oder Maria Callas stehen für das moderne Griechenland. Künftig will er weiter investieren und sein Restaurant mit 85 Plätzen um einen Wintergarten für 120 Gäste erweitern. Der soll dort entstehen, wo einst die inzwischen abgerissene Kegelbahn war.
Ntoufas, der seit fast sechs Jahren das Restaurant betreibt, hat inzwischen auch Gebäude und Grundstück gekauft. Insgesamt investiert er eine Million Euro am Standort. Im geplanten Wintergarten sei dann Platz auch für größere Gesellschaften. Im Sommer können Dach und Wände geöffnet werden, bei kühleren Temperaturen wird er beheizt. Vasileros Ntoufas ist zuversichtlich für die Zukunft: „Es läuft gut“, sagt er. 90 Prozent seiner Gäste seien Stammkunden.
Er selbst stammt aus einer Gastronomenfamilie und kam mit 13 Jahren nach Deutschland. Ihn unterstützen seine Frau Georgia (37) und seine Mitarbeiter. Seine beiden Schwestern haben Lokale in Möchengladbach und Lübeck.
Die Speisekarte
Viele Vorspeisen, kalt und warm, stehen auf der Karte. Darunter natürlich Zaziki, aber auch griechische Fischrogen oder vieles mit Schafskäse. Bei den Hauptgerichten ist die Auswahl ebenfalls groß. Es gibt viele klassische griechische Spezialitäten aus dem Meer, aus der Pfanne und vom Grill. Eine Salatkarte gehört dazu. Beilagen und Extra-Saucen können dazugewählt werden. Was ich beim Griechen nicht erwartet hätte: Auch Schnitzel Wiener Art oder Spgahetti Bolognese stehen auf der Karte.

Das ist die Lünen-Platte mit Souvlaki, Suzuki, Schweinefilet, Gyros und Pommes Frites. Salat gab es extra. © Foto Magdalene Quiring-Lategahn
Auffallend sind die Lünen- oder Beckinghausen-Platten, eine Hommage an Stadt und Stadtteil, aber auch der Borussia- und Schalke-04-Teller für Fußballfans. Der besteht aus Gyros, Souvlaki , Pommes Frites und Salat sowie Hähnchenbrusfilet (Borussia). Beim Schalke-Teller wird statt Hähnchen Bifteki und Zaziki serviert. In der Tat ist der Schalke-Teller das meist verkaufte Essen, was Borussia-Mönchengladbach-Fan Ntoufas aber nur zögernd auf Nachfrage verrät. Grüne Kennzeichen weisen auf vegetarische Gerichte hin. Senioren können kleinere Portionen wählen. Eher übersichtlich sind die vier Desserts auf der Nachtischkarte.
Die Vorspeisen
Die Auswahl fällt aufgrund der Vielfalt schwer. Ich entscheide mich für Triopitakia,
Teigblätter gefüllt mit Schafskäse, dazu Zaziki (5 Euro).

Die Vorspiese Triopitakia besteht aus Teigblättern, gefüllt mit Schafskäse, dazu Zaziki. © Foto Magdalene Quiring-Lategahn
Mein Mann wählt Gigantes, dicke Bohnen in Tomatensauce (4,50 Euro).

Gigantes heißt die Vorspeise mit dicken Bohnen in Tomatensauce. © Foto Magdalene Quiring-Lategahn
Der Kellner stellt die Gerichte in die Mitte des Tisches mit dem Hinweis, so könnte jeder probieren. Gute Idee. Das tun wir auch. Beides ist köstlich.
Die Hauptgerichte
Für mich ist Gyros der Klassiker im griechischen Restaurant. Ich wähle ihn mit pikanter Sauce, verfeinert mit Creme Fraiche, Metaxa und frischen Kräutern. Dazu gibt es Scheibenkartoffeln und Salat (13 Euro).

Gyros als Hauptgericht mit pikanter Sauce, verfeinert mit Creme Fraiche, Metaxa und frischen Kräutern. © Foto Magdalene Quiring-Lategahn
Der Salat wird zuerst serviert. Ein Problem. Denn danach bin ich eigentlich schon satt. Das Essen hat eine angenehme Schärfe, das Fleisch ist butterzart. Dass die Scheibekartoffeln leicht gebräunt sind, hatte ich nicht erwartet. Ist aber kein Problem.

Die Scheibenkartoffeln waren leicht gebräunt. © Foto Magdalene Quiring-Lategahn
Mein Mann bestellt die Lünen-Platte mit Souvlaki, Suzuki, Schweinefilet, Gyros sowie Pommes Frites und Salat (14 Euro). Auch er ist zufrieden. Beide schaffen wir die Portion nicht, was bei meinem Mann eher selten vorkommt. Daher nehmen wir das Angebot an und lassen uns die Reste einpacken.
Die Nachspeise
Wir hätten zwischen Eiscocktail mit heißen Feigen, Jogurt mit Honig und Nüssen oder mit süßer Möhrensauce und griechischem Blätterteigkuchen, gefüllt mit Grießbrei und Honig, wählen können.

Ein griechischer Mokka ersetzte für uns die Nachspeise. © Foto Magdalene Quiring-Lategahn
Doch wir müssen passen. es reicht gerade noch für einen griechischen Mokka (2 Euro).
Die Getränke
Natürlich steht eine Auswahl an griechischem Wein auf der Karte. Doch der vom Haus angebotene Ouzo zur Begrüßung reicht uns nach den Feiertagen. Den am Ende lehnen wir dankend ab. Wir bleiben bei Mineralwasser (2,20 Euro) und Radler (2,30 Euro).
Der Service
Wir werden zügig und aufmerksam bedient, mal vom Kellner, mal schaut der Chef vorbei und fühlen uns wohl.
Die Preise
Bei den Vorspeisen ist Zaziki mit Brot für 3,50 Euro die günstigste und Oktapus gegrillt mit Oregano, Knoblauchöl und gebratenen Peperoni für 12 Euro die teuerste. Die meisten kosten zwischen 4 und 7 Euro. Die Hauptspeisen liegen zwischen 9 Euro (Spaghetti) und 20,50 Euro (Rumpsteak). Die Seniorenteller variieren zwischen 7,50 und 11 Euro. Wir fanden das Preisniveau angemessen.
Kinderfreundlichkeit
Der Inhaber hat selbst zwei Kinder (5 und 7). Dementsprechend ist die Karte. Es gibt fünf Gerichte vom kleinen Gyrosteller bis zu Spaghetti mit Hackfleischsauce. Die Karte ist als Bild zum Ausmalen gestaltet, so dass die Kleinen gut beschäftigt sind. Außerdem gibt es Hochstühle und eine Wickelkommode im Sanitärbereich.
Barrierefreiheit
Der Zugang zum Restaurant und zu den Toiletten ist barrierefrei. Neben Toiletten sind Halterungen zum Hochziehen angebracht.
Fazit
Dafür, dass wir eigentlich von den Feiertagen noch gut gesättigt waren, haben wir mit Appetit gegessen, auch wenn wir nicht alles geschafft haben. Es hat uns gut geschmeckt, die Atmosphäre war angenehm, auch wenn wir auf die Hintergrundmusik hätten verzichten können. Insgesamt haben wir für zwei Personen 45 Euro bezahlt. Das fanden wir in Ordnung.
Was das Netz sagt
Google listet 4,6 von fünf Sternen bei 323 Bewertungen auf. Gelobt werden das leckere Essen, die großen Portionen, die Atmosphäre und die freundliche Bedienung. Empfohlen wird eine Reservierung besonders am Wochenende.
Alle Infos
Poseidon, Kamener Str. 217, 44532 Lünen, Tel. (02306) 13494, E-Mail:
kontakt@poseidon-luenen.de, Homepage: www.poseidon-luenen.de
Öffnungszeiten: Mo.-So. 11:30 - 14:30 und 17:00-23:00 Uhr
Dienstag Ruhetag
- Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants, als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfache Menschen, die gerne an schönen Orten essen.
- Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.
- Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, offenbaren wir uns und vereinbaren einen Fototermin für die Gaststätten-Aufnahmen.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
