Die Polizei hat in Lünen einen mutmaßlichen Drogenhändler festgenommen. Wie sie in einer Pressemitteilung erklärt, hatten zivile Einsatzkräfte am Dienstagnachmittag (21. Januar) einen Verkauf von Betäubungsmitteln beobachten können.
Demnach hatte sich die Zivilstreife strategisch in der Steinstraße positioniert, da sie in der Vergangenheit schon mehrfach als Drogenumschlagplatz aufgefallen sei. Bereits nach kurzer Zeit hätten sie gesehen, wie ein Mann Geld von einem 22-Jährige annahm und ihm daraufhin eine Tüte mit Betäubungsmitteln übergab. Der Käufer wurde in der Folge von der Polizei kontrolliert und erhielt einen Platzverweis.

Betäubungsmittel und Bargeld
Währenddessen habe der Verkäufer zunächst eine Gaststätte mit einem angrenzenden Kiosk in der Steinstraße betreten, ehe er mit einem Fahrrad zu einer nahegelegenen Kleingartenanlage fuhr. Dort hätten die Beamten den 49-Jährigen kontrolliert und ein Mobiltelefon sowie mehrere Verpackungen gefunden, in denen sich augenscheinlich Kokain befand.
Mit einem richterlichen Beschluss, so berichtet die Polizei Dortmund, haben die Einsatzkräfte die Kleingartenparzelle durchsucht. Dabei hätten sie Betäubungsmittel, Amphetamine, ein griffbereites Rasiermesser und Bargeld in „dealertypischer Stückelung“ finden können. Den 49-Jährigen nahmen sie daraufhin fest. Den Mann ohne festen Wohnsitz erwarten nach Angaben der Polizei mehrere Anzeigen nach dem Betäubungsmittelgesetz.
Kokain in Gartenlaube
Gegen 17.10 Uhr haben die Polizisten außerdem den Kiosk durchsucht, den der 49-Jährige zuvor aufgesucht hatte. Bei einer Durchsuchung der Räumlichkeiten – einschließlich der Lagerräume – fanden sie fünf Kartons mit E-Zigaretten, unversteuerten Tabak sowie Blister mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Die Fundstücke beschlagnahmten die Beamten. Auf den 24-jährigen Kioskbetreiber werden nach Angaben der Polizei mehrere Anzeigen wegen Straftaten nach dem Arzneimittelgesetz sowie einer Straftat nach der Abgabenordnung zukommen.
Nachdem sie einen zusätzlichen Zeugenhinweis erhalten hatten, durchsuchten die Beamten gegen 21.10 Uhr eine weitere Gartenlaube. Dort sollen sie „eine nicht geringe Menge“ Kokain gefunden haben, die sie sicherstellten. Auch den 34-jährigen Besitzer der Laube nahmen sie fest. Ihn erwartet eine Anzeige wegen illegalen Handeln mit Kokain. Außerdem werde bei ihm und dem 49-Jährigen aktuell geprüft, ob Haftgründe vorliegen.

Anwohner haben „mulmiges Gefühl“
Die Aussage der Polizei, dass die Gegend rund um die Steinstraße mehrfach als Drogenumschlagplatz aufgefallen sei, bestätigen mehrere Anwohner im Gespräch mit der Redaktion. Sie hätten des Öfteren junge Menschen an der Thomas-Mann-Straße im Bereich der Kirche beobachtet, als diese gedealt und vermutlich Joints konsumiert haben.
„Es ist ein bisschen besser geworden, seit der Zaun an der Kirche hochgezogen wurde. Davor sind die über die Mauer geklettert, sind in den Keller gegangen und haben dahin gepinkelt“, erzählt eine Anwohnerin (Name ist der Redaktion bekannt). Laut dieser Anwohnerin hat die Gruppe an der Straße auch viel Müll in Form von Flaschen, Dosen und Zigaretten hinterlassen.
Doch nicht nur an der Straße wollen Anwohner etwas beobachtet haben. So erzählt ein Nachbar des Kiosks, dass er auch dort auffällige Aktivitäten beobachtet haben will. „Es fällt auf, dass hier Fahrzeuge aus ganz Deutschland, aus Wuppertal, aus Hamburg, aus Berlin und was weiß ich, zum Kiosk kommen. Ich wüsste kaum eine Stadt in Deutschland, die hier schon nie gestanden hätte. Da frage ich mich immer: Die kommen alle in die Bergmannskolonie, um hier wahrscheinlich Coca-Cola zu trinken in der Bude, weil die hier besonders gut ist?“, erzählt er.
Der Anwohner (Name ist der Redaktion bekannt) berichtet außerdem, dass er oft gesehen habe, wie an parkenden Autos etwas hineingereicht oder Menschen im Vorbeigehen schnell etwas übergeben wurde. Seit rund 40 Jahren lebt er nach eigenen Angaben an der Straße, und die Entwicklung bereite ihm Sorge: „Wenn man ahnt, was hier unter Umständen läuft, da hat man ein mulmiges Gefühl. Meine Frau sagt, sie geht da abends nicht mehr lang, weil da oftmals mehrere Gruppen oder eine große Gruppe an der Ecke stehen.“

Schneller Fluchtweg für Dealer
Neben den Anwohnern hat auch einer der Kleingärtner (Name ist der Redaktion bekannt) der Gartenanlage beobachten können, dass auf dem Weg vor der Anlage und dem Parkplatz immer wieder stehen würden. „Entweder stehen Sie hier an dem Trafokasten, oder Sie stehen hier 50-100 Meter weiter am Weg und sind da am Verhandeln“, erzählt er. Der Grund dafür liegt für den Kleingärtner an der guten Fluchtmöglichkeit. Denn am Parkplatz zur Anlage gabelt sich der Weg auf: auf der einen Seite zur Münsterstraße, auf der anderen Seite zur Dorfstraße. Mit dem Auto kann man allerdings die Dorfstraße von der Gartenanlage allerdings nicht erreichen, denn direkt an der Kreuzung wird der Weg durch Pöller versperrt.
Von dem Einsatz am Dienstagnachmittag und -abend habe er nichts mitbekommen. „Wir waren hier mit fünf Mann, aber keiner hat etwas mitbekommen“, sagt er.