
© Borys Sarad
Skurriler Einbruch beim Wertstoffhof endet mit Freispruch
Reifendiebstahl in Holzwickede
Eine Frau, die verschwindet, ein Angeklagter, der nie am Tatort gewesen sein will, und ein Diebstahl, der nie nachgewiesen werden konnte: Das sind die Eckdaten eines Prozesses, an dessen Ende ein Freispruch steht.
Die Tat sollte sich im Juli 2020 ereignet haben. Dem 36-jährigen Lüner wurde zur Last gelegt, über ein Loch im Zaun auf das Gelände des Wertstoffhofes in Holzwickede eingedrungen zu sein, vier Reifen eingesammelt zu haben und verschwunden zu sein, als die Polizei auf der Bildfläche erschien. Seine Ex-Freundin soll draußen Schmiere gestanden haben.
Dem Einsatz ging der Anruf einer aufmerksamen Anwohnerin voraus, die eine männliche Gestalt auf dem Gelände und eine mutmaßlich weibliche Person davor wahrnahm. Die frühere Freundin des Lüners, mittlerweile verschwunden, wurde von den Beamten vor Ort angetroffen. Spätere Ermittlungen ergaben, dass der Angeklagte das im Tatortbereich entdeckte Auto mit irischem Kennzeichen zu dieser Zeit fuhr. So geriet er in Verdacht.
Angeklagter schildert anderes Bild von der Tatnacht
Jetzt wurde der Fall vor dem Amtsgericht in Unna verhandelt und der 36-Jährige beteuerte, ahnungslos zu sein. Er wisse nicht, was in der fraglichen Nacht passiert sei. Ein Bekannter sei damals mit seiner Ex-Freundin und dem Wagen unterwegs gewesen. Mitten in der Nacht sei er plötzlich aufgetaucht – ohne das Auto, ohne die Frau, mit rotem Gesicht und mit schmutzigen Händen.
Auf Nachfrage habe ihm der Mann nur gesagt, es habe Streit gegeben und der Wagen stehe im Bereich des Flughafens. Der Lüner habe sich daraufhin mit dem Pkw eines anderen Bekannten auf die Suche gemacht. Das Auto habe er gefunden, nicht aber die Frau. „Wenn ich gewusst hätte, dass die geklaut haben, wäre ich nicht hingegangen“, versicherte er. Wie der Bekannte allerdings ohne Pkw von Holzwickede nach Lünen gelangt sein sollte, konnte er nicht sagen.
Angeklagter und Partnerin waren von der Polizei angehalten worden
Nicht die einzige Frage, die offen blieb. Tatsächlich wurde besagte Freundin bereits am Vortag der vermeintlichen Tat in dem Wagen kontrolliert. Bei der Gelegenheit gab sie an, sie warte auf ihren Partner und einen Bekannten, die gerade Zeitungen verteilen würden. Auch wurde der Angeklagte in der fraglichen Nacht offenbar in dem anderen Auto gestoppt und gab bei der Gelegenheit an, er suche seine Freundin und müsse zur Arbeit.
Der Verteidiger kritisierte fehlende Ermittlungen am Tatort, die Vertreterin der Anklage erklärte verblüfft, dass nicht einmal feststehe, was auf dem Wertstoffhof weggekommen sei und der Richter kommentierte: „Es ist fraglich, ob man die Version des Angeklagten glauben muss. Das Gegenteil ist aber nicht feststellbar.“ Sie hätten ja noch nicht einmal feststellen können, ob etwas weggekommen sei. Der skurrile Fall endete mit einem Freispruch.
Lebt im Sauerland und fühlt sich dort überaus wohl. Saß vor über 20 Jahren zum ersten Mal in einem Gerichtssaal, um über einen Prozess zu berichten und hat dabei ihren Traumjob gefunden.
