„Kaum irgendwo im Ruhrgebiet ist es unwahrscheinlicher, pleitezugehen, als im Kreis Unna.“ Zu diesem Fazit kommt die Creditreform Dortmund bei einer Auswertung ihrer Datenbank für das Jahr 2022. Untersucht wurde das „Pleiterisiko für Unternehmen in NRW“.
Insgesamt 8922 Unternehmen im Kreis Unna wurden dafür erfasst. Das Insolvenz-Risiko im Kreis lag vergangenes Jahr bei 1,28 Prozent. Damit liegt der Kreis Unna etwa im Landesschnitt. Im gesamten Ruhrgebiet liegt das Risiko mit 1,66 Prozent klar höher. In allen drei Kategorien stieg das Risiko im Vorjahresvergleich.
Umsatz bringt Sicherheit
„Es freut uns als Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna sehr, dass unsere Region bei dem Ranking so gut abgeschnitten hat“, sagt Sascha Dorday, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Unna (WFG). Die WFG erhebe zwar selbst keine Zahlen zu Insolvenzen, habe aber täglich Kontakt zu den Unternehmen im Kreis. „Unsere Eindrücke decken sich mit den Zahlen, die Creditreform erhoben und veröffentlicht hat“, sagt Dorday.
Die vergleichsweise geringe Zahl von Insolvenzen lasse sich unter anderem mit der robusten wirtschaftlichen Lage und Struktur in der Region begründen. Sie sei „von einer breiten Vielfalt an Branchen und Unternehmen geprägt“, so Dorday. Zum anderen hätten viele Unternehmen im Kreis Unna sehr erfolgreich auf die Herausforderungen des sich wandelnden Marktes reagiert und sich an neue Bedingungen angepasst.

NRW-weit ging die Zahl der Pleitefälle „paradoxerweise“ im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zurück, teilt Experte Wolfgang Scharf von Creditreform Dortmund mit: „Das lag im Wesentlichen an den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, die mittlerweile nicht mehr existieren. Die Fälle steigen folglich wieder.“
Welche Unternehmen am sichersten sind? „Generell lässt sich feststellen, dass das Ausfallrisiko mit steigendem Jahresumsatz der Unternehmen fällt“, sagt Scharf. Anders sieht es in einzelnen Branchen aus. Im ‚Verkehr und Lagerei‘ (3,31 Prozent), im Baugewerbe (2,21 Prozent) und im Verarbeitenden Gewerbe (1,83 Prozent) liegt das Risiko überdurchschnittlich hoch.
Ausblick aufs nächste Jahr
Eine Prognose für 2024 abzugeben, sei auf Grund der vielen Unwägbarkeiten wie dem Ukrainekrieg oder der Energiekrise schwierig. „Ich bin aber mit Blick auf die Resilienz der heimischen Wirtschaft eher optimistisch, dass die Zahlen ähnlich gut ausfallen“, sagt WFG-Geschäftsführer Dorday.
Creditreform-Geschäftsführer Scharf ist skeptischer: „Nach den aktuellen Steigerungen erwarten wir für 2023 ein noch höheres Pleiterisiko.“ Das gelte auch für den Kreis Unna. „Neben dem Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen ist die Zinswende ein wichtiger Grund dafür“, so Scharf.
Überraschung zur Feier: Zehn Jahre Urlaubsguru „wie eine Achterbahnfahrt“
Krankenhäusern droht Pleitewelle: Kosten-Explosion trifft CKU dreifach
Staatsanwalt klagt Ehepaar Wiese an: Rechtsbruch im Reitsportzentrum Massener Heide