Physiotherapeut aus Lünen soll Patientin missbraucht haben „Nur gelockert und mobilisiert“

Physiotherapeut aus Lünen soll Patientin missbraucht haben
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Eineinhalb Jahre nach mutmaßlichen Übergriffen auf eine seiner Patientinnen muss sich ein Physiotherapeut (47) aus Lünen vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Der Angeklagte soll in seiner Praxis in einer Ruhrgebietsstadt während einer Massage-Einheit in einer Behandlungskabine eine Frau sexuell bedrängt und missbraucht haben. Der Lüner weist die Vorwürfe zurück.

Vertrauen zerstört

Im Anschluss an einen Behandlungstermin im April 2021 hatte eine Patientin ihrem Ehemann berichtet, von dem Physiotherapeuten während der Behandlung auf der Massageliege im Intimbereich berührt worden zu sein. Danach wurden von dem Paar zunächst jegliche weiteren Termine abgesagt und später auch eine Strafanzeige bei der Polizei erstattet.

„Der Mann hat mir per WhatsApp geschrieben, dass sie nicht mehr zu mir in die Behandlung kommen. Das Vertrauen sei zerstört“, berichtete der Lüner am Montag (14.11.) vor der 7. Strafkammer am Bochumer Landgericht. Zuvor habe er, so der Angeklagte weiter, das Paar gegen Barzahlung regelmäßig massiert – also nicht nur die Frau, sondern auch deren Ehemann.

Massive Rückenschmerzen

Bei gar nicht wenigen Therapie-Terminen der Frau (insgesamt sollen es neun gewesen sein) sei der Mann sogar zeitgleich mit vor Ort in der Praxis gewesen und praktisch in unmittelbarer Nähe zu den optisch abgeschirmten Behandlungskabinen gesessen, hieß es. Nie habe es eine „Missfallensäußerung“ gegeben.

An die Situation am fraglichen Behandlungstag (26. April 2021), den die Anklage als sexuellen Übergriff bewertet, will der Physiotherapeut sich noch ganz genau erinnern können. Die Frau sei dieses Mal alleine erschienen, habe über massive Rückenschmerzen nach einer Radtour geklagt. Über seinen Verteidiger ließ der Krankengymnast aus Lünen vortragen, dass man im Anschluss an die Therapieeinheit sogar noch Tee getrunken, einen neuen Termin vereinbart und sich sogar zur Verabschiedung „herzlich umarmt“ habe.

„Definitiv nicht“

Auch die Massage sei wie immer verlaufen, seine Griffe seien die üblichen gewesen, beteuerte der Angeklagte. Die Patientin habe bäuchlings auf der Massageliege gelegen, unten herum habe sie an diesem Tag lediglich einen Stringtanga getragen. „Ich habe nur die Muskulatur gelockert und mobilisiert“, so der Angeklagte. „Die Frau hat nachher selber gesagt, dass es ihr gutgetan hat.“ Dass er den Genitalbereich seiner Patientin berührt haben soll, schloss der 47-Jährige aus: „Definitiv nicht.“

Die Anklage lautet auf sexuellen Missbrauch unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses. Im Falle einer Verurteilung drohen bis zu fünf Jahre Haft. Der Prozess wird fortgesetzt.

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