Charmantes Gebäude in Lünen-Süd Verkauf soll Geld in Stadtkasse bringen

Ehemalige Pestalozzischule: Verkauf soll Geld in Stadtkasse bringen
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Was aus dem imposanten Haus mit der verzierten Putzfassade an der Bahnstraße in Lünen-Süd werden soll, hat schon für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Viele Lünen-Süder hängen an dem Gebäude, in dem früher die Pestalozzischule, später das Bergmannsmuseum sowie das Multikulturelle Forum und Schüler der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule beheimatet waren. Es ist ein Haus mit Geschichten und Geschichte. Ein Gebäude mit Charakter. Erste Bauzeichnungen stammen aus dem Jahr 1909. Alter Baumbestand prägt das Grundstück.

Horst Loddoch, Ehrenvorsitzender der SPD-Lünen-Süd, hat sich mit Unterstützung seines Ortsvereins für den Erhalt stark gemacht hat. Er kann sich dort ein Bürgerhaus vorstellen. Auch von Seniorenwohnungen war schon die Rede. Und davon, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen.

Ganz anders die CDU-Fraktion: Sie plädiert für den Verkauf an einen Investor, um dort die in Lünen dringend benötigten Wohnungen bauen zu können. Auch die von der SPD ins Spiel gebrachte Idee eines Bürgerhauses sieht die CDU anders. Mit dem Campus Lünen-Süd, dem Michaelsheim, dem Bürgerzentrum Gahmen und etlichen Gaststätten und Vereinshäusern gebe es schon Treffpunkte. Die Christdemokraten untermauern ihren Vorstoß mit hohen Kosten für eine Weiternutzung, begründet durch Feuchtigkeit und Energieverbrauch. 5000 Euro für die Unterhaltung und 5 Millionen für die Sanierung stünden im Raum.

Mann auf Grubenfahrrad
Bis 2020 war in dem Gebäude das Bergmannsmuseum mit zahlreichen Exponaten zu finden. © Magdalene Quiring-Lategahn
An diesen Haken haben Bergleute ihre Kleidung während der Schicht unter die Decke gezogen.
An diesen Haken haben Bergleute ihre Kleidung während der Schicht unter die Decke gezogen. © Magdalene Quiring-Lategahn
Der Rundbogen diente als Stütze im Flöz.
Der Rundbogen diente als Stütze im Flöz. © Magdalene Quiring-Lategahn (A)
Das „Schiefe Haus“ an der Bahnstraße 31 in Lünen-Süd erinnert an den Bergbau in dieser Region. Der Künstler Hannes Forster nannte das Objekt „Der Berg ruft“. Der Förderverein schenkte das gemauerte Haus der Stadt.
Das „Schiefe Haus“ an der Bahnstraße 31 in Lünen-Süd erinnert an den Bergbau in dieser Region. Der Künstler Hannes Forster nannte das Objekt „Der Berg ruft“. Der Förderverein schenkte das gemauerte Haus der Stadt. © Hegert

Kolodziejski: Kein Abriss

Zahlen, die Manfred Kolodziejski, SPD-Ratsherr und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Lünen-Süd, nicht nachvollziehen kann. Zumal in dem Haus die AG 60plus aktiv ist und im vergangenen Jahr Käthe-Kollwitz-Gesamtschüler Unterricht hatten. So marode könne das gar nicht sein, sagt er. Vor Jahren sei umgebaut und saniert worden. Es gebe an der linken Seite einen Aufzug. Kolodziejski spricht von einem Wahrzeichen für Lünen-Süd, das die Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts widerspiegele. Es solle erhalten bleiben.

Die klamme Haushaltslage der Stadt hat allerdings inzwischen auch die Pestalozzischule erreicht. Nach einem Beschluss des Rates ist sie Teil eines Prüfauftrags, wonach die Verwaltung für mehrere Gebäude ein Konzept zur Folgenutzung erarbeiten soll. Dabei wird ein Verkauf an einen Investor angestrebt.

Manfred Kolodziejski hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Von Abriss sei da ja nicht die Rede. Er kann sich auch eine Weiternutzung durch einen Investor vorstellen. Ähnlich wie am Bürgerplatz in Lünen-Süd, wo ein Pflegedienst in ein älteres Gebäude gezogen ist. Es gebe auch die Möglichkeit eines Umbaus zu neuen Wohnungen. In der Oberbecker- oder Ziethensiedlung sei ja auch der äußere Charakter erhalten geblieben. Ihm sei schon klar, dass die Stadt bei der schwierigen Haushaltssituation das Gebäude nicht erhalten könne, aber es abzureißen, müsste ja auch nicht sein.

CDU: Weg frei für Neubau

Die CDU-Ortsunion Lünen-Süd hat in einer Pressemitteilung über eine Versammlung jüngst erklärt, dass die Ratsherren Dirk Wolf und Jochen Gefromm bei ihrem Bericht über die vergangene Ratssitzung auch die Pestalozzischule nannten. Im Rat sei der Verkauf des Grundstücks der ehemaligen Pestalozzischule an der Bahnstraße beschlossen und damit der Weg für eine Neubebauung frei gemacht worden. Dies sei auf breite Zustimmung der Anwesenden gestoßen. Die Zukunft Pestalozzischule wird wohl noch länger für Gesprächsstoff sorgen, nicht nur in Lünen-Süd.