Im Ortsteil Osterfeld fühlen sich Anna und Maxim Kamberovski wohl. Die Lebensqualität sei toll. © Goldstein
Stadtteilcheck
Osterfeld: Hat den „Wohlfühlfaktor“ - allerdings nicht für Jugendliche
Bei den Themen Sicherheit und Gastronomie besteht in Osterfeld Nachholbedarf. Besonders gering ist das Angebot für Jugendliche. Volle Punktzahl gab es für Verkehrsanbindung und Nahversorgung
Es ist mitten im April, der Frühling ist da und alles ist grün in der Schulz-Gahmenstraße. Maxim (9) und seine Mutter Anna (32) sind gerne an der frischen Luft in der familienfreundlichen Siedlung. „Hier kann man prima Fahrradfahren, es gibt auch jede Menge Kinder zum Spielen“, freut sich der Neunjährige und braust mit seinem Mountainbike um die Ecke. „Das war der Grund warum wir zwei hier hingezogen sind, für Kinder ist es ein Traum hier“, erzählt Anna Kamberovski und deutet auf den Spielplatz der Siedlung. Sie und ihr Sohn leben seit sechs Jahren im Osterfeld und fühlen sich dort „pudelwohl“.
Das sehen viele Osterfelder ebenso, denn sie vergaben mit 8 Punkten fast die volle Punktzahl für die Kategorie Lebensqualität im Osterfeld. Genauso wie Familie Kamberovski. Volle Punktzahl erreichte der Stadtteil in der Umfrage bei der Verkehrsanbindung, Nahversorgung und beim Radfahren. Weniger gut schnitt der Bereich Jugendliche ab. Auch Punkte wie Sport und Gastronomie kamen in der Umfrage nicht gut weg.
Martin Grieshaber (56) lebt seit 1981 im Osterfeld. Für ihn ist die Siedlung „Am Kanal“ nicht nur sein Zuhause sondern auch seine Heimat. Die ehemalige Bergarbeiter-Siedllung am Datteln-Hamm-Kanal besteht aus 189 Wohneinheiten. Zu Zechenzeiten lebten fast ausschließlich Kumpel in dem „Klein-Dorf“. Heute wohnen viele Familien und Paare, die in der Familienplanung stecken, in der Siedlung. „Hier trifft man nette Menschen, der Zusammenhalt untereinander ist groß. Das gehört für mich zur Lebensqualität“, so der 56-Jährige. Auch er vergab 8 Punkte für die Kategorie Lebensqualität.
Martin Grieshaber lebt seit 1981 im Ortsteil Osterfeld. © Schulz-Gahmen
Was (noch) gut bewertet wurde
Verkehrsanbindung: Die Kategorie Verkehrsanbindung kam in der Osterfeld-Umfrage besonders gut weg. Hier vergaben die Befragten im Schnitt 9 von 10 möglichen Punkten. Das ist besser als im stadtweiten Durchschnitt. Der ehemalige Bergmann und Schlosser stimmt der Allgemeinheit zu, vergibt aber einen Punkt weniger. Anna Kamberovski findet: „Die Verkehrsanbindung ist total klasse. Überall sind Haltestellen und die Busse fahren fast alle zehn Minuten. Sogar in Dortmund ist man schnell. Der Verkehrsanbindung gebe ich die Maximalpunktzal“. Auch Maxim, der mit dem Bus zur Leoschule fährt und dort in die 3. Klasse geht, sieht das so.
Nahversorgung: Hier steht Osterfeld dem Gesamtergebnis in nichts nach. Die Nahversorgung im Stadtteil bewerteten die Osterfelder mit sage und schreibe 9 Punkten. „Das Angebot an Lebensmittelläden ist wunderbar. Wir haben in unmittelbarer Nähe einen Rewe, einen DM, sowie einen Lidl und einen Trinkgut-Laden. Sogar für Haustiere gibt es gleich mehrere Geschäfte in der Umgebung“, erzählt die allein Erziehende. Das sieht Martin Grieshaber ganz ähnlich, aber nicht so gut, um 9 Punkte zu vergeben. Er geht in Gedanken die Einkaufsmöglichkeiten durch: „Da wäre der Lebensmittelladen vor der Tür, dann haben wir ein polnisches Geschäft und natürlich den Lidl“. Er hofft, dass der Lebensmittelladen „frischmarkt Färber“ noch lange geöffnet bleibt.
Grünflächen und Radfahren: Fast die volle Punktzahl erreichte in der Umfrage auch die Kategorie Grünflächen und liegt damit gleich auf mit der stadtweiten Meinung. „Wir leben hier ja genau zwischen Stadt und Feldern. Auch vor unserem Wohngebäude ist alles begrünt“, schwärmt die junge Mutter aus der Schulz-Gahmenstraße. Ganz anders sieht das Martin Grieshaber: „Öffentliche Grünflächen gibt es kaum bei uns“.
Das Thema Radfahren wird bei Maxim großgeschrieben. Es ist seine Lieblingsfreizeitbeschäftigung. „Hier im Wohnviertel können die Kinder ganz prima Fahrrad fahren, die Autos fahren sehr langsam und somit ist es auch sicher für sie. Auch am Kanal lässt es sich schön fahren“, erzählt Anna Kamberovski. Grieshaber, der ehemalige Bergmann, findet die Radwege ebenfalls in Ordnung. Im Ortsteilcheck vergaben die Osterfelder dafür die volle Punktzahl. Einen Punkt mehr als Lünen insgesamt bekam. Allerdings bemängelten in der Umfrage einzelne Osterfelder den Zustand der Radwege.
Osterfeld liegt zwar nah an der Stadtmitte, hat jedoch auf der anderen Seite auch Grüne Flecken. Das Landschaftsschutzgebiet lädt zum Spazierengehen und Fahrradfahren ein. © Goldstein
Das wurde negativ bewertet:
Sicherheit: Der Punkt Sicherheit im Osterfeld kommt mit Umfragewerten von durchschnittlich 5,5 besonders schlecht weg. Auch Grieshaber sieht da deutliches Verbesserungspotenzial: „In den letzten Jahren gab es immer mehr Einbrüche im Osterfeld .“ Familie Kamberovski hingegen findet die Sicherheit in ihrem Wohnviertel „super“. An der Kupferstraße hinter ihrer Siedlung sei es hingegen schon gefährlicher für Maxim.
Gastronomie: Auch die Situation der örtlichen Gastronomie ist eher schlecht als recht. Zwar kann Osterfeld mit mehreren Imbisbuden punkten, allerdings habe auch die letzte Gaststätte vor kurzem geschlossen. Martin Grieshaber findet das besonders schade: „Was Restaurants oder Gaststätten angeht, sieht es hier leider sehr mau aus“. Maxim und Anna Kamberovski gehen gerne ins Café del Sol, oder bestellen etwas. Allerdings: „Dann meistens aus der Innenstadt“.
Jugendliche und Sport:
In der Umfrage bekam die Kategorie Sport im Osterfeld immerhin noch 5,5 Punkte. Das sind 1,5 Punkte weniger als Lünen gesamt bekam. Martin Grieshaber würde noch weniger Punkte geben. „Der ehemalige Sportplatz hier vor Ort ist jetzt auch bebaut. Heißt, das einzige, was es noch gibt, sind die Turnhallen der Schulen. Auch sonst haben die Jugendlichen hier in der Umgebung keine großen Möglichkeiten sich zu beschäftigen“, erklärt der 56-Jährige. „Allerdings daddeln die ja meistens eh zu Hause am Computer“, fügt der frisch gebackene Großvater hinzu .
Auch Familie Kamberovski sieht da deutliches Verbesserungspotenzial. „Ich weiß, dass es an der Osterfeldschule Fußballangebote und Judo gibt, aber mehr auch nicht“, erzählt die 32-jährige Erzieherin. Für Maxim sei das nichts. Auch für Jugendliche wüsste sie keine Angebote im Osterfeld selbst: „In Gahmen ja, aber hier ist mir nichts bekannt. Ich wünsche mir mehr Angebote für Kinder und Jugendliche, so etwas wie die Stadt-Insel oder ein Jugendcafé“. Maxim nickt und erzählt, dass sich viele Jugendliche regelmäßig an der Bank vor der Haustür treffen. Diese Problematik zieht sich durch gesamt Lünen. Mit lediglich 4 Punkten bewerteten die Lüner die Kategorie Jugendliche. Da sind es in Osterfeld immerhin noch 4,5 Punkte.
Auf Anfrage der Redaktion bei der Stadt Lünen, ließen sich keine konkreten Projekte für die nahe Zukunft in Osterfeld finden. Das heiße jedoch nicht, dass sich daran langfristig nichts ändern werde. Allerdings sei das „Lükaz“ von Osterfeld aus sehr gut zu erreichen - jedoch nach einem Brand langfristig geschlossen.
Daten, Fakten zum Stadtteil Osterfeld. © Grafik
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