Her mit der Widerspruchsregelung Rettet endlich mehr Leben durch Organspenden!

Her mit der Widerspruchsregelung: Rettet endlich mehr Leben durch Organspenden!
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Her mit der Widerspruchsregelung: Rettet endlich mehr Leben durch Organspenden!

Jan Steffen aus Lünen hat sich entschieden, ein Organspendetattoo stechen zu lassen. Nun zieren die verschnörkelten Buchstaben O und D seinen Unterarm - englisch für „Organ Donor“, Organspender. Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, tut er damit einen großen Gefallen. Zwar ist er durch das Tattoo im juristischen Sinne noch kein Organspender – dafür ist nach wie vor der Organspendeausweis nötig – aber es schafft Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit auf die Situation der mehr als 8000 Menschen, die derzeit auf den erlösenden Anruf warten, dass ein passendes Spenderorgan für sie gefunden wurde.

In Deutschland gilt nach wie vor die Zustimmungsregelung. Wer nach seinem Tod seine Organe spenden will, muss das ausdrücklich erklären. Viele machen das aber nicht. Wahrscheinlich nicht, weil sie ihre Organe auch über den Tod hinaus behalten wollen, sondern weil das Thema einfach nicht die gesellschaftliche Aufmerksamkeit bekommt, die es braucht. Und weil es in Deutschland viel zu wenige Organspender gibt, warten Kranke viele Jahre auf das passende Organ – mit allen Einschränkungen, die ihre Krankheit so mit sich bringt. Viele werden die Wartezeit nicht überleben. Das sollte sich die Politik stets vor Augen führen.

Derzeit muss die Bereitschaft zum Organspenden im Organspendeausweis erklärt werden. Doch um die Situation der Betroffenen zu verbessern, muss die Widerspruchsregelung kommen.
Derzeit muss die Bereitschaft zum Organspenden im Organspendeausweis erklärt werden. Doch um die Situation der Betroffenen zu verbessern, muss die Widerspruchsregelung kommen. © picture-alliance/ dpa

Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit

Ich selbst warte auf ein Spenderorgan – selbsterklärend, dass die derzeitige Rechtslage rund um die Organspende für mich alles andere als zufriedenstellend ist. Mit viel Hoffnung verfolge ich das politische Geschehen um die Widerspruchslösung, deren Gesetzesentwurf derzeit ausgearbeitet wird. Dann ist jeder Mensch Organspender, insofern er nicht aktiv widerspricht. Andere Länder wie die Niederlande oder Spanien haben diese Regelung bereits, dort sind die Transplantationszahlen deutlich höher, die Menschen warten zudem merklich kürzer auf das passende Organ.

Niemandem darf die Entscheidung, was mit seinen Organen nach dem Tod geschieht, abgenommen werden. In seiner solidarischen Gesellschaft, in der wir leben, muss es aber möglich sein, dass sich Menschen mit dem Thema Organspende auseinandersetzen. Denn bei den meisten wird die Organspende erst dann wichtig, wenn sie oder jemand im engsten Umfeld betroffen sind. Und dann würde niemand auf das rettende, Lebenszeit verlängernde Organ verzichten wollen.

Hinter jedem Menschen, der auf eine Transplantation wartet, steht eine Familie, ein Freundeskreis, der Anteil an der Erkrankung nimmt. Viele Menschen helfen, unterstützen, fiebern und warten mit, stehen den Erkrankten an schlechten Tagen bei. Für all diese Menschen braucht es die Gesetzesänderung und vor allem mehr Sichtbarkeit des Themas. Die Tattoos und die damit verbundene Erklärung, so wie auch Jan Steffen sie auf der Haut trägt, sind ein wichtiger und vor allem sichtbarer Schritt in die richtige Richtung.