Keine Zäsur, sondern ein gleitender Übergang: Die von Dr. Bernward Grothaus-Pinke (†63) gegründete onkologische Schwerpunktpraxis im Facharztzentrum an der Altstadtstraße 32 in Lünen hat seit dem 1. Juli einen neuen Eigentümer. Die katholische St. Paulus Gesellschaft, zu der auch das St. Marien Hospital Lünen gehört, kaufte die Praxis und wird sie als Medizinisches Versorgungszentrum „MVZ St. Marien Lünen“ weiterführen.
Die ärztliche Leitung hat Dr. Wibke Klaas (47). Sie war als Oberärztin für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie und Palliativmedizin im St. Johannes Hospital Dortmund schwerpunktmäßig in der onkologischen Ambulanz tätig und bringt viel Erfahrung mit. Als sie von der Geschäftsführung in ihrem Urlaub auf die neue Aufgabe angesprochen wurde, konnte sie sich Lünen gut vorstellen. „Es ist ein perfektes Konzept“, sagt sie.
Seit März arbeitet die Medizinerin bereits in der Praxis. In Teilzeit wird sie gemeinsam mit der seit 2009 dort tätigen Fachärztin für Onkologie, Yvonne Prophet (51), die Patientinnen und Patienten versorgen. Der seit einem Jahr eigens eingestellte Onkologe Dr. Mathias Pantke bleibt noch bis Ende September im Team.

Weiter Einzugsbereich
Krebspatienten aus dem gesamten Umkreis, bis hin nach Lüdinghausen und Ascheberg, werden in der onkologischen Praxis behandelt. Dazu gehört eine Tagesklinik, in der Betroffene ihre Chemotherapie bekommen. Die Leiden von Tumorkranken lindern und ihre Perspektive verbessern, das sieht Wibke Klaas als Aufgabe. Diesen Weg möcht sie mit Patientinnen und Patienten gemeinsam gehen. Er soll „individuell und optimal auf die Bedürfnisse des Einzelnen ausgerichtet sein.“ Dabei nennt die Medizinerin nicht Zeit als oberste Ziel, sondern Lebensqualität. Das Beste aus der schwierigen Situation machen, ist ihr Anspruch.
Als Bernward Grothaus-Pinke 2005 die Praxis in Lünen gründetet, etablierte er eine neue Fachdisziplin in der ambulanten Versorgung der Stadt. Eine onkologische Praxis gab es bis dahin nicht. Sie gilt als Sonderbedarf. Schon früh pflegte Grothaus-Pinke enge Kontakte zum St. Marien Hospital. Er nahm an den Tumorkonferenzen am Krankenhaus teil und gehörte zu den Zentren für Darmkrebs, Brust- und Lungenkrebs sowie Hirntumoren. Nach seinem Tod setzt das Ärzteteam der Praxis diese Arbeit fort. Das enorme Arbeitspensum von Bernward Grothaus-Pinke muss neu aufgefangen werden: Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat auch aufgrund des großen Einzugsgebietes eine zusätzliche Arztstelle genehmigt.
Versorgung in Lünen stärken
Durch die Praxis-Übernahme und die Gründung des MVZ St. Marien will das St. Marien Hospital die onkologische Versorgung in Lünen stärken, aber auch die ambulante Behandlung mit der des Krankenhauses verbinden, erläutert MVZ-Manager Stephan Grundmann. Den Prozess hatte Bernward Grothaus-Pinke bereits angestoßen. „Gespräche wurden schon immer geführt“, bestätigt Gudrun Pinke, Witwe des Praxisinhabers. Doch jetzt habe es ein Jahr gedauert, bis alle Formalitäten geregelt waren. Dass der Übergang reibungslos lief, daran habe Gudrun Pinke großen Anteil, lobt Grundmann. Die Verträge der 14 Mitarbeitenden der Praxis gehen automatisch auf den neuen MVZ-Betrieb über.
Gudrun Pinke, die ebenfalls Ärztin ist, übergibt eine gut organisierte Praxis. Die neue ärztliche Leiterin Wibke Klaas will daher gar nicht viel ändern, sondern
„demütig die Struktur kennenlernen.“
Das Behandlungsspektrum der Praxis ist groß und umfasst sämtliche Krebsarten, darunter vor allem Lungen-, Darm-, Prostata- und Hautkrebs bis hin zu bösartigen Erkrankungen des Blutes. Aber auch gutartige Tumore gehören dazu.