Birgit Kollmann, Verwaltungsleiterin beim Gesundheitsamt des Kreises Unna

© Udo Hennes

Omikron erdrückt Gesundheitsamt: Kreis Unna sucht dringend Verstärkung

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Die befürchtete Omikron-Wand baut sich immer bedrohlicher auf. Dem Gesundheitsamt droht die Überlastung. Der Kreis Unna braucht für die Kontaktnachverfolgung dringend mehr Personal.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 12.01.2022, 17:29 Uhr / Lesedauer: 2 min

Einige Wochen lang war das Pandemiegeschehen im Kreis Unna auf relativ überschaubarem Niveau, doch das ändert sich gerade. Schon vor Weihnachten warnten Experten, die Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus werde Deutschland nicht wie eine Welle, sondern wie eine Wand treffen. Und genau diese baut sich in dieser Woche auch im Kreis Unna bedrohlich auf. Nach 432 neuen Fällen vom gesamten Wochenende am Montag sowie 283 am Dienstag vermeldete das Gesundheitsamt am Mittwoch 420 neue Fälle – so viele wie noch nie innerhalb von nur 24 Stunden.

Zurzeit arbeiten 114 Menschen in der Kontaktpersonennachverfolgung

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringt dies einmal mehr an ihre Grenzen – und darüber hinaus. Und das, obwohl inzwischen 114 Menschen allein in der Kontaktpersonennachverfolgung eingesetzt sind. 14 aus dem Fachbereich Gesundheit, 49 aus anderen Fachbereichen der Kreisverwaltung und 39, die extern angeworben und mit befristeten Verträgen ausgestattet wurden, plus zehn Soldaten von der Bundeswehr und zwei Kräften vom Robert-Koch-Institut (RKI).

Was nach viel Personal klingt, ist unterm Strich zu wenig. Es wird zwar längst nicht mehr jede Kontaktperson, aber immer noch jeder Infizierte angerufen und über das weitere Prozedere rund um die Quarantäne aufgeklärt.

Gesundheitsdezernent Uwe Hasche bezeichnet den Trend bei den Fallzahlen in dieser Woche als „bedrohlich“.

Gesundheitsdezernent Uwe Hasche bezeichnet den Trend bei den Fallzahlen in dieser Woche als „bedrohlich“. © Udo Hennes

Und die Telefonate dauerten eher länger als kürzer, wie Birgit Kollmann als Verwaltungsleiterin des Gesundheitsamtes am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion sagte. „Das Verständnis in der Bevölkerung lässt spürbar nach“, so Kollmann. Seien Infizierte zu Beginn der Pandemie noch froh und dankbar über den Anruf des Gesundheitsamtes gewesen, werde nun viel mehr diskutiert – vor allem über Dauer und Notwendigkeit der Quarantäne-Zeiten. Die jüngsten Verkürzungen und Ausnahmen, die am vergangenen Freitag von der Bund-Länder-Konferenz beschlossen wurden, tragen ihr Übriges dazu bei.

Kurzum: Die Kolleginnen und Kollegen seien alle am Limit, würden bergeweise Überstunden vor sich herschieben. Und Arbeit in anderen Fachbereichen bleibt liegen. Die Unterstützung innerhalb der Verwaltung, aber auch von der Bundeswehr und aus den Städten und Gemeinden, verdiene allergrößten Respekt, findet Landrat Mario Löhr. Aber nach zwei Jahren Pandemie sei eine Grenze erreicht. Er sieht die Arbeit der Kernverwaltung und die Erfüllung von Pflichtaufgaben gefährdet.

„Covid Heroes“: Kreis Unna sucht neue „Helden“ fürs Gesundheitsamt

Gegensteuern will der Kreis Unna mit der Kampagne „Covid Heroes“: Die Behörde sucht nach mehr Unterstützung von außen. Neben den bereits eingestellten Kräften, Mitarbeitern von Zeitarbeitsfirmen und Pensionären aus Verwaltung und Polizeidienst spricht der Kreis Unna jetzt auch Studenten und Menschen mit kaufmännischem oder medizinischem Hintergrund an. Der Kreis sucht Vollzeit- und Teilzeitkräfte, die ab sofort für zunächst drei bis vier Monate einspringen können.

Mit diesem Logo sucht der Kreis Unna nach Verstärkung fürs Gesundheitsamt.

Mit diesem Logo sucht der Kreis Unna nach Verstärkung fürs Gesundheitsamt. © Logo: Kreis Unna

Interessenten sollen in einem unkomplizierten Bewerbungsverfahren zunächst telefonisch über die genauen Konditionen wie Bezahlung, Einsatzzeiten und Befristung informiert werden, ehe ein persönliches Gespräch folgt. Die Kontaktdaten will die Behörde kurzfristig auf Ihrer Internetseite (www.kreis-unna.de) zur Verfügung stellen.

Unterstützung durch die Bundeswehr soll verlängert werden

Darüber hinaus soll auch die Unterstützung durch die Bundeswehr, die Ende Januar auslaufen würde, verlängert werden, wie Gesundheitsdezernent Uwe Hasche am Mittwoch sagte. In Bezug auf die Fallzahlen rechnet er damit, dass die Situation in Deutschland in Bälde so aussieht wie in den europäischen Nachbarländern.

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