Es wird kein pädagogisch anspruchsvolles Programm geben und auch kein Mittagessen: Die neue Kurzzeitbetreuung, die nach den Sommerferien 2025 an drei Grundschulen in Lünen angeboten werden soll, ist nur eine Notlösung und nicht vergleichbar mit einem Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS). Dennoch wird sie heiß begehrt sein. Davon zeigten sich Politikerinnen und Politiker aller Fraktionen im Ausschuss für Bildung und Sport am Donnerstag (6.2.) überzeugt. Dazu genügte ein Blick auf die langen Wartelisten für einen OGS-Platz.
198 Namen stehen aktuell darauf: 198 Familien, in denen die Eltern nicht wie gewünscht ihrer Berufstätigkeit nachgehen können, weil sie ihre Kinder im Grundschulalter nicht betreut wissen. Der Bedarf dürfte noch größer sein, wie eine Erhebung der Stadtverwaltung zeigt. Sie hatte angesichts des ab dem Schuljahr 2026/27 geltenden Rechtsanspruchs für jedes Kind auf einen OGS-Platz hochgerechnet: Zurzeit beläuft sich die OGS-Betreuungsquote in Lünen auf 50,2 Prozent. Würde sie bei 90 Prozent liegen, fehlten 1454 Plätze.
Die drei Kurzzeitbetreuungsgruppen, die Verwaltung und Politik nach den Sommerferien an der Schule am Lüserbach (Hauptstandort), der Leoschule
und der Schule am Heikenberg - das sind die Grundschulen mit den längsten Wartelisten - öffnen wollen, werden jeweils nur 25 Plätze haben: ein Tropfen auf dem heißen Stein, wie Kunibert Kampmann (GFL) sagte: „Das reicht vorne und hinten nicht.“

Lünen will Zahl der möglichen Klagen reduzieren
Immerhin könnten so Elternteile einer Halbtagstätigkeit nachgehen, sagte David Littmann von der Stadtverwaltung. Das neue Angebot, das Betreuung bis 13.30 Uhr sicherstellt, sei „ein Testballon“: Wenn es gut angenommen werde, ließe es sich ausbauen. Das würde deutlich schneller gehen als die parallel zu erfolgende Schaffung weiterer OGS-Plätze.
Insbesondere der Ausbau der Küchen- und Speiseräume sei zeitaufwändig und werde sich nicht umsetzen lassen, bis der Rechtsanspruch für jedes Kind auf einen OGS-Platz in Kraft tritt, ist in der Sitzungsvorlage der Verwaltung nachzulesen. Für die Kurzzeitbetreuung reicht dagegen ein einfacher Klassenraum ohne Extra-Ausstattung. Für die 75 Kurzzeitbetreuungsplätze werden Eltern ihre Kinder nicht speziell anmelden können. Das Angebot ist nur für Mädchen und Jungen gedacht, die für die OGS angemeldet wurden, aber nicht zum Zuge kamen.
Mit dem neuen Angebot will die Verwaltung nicht nur Eltern helfen, Familie und Beruf irgendwie miteinander zu vereinbaren. Sie hofft auch, dass so die Anzahl möglicher Klagen gegen sie im Rahmen des Rechtsanspruchs reduziert werden könnte. Denn ab Eintritt des Rechtsanspruchs auf einen OGS-Platz können fehlende OGS-Plätze zu Klagen und Erstattungsansprüchen führen.