Die Umsetzung des Nahverkehrsplans (NVP) soll den ÖPNV in Lünen und im gesamten Kreis Unna verbessern. In der letzten Sitzung des Kreistages hat der Fachdienst für Mobilität, Natur und Umwelt einen Zwischenstand vorgetragen.
Neben neuen Verbindungen wird es neue Priorisierungen bei den Anbindungen geben. Statt von einem Schnellbusnetz und einem Regiobusnetz zu sprechen, wird es nun die Unterscheidung X-Bus und Y-Netz geben. Während die X-Bus-Linien gemeinsam mit dem regionalen Zugverkehr die Hauptschlagader des neuen ÖPNVs werden sollen, dienen die Y-Netze dazu, einzelne Stadtteile und Nebenhaltestellen mit dem Hauptnetz zu verbinden.
Nach einer Kalkulation aus dem Jahr 2019, plant der Kreis durch diese Neuordnung die ÖPNV-Kosten von gut 24,5 Millionen Euro auf knapp unter 24 Millionen Euro zu senken. Das Ziel soll fünf Jahre und zahlreiche Krisen später unverändert bleiben.
„Die formulierte Zielsetzung des NVP ‚besser, aber nicht teurer werden‘ kann, auch nach verschiedensten Anpassungen im Detail, weiterhin als erfüllt angesehen werden“, heißt es in der Beschlussvorlage des Kreistages am 10. Dezember. Darin waren auch Einwände der Stadt Lünen berücksichtigt, zur Kenntnis genommen oder nicht berücksichtigt worden.
Sechs Kritikpunkte aus Lünen
Insgesamt hat der Rat der Stadt Lünen sechs Kritikpunkte am NVP formuliert. Unter anderem fordert die Stadt eine zusätzliche X-Bus-Haltestelle am Lippewerk, da dort hoher Bedarf bestehe.
Kritisiert wird unter anderem der 60-Minuten-Takt, der aus Sicht der Stadt unangemessen ist; ein 30-Minuten-Takt während Hauptverkehrszeiten wäre wünschenswert. Die Linien C4 und C14 sollen durch die Linie 22 ersetzt, jedoch nicht bis Dortmund-Lanstrop geführt werden, was die Mobilität einschränke.
Die Linien 23, 24 und 221 beeinflussen durch ihren Verlauf über die Kantstraße den Radverkehr erheblich, weshalb die Stadt vorschlägt, einen Teil über die Kurt-Schumacher-Straße zu führen.
Zudem klagen Anwohner rund um die Persiluhr, Erzbergerstraße und Graf-Adolf-Straße über den intensiven Busverkehr. Die Stadt Lünen bittet um die Prüfung einer Reduzierung der Busfrequenz in diesen Bereichen.
Alle Kritikpunkte fanden beim Kreis Gehör, doch nicht alle Einwände werden im NVP Berücksichtigung finden.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ließen aktuell eine Halbierung der Taktung von 60 und 30 Minuten zu. Ein dichterer Takt sei durch eine kommunale Finanzierung möglich.
Positiv wirkte sich der Einwand der Stadt beim Lippewerk aus. Dort ist jetzt eine neue Haltestelle vorgesehen. Diese müsse allerdings zwingend auf der Brunnenstraße angelegt werden, um auf umwegige Stichfahrten zu verzichten.
Durchsetzen konnte die Stadt ebenso die Beibehaltung der Linie 22, die im ursprünglichen NVP weggefallen wäre. „Der Anregung wird gefolgt. Zwischen Stadt Dortmund, DSW21, VKU und Kreis Unna laufen derzeit Abstimmungen, um
Lösungsansätze für diesen Bereich zu identifizieren und in den NVP aufzunehmen“, heißt es in der Synopse des Verkehrskonzeptes.
Die Kreisverwaltung werde außerdem prüfen, ob die Linien 23, 24 und 221 in Zukunft nicht mehr durch die Kantstraße, sondern über die Kurt-Schumacher-Straße führen. Diese Streckenänderung kann der „Dekarbonisierungsstrategie“ des Kreises in die Karten spielen und weniger Abgase produzieren.

Nadelöhr Persiluhr bleibt
Gescheitert scheint der Stadtrat mit seinem Wunsch, die Frequenzen der fahrenden Busse im Bereich der Persiluhr/Erzbergerstraße/Graf-Adolf-Straße zu verringern. „Für einen erfolgreichen ÖPNV ist es von hoher Bedeutung, dort zu fahren, wo die Menschen sind und hinwollen. Das dichte Angebot in diesem Bereich ist von hoher Bedeutung für die Attraktivität des ÖPNV und stärkt letztlich auch den lokalen Einzelhandel“, lautet die deutliche Antwort des zuständigen Fachdienstes des Kreises.
Problematisch ist für die Stadtvertreter und die Planer gleichermaßen der ZOB am Lüner Hauptbahnhof, soll das neue Verkehrskonzept ein Erfolg werden. „Die Lage der Haltestelle ist suboptimal, eine Alternative allerdings aufgrund der fehlenden Kapazitäten des ZOB nicht vorhanden. Für eine Optimierung des Busknotens Lünen ist eine Überplanung des heutigen ZOB […] erforderlich“, heißt es im Beschlussvorschlag des Kreistages.
Veraltete Daten
Ein weiteres Problem sahen die Mitglieder des Lüner Stadtrates darin, dass die aktuellste Mobilitätsbefragung aus dem Jahr 2013 und daher veraltet sei. Dem widersprechen die Fachleute nicht, sehen aber den Aufwand einer neueren Erhebung als weitaus größeres Problem an. „Die Datengrundlage ist veraltet, bietet aber in der Summe die Ideallösung an, auch was die Vergleichbarkeit für das Kreisgebiet angeht. Es existieren keine zur Haushaltsbefragung 2013 vergleichbaren Daten.“