Experte warnt vor Nutria-Ausbreitung in Lünen „Tiere haben sich deutlich vermehrt“

Experte warnt vor Nutria-Ausbreitung: „Haben sich deutlich vermehrt“
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Eine drastische Maßnahme hatte die Stadt Selm im November 2023 ergriffen: 90 Nutrias ließ die Stadt durch eine Fachfirma jagen und töten. Die Begründung: Die Tiere gefährden den Hochwasserschutz. Stadtsprecher Malte Woesman erklärte damals: „Uferböschungen wurden unterhöhlt und waren eingestürzt. Dies war auch in Bereichen der Funne und des Selmer Baches verzeichnet worden.“

In Lünen gibt es dieses Problem bisher nicht. „Bis jetzt sind uns diese Tiere an unseren Anlagen kaum aufgefallen oder sie haben keinen Schaden angerichtet. Eine Gefahr sehe ich deshalb in naher Zukunft nicht“, teilte SAL-Vorstand Daniela Fiege mit.

Fütterungsverbot in Hamm

Trotzdem sensibilisiert der Nabu im Zusammenhang mit den Tieren. „Der Bestand der Nutrias hat sich zuletzt deutlich vermehrt. Das könnte gerade in den Naturschutzgebieten für Schwierigkeiten sorgen – vor allem mit Blick auf Ufervegetation und Brutplätze“, sagt der Nabu-Sprecher für den Ortsverband Lünen, Heinz-Joachim Pflaume.

Im Umgang mit den Nagern hat Pflaume vorrangig einen Tipp: „Passanten sollten die Tiere auf keinen Fall füttern. Wenn das passiert, werden sie handzahm und suchen die Nähe zur Innenstadt oder Fußgängerzone.“

In Hamm verhängte die Stadt im Jahr 2021 ein Fütterungsverbot. Die Begründung gleich der Argumentation des Nabu-Sprechers: „Die Fütterung durch den Menschen führt dazu, dass Nutrias sich vor Ort vermehren und zutraulicher werden“, heißt es.“

Nutria in Nahaufnahme
Auf den ersten Blick wirken Nutrias niedlich. Doch sie können auch zur Gefahr für die Natur werden. © Peter Strube

In Lünen trifft man die Tiere hauptsächlich in Wassernähe. Am Cappenberger See hat sich eine Gruppe angesiedelt – auch am Mühlenbach wurden schon einige gesehen. Vor kurzem ging auch ein Foto eines toten Tieres am Kanal durch die Sozialen Medien.

Vor Jahren sorgten Nutrias auch für Probleme in der Landwirtschaft in der Region. Wilhelm Ochtrup, Landwirt aus Werne verlor etwa 2000 Quadratmeter seines Maisfeldes an die Nager. Sein Land – er besitzt insgesamt 65 Hektar – grenzt direkt an die Lippe, sodass die vegetarisch lebenden Nutrias dort leicht zugreifen können. „Wenn die Kolben neue Früchte ausbilden, dann fressen die Nutrias sie. Das schmeckt ihnen“, sagt Ochtrup. Weiter sagt er aber, dass es ein Geben und Nehmen sei und man als Unternehmer auch Tiefschläge einstecken müsse.

Seit 2016 „invasive Art“

Zum Hintergrund: Nutrias werden seit dem Jahr 2016 durch die Europäische Union auf der Liste der „invasiven Arten“ geführt. Das bedeutet: Diese Art ist eigentlich gebietsfremd, breitet sich aus und gefährdet dadurch die biologische Vielfalt, andere Tier- und Pflanzenarten und so auch die heimischen Ökosysteme.