NRW-Schausteller tagen im Ruhrfestspielhaus Viel Prominenz und ein flammender Appell

NRW-Schausteller tagen im Ruhrfestspielhaus: Prominenz und ein Appell
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Als Vorjahresträgerin des Goldenen Karussellpferdes hielt Bärbel Bas die Laudatio auf ihren Nachfolger: NRW-Landtagsvizepräsident Rainer Schmeltzer aus Lünen. Bas unterstützte in ihrer Rede in Recklinghausen ausdrücklich den Wunsch der Schausteller, dass Kirmessen und Volksfeste auch in Deutschland als immaterielles Kulturerbe deklariert werden. So wie es schon in Belgien, Finnland und anderen europäischen Ländern geschehen ist. Die Entscheidung dazu, so die von den Koalitionsgesprächen in Berlin direkt nach Recklinghausen geeilte Bärbel Bas, soll noch im März fallen.

Bürokratie lähmt die Branche zunehmend

Albert Ritter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in NRW, gab der scheidenden Bundestagspräsidentin noch einen flammenden Appell mit auf den Weg. Er hoffe inständig, dass die neue Bundesregierung den Bürokratieabbau in Angriff nehmen wird. Ritter: „Wir wollen den Menschen Freude bereiten und nicht Formulare ausfüllen.“ Die überbordende Bürokratie lähme die Branche zunehmend. Beim Thema Sicherheit sprach sich der Schausteller-Chef für Trucksperren aus. Diese sollten im Pool angeschafft werden, auf den in Ballungszentren wie dem Ruhrgebiet gleich mehrere Städte Zugriff hätten. Das würde Kosten sparen. Vorbildlich sei hier die Stadt Bottrop, die Trucksperren gegen eine geringe Gebühr überlasse.

Sieben Herren in Anzügen und eine junge Frau stehen auf der Bühne des Ruhrfestspielhauses in Recklinghausen.
Schausteller-Vorsitzender Albert Ritter (l.) zeichnete Rainer Schmeltzer (Mitte) mit dem Goldenen Karussellpferd aus. © Andreas Hofmann

Auch eine Deckelung der Strompreise für Schausteller führte Albert Ritter an. Die Branche habe bereits viel in den Umweltschutz investiert: „Wir Schausteller haben früh auf LED-Beleuchtung umgerüstet.“ Die Cranger Kirmes als eine der größten Kirmessen in ganz Deutschland werde ausschließlich mit grünem Strom beliefert.

Als Gastgeber vor Ort trat neben Bürgermeister Christoph Tesche auch Richard Abendroth vom Schaustellerverein Recklinghausen ans Mikrofon. Abendroth erklärte unter Beifall, dass eine Absage von Kirmessen oder Weihnachtsmärkten aus Sicherheitsgründen für ihn keine Option seien. Am 4. April startet die mittlerweile 628. Palmkirmes auf dem Recklinghäuser Saatbruchgelände.

Auszeichnung für den „Kirmesminister“ Rainer Schmeltzer

Mit Rainer Schmeltzer zeichnete die Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände NRW nicht nur den Vizepräsidenten des Düsseldorfer Landtags aus, sondern auch den Beauftragten der SPD-Landtagsfraktion für das Schaustellerwesen, was dem frühreren Lüner Bürgermeister-Kandidaten den inoffiziellen Titel „Kirmesminister“ einbrachte. Der gebürtige Lüner bedankte sich in einer launigen Rede für die Auszeichnung mit dem Goldenen Karussellpferd. Auch NRW-Landtagspräsident André Kuper war im Großen Haus zugegen und richtete Worte an Hunderte versammelte Schausteller. Diese starten in den kommenden Wochen in die neue Saison. Dazu weihten zwei Geistliche auf der Bühne Kirmesglocken.

In NRW finden nach Angaben der Schaustellervereinigung jedes Jahr 9700 Kirmessen und Volksfeste mit insgesamt 220 Millionen Besucherinnen und Besuchern statt. Der Jahresempfang der AG der Schaustellerverbände NRW findet jedes Jahr an wechselnden Orten statt.