Mit dem Abschied der beiden Geriatrie-Chefärzte Dr. Andreas Gerlach (65) und Dr. Harald Günther (66) in den Ruhestand, endet am katholischen Klinikum Lünen-Werne nach 15 Jahren das Modell der Doppelspitze. Ab November übernimmt Norbert Pfundtner (56) die Leitung der medizinischen Spezialabteilung für ältere Patienten sowohl im St. Marien Hospital Lünen als auch im St. Christophorus Krankenhaus Werne. Beide Häuser sind Teil des Klinikverbundes.
Für den erfahrene Geriater ist der Wechsel wie ein Nachhausekommen. Seit 18 Jahren lebt er mit seiner Familie in Lünen, gearbeitet hat er allerdings über 150 Kilometer weit entfernt: Norbert Pfundtner war Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Rochus Krankenhauses Steinheim, eine eigene Klinik für Akutgeriatrie im ländlichen Raum, die zum Klinikum Weser Egge mit vier Standorten gehört. Über 500.000 Kilometer ist er in den vergangenen elf Jahren gefahren und meist nur am Wochenende nach Hause gekommen. „Das hat mich nie gestört“, erklärt er. Doch künftig schafft er es zu Fuß in 20 Minuten in die Lüner Klinik.
In Steinheim hat Norbert Pfundtner die Geriatrie komplett aufgebaut, „von der Farbe an der Wand, bis hin zu den Pflegekräften“. Eine spannende Herausforderung, wie er sagt. Als er für die Position am Klinikum Lünen-Werne angefragt wurde, hat ihn die nächste Herausforderung gereizt: Eine Geriatrie als Teil der 16 Fachabteilungen des größten Gesundheitsanbieters im Kreis Unna. „Dabei kommt es auf den guten Austausch mit den Kollegen an“, weiß er. Pfundtner wird künftig täglich zwischen Lünen und Werne pendeln.
Selbständigkeit erhalten

Möglichst lange die Selbständigkeit der betagten Patientinnen und Patienten zu erhalten, darauf zielt die Behandlung in der Geriatrie ab. Zu den Ärzten und Pflegekräften sind Therapeuten hier tätig. Denn neben der akutmedizinischen Versorgung nach Infektionen oder Stürzen geht es bei den Patienten, die zusätzlich oft unter chronischen Erkrankungen leiden, auch um frühe Mobilisation. Schon am Tag der Einweisung muss die Frage mitgedacht werden: Wie ist der Patient anschließend versorgt? Ein Thema, mit dem sich der soziale Dienst befasst.
„Alte Menschen“, erlebt Pfundtner, „klagen ungern.“ Betagte Patienten mit chronischen Krankheiten hätten am Ende ihres Lebens an Ärzte oft nicht den Anspruch, geheilt zu werden. Aber möglichst lange noch zurechtzukommen. In der Geriatrie geht es daher auch um sozial-medizinische Fragen: Was ist angebracht? Was möchte der Patient? Was können Angehörige leisten? Ein hochkomplexes Thema, für das verschiedene Fachabteilungen Hand in Hand arbeiten. Der Gesetzgeber billigt den Patienten eine längere Verweildauer zu: 14 Tage statt der sonst durchschnittlichen fünf bis sechs.
Für Nobert Pfundtner ist die Arbeit in der Geriatrie seine „schönste Zeit“. Es werde viel gelacht. Er möchte in Lünen und Werne die Abteilung weiter ausbauen und sich dafür einsetzen, dass Hausärzte Patienten auch direkt in die Geriatrie einweisen. Bisher laufe das über die jeweiligen Fachabteilungen.
Ölige Finger in der Freizeit
In seiner Freizeit hat Norbert Pfundtner oft ölige Finger. Immer dann, wenn er an seinem VW-Käfer schraubt, der so alt ist wie er. Der Chefarzt hat Fußball gespielt, fährt gerne Fahrrad und ist auch als Jogger unterwegs. Beim Zivildienst im Rettungsdienst entstand sein Wunsch, Medizin zu studieren. Das hat Norbert Pfundtner an der Uni Bochum getan. Er war Assistenzarzt im Elisabeth-Krankenhaus Essen und wurde dort später Oberarzt. 2009 wechselte er als Oberarzt an das Elisabeth-Krankenhaus in Dortmund-Kurl, bevor Norbert Pfundtner 2012 Chefarzt in Steinheim wurde.
Als das jüngste der drei Kinder vor 18 Jahren geboren wurde, kam die Familie Pfundtner nach Lünen. Sie lebt dort mit den Eltern (76 und 81 Jahre) in einem Drei-Generationen-Haus.
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