Spürbar langsam fahren die Autos über die Preußenstraße in Lünen-Horstmar. Einige haben ihn schon aus der Ferne gesehen: den grauen Kasten mit den zwei Sensoren obendrauf. Ja, der neue Superblitzer wird schnell erkannt und erfüllt damit genau seinen Zweck: die Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer mit Blick auf die Geschwindigkeit.
Auf der Preußenstraße ist in diesen Tagen jedoch nicht „Willi“ im Einsatz. „Willi hat gerade einen technischen Defekt und ist beim ‚Facelifting‘“, wie Martin Lysek von der Verkehrsüberwachung der Stadt Lünen erklärt. In vier bis sechs Wochen bekomme die Stadt dann ein „optisch anderes und moderneres“ Gerät, wie Lysek sagt.
Kosten für die Reparatur hat die Stadt Lünen übrigens nicht. Denn: Der sogenannte Enforcement Trailer ist geleast. Sprich: Es sind alle Ausbesserungen im Preis mit enthalten. 110.000 Euro werden pro Kalenderjahr fällig. Die Stadt erhofft sich durch die Anschaffung Einnahmen in Höhe von 380.000 Euro – also ein Plus von jährlich 270.000 Euro.

Statt „Willi“ steht momentan „Robert“ in Horstmar. Woher kommen eigentlich die Namen? „Willi haben wir uns selbst überlegt – in Anspielung auf den früheren Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick. Den Namen ‚Robert‘ hat die Anlage von seinem Hersteller bekommen“, beschreibt der Mitarbeiter des Ordnungsamtes.
Und wie funktioniert das Gerät? Es gibt zwei Kameras, die zu beiden Seiten der Straße die Geschwindigkeiten messen – dementsprechend parallel blitzen. Beide Kameras besitzen zwei Objektive – ein 35 Millimeter und ein 50 Millimeter. Welches der Objektive genutzt wird, hängt unter anderem mit der Fahrbahnbreite zusammen. Theoretisch können drei Fahrspuren gleichzeitig beobachtet werden.
Bürger können Standorte nennen
Im ersten Monat stand der Blitzer schon an einigen Orten. „Die Länge ist flexibel. Mal sind es drei Tage, mal fünf“, beschreibt Daniela Teßling vom Ordnungsamt der Stadt. Die Standorte werden in den Sitzungen der Abteilung besprochen. „Mal gibt es Anregungen von Bürgern, mal beziehen wir uns auf die Erfahrungen unseres Caddys“, erklärt Lysek.
Im ersten Monat habe es über das Bürgertelefon oder per Mail direkt an die Verkehrsüberwachung schon einige Hinweise für Orte, an denen die Stadt den Superblitzer platzieren könnte, gegeben, berichtet Stadtsprecher Alexander Dziedeck. „Auch über die App ‚Mängelmelder‘ können Bürger potentielle Stellen nennen, ergänzt er.
Neben dem Superblitzer besitzt die Stadt Lünen seit drei Jahren einen Caddy, aus dem geblitzt wird. Auch hier gibt es zwei Kameras. 30 bis 90 Minuten steht das Auto an einem Messort und zieht dann weiter an die nächste Stelle.
24-Stunden-Überwachung
In der Lippestadt gilt in vielen Straßen Tempo 30. Doch an einigen nur zeitweise – zum Beispiel an Schulen oder Kindergärten, wo Autofahrer zwischen 7 und 16 Uhr nur 30 fahren dürfen, danach aber wieder schneller. Was passiert, wenn man hier mit 40 Kilometer die Stunde um 17 Uhr durchfährt? „Wir können den Enforcement Trailer zeitlich begrenzt einstellen. Daher sollte das kein Problem sein“, erklärt Martin Lysek.
Eine erste Bilanz nach einem Monat kann die Stadt noch nicht ziehen. „Wir stecken gerade mitten in der Auswertung der Daten“, sagt Stadtsprecher Dziedeck. Die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung teilen mit, dass die Anzahl der Verstöße auf jeden Fall zugenommen habe. Das liege aber vor allem an der 24-Stunden-Überwachung.

Leider gab es in ersten Wochen auch schon einige Fälle von Vandalismus. Just vor einigen Tagen wurde am Standort Preußenstraße auf die Scheiben eingeschlagen. „Das bringt aber nicht viel. Das Gerät funktioniert trotzdem weiter“, informiert Daniela Teßling. Auch beschmiert und besprüht wurde das Gerät bereits.
„Es gibt häufig solche und solche Reaktionen aus der Bevölkerung. Den einen freuts, den anderen nicht. Aber das Problem ist, dass viele nicht verstehen, warum wir das machen. Wenn wir es nicht machen, macht es keiner“, sagt Martin Lysek. Und seine Kollegin Teßling ergänzt: „Wir wollen niemanden abzocken. Wir wollen die Verkehrsteilnehmer erziehen, dass sie vorsichtiger werden.“
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