Neuer Chef für die Stadtwerke in Lünen Geschäftsführung anfangs als Doppelspitze

Urs Reitis (45) wird ab Oktober neuer Stadtwerkechef in Lünen
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Die Energie- und Wärmewende voranzutreiben wird eine der großen Aufgaben sein, die Urs Reitis (45) als neuer Geschäftsführer der Stadtwerke Lünen in den kommenden Jahren beschäftigen wird. Der Versorgungsingenieur, der zugleich einen Master Technisches Management in der Energiewirtschaft hat, richtet am 1. Oktober seinen Schreibtisch an der Borker Straße ein. Gemeinsam mit Stadtwerkechef Dr. Achim Grunenberg (62) führt er das Unternehmen als Doppelspitze. Er ist verantwortlich für 237 Beschäftigte des Energieversorgers mit einer Bilanzsumme von 204 Millionen Euro (Stand Ende 2023).

Vorgesehen ist ein gleitender Übergang, bis sich Achim Grunenberg im Jahr 2026 in den Ruhestand verabschiedet. Dann steht Urs Reitis allein ganz oben. Der neue Mann in Lünen bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Energiewirtschaft mit. Er war Geschäftsführer der Stadtwerke Warendorf und ist seit 2022 Geschäftsführer der BonnNetz GmbH. Bald geht es für ihn vom Rhein an die Lippe. Das sei wie „nach Hause kommen“, sagt er. Der zweifache Familienvater ist in Dortmund geboren und hat in Münster gewohnt. Um den Schulwechsel der Kinder gut zu gestalten, wird er schon im Sommer nach Lünen ziehen.

Geschäftsführung und Aufsichtsratsvorsitzender
Dr. Achim Grunenberg (r.) und Urs Reitis führen ab Oktober die Stadtwerke als Doppelspitze. Hugo Becker (l.) ist Vorsitzender Aufsichtsrats der Stadtwerke. © Quiring-Lategahn

„Gut, Stadtwerke zu haben“

Als „wichtigsten Posten der Stadt außerhalb der Verwaltung“, bezeichnet Aufsichtsratsvorsitzender Hugo Becker die Geschäftsführung der Stadtwerke. Man habe Glück gehabt, gleich im ersten Durchgang einen qualifizierten Bewerber gefunden zu haben. Urs Reitis konnte sich gegen die Konkurrenz durchsetzen. Den Mann aus Bonn reizt an Lünen die Gesamtverantwortung im energiewirtschaftlichen Kontext. Weil die Stadtwerke eine hundertprozentige Stadttochter seien, sehe er hier beste Voraussetzungen und Gestaltungsspielräume, umweltpolitische Themen umsetzen zu können. Er möchte die Position des Unternehmens als Heimatversorger ausbauen und den Bürgern zeigen, dass es „gut ist, Stadtwerke zu haben“. Gewinne würden in Dienstleistungen wie Bäder und die Zukunft der Stadt investiert und nicht an Aktionäre gehen.

Die Welt der Stadtwerke hat sich stark gewandelt, sie ist komplizierter geworden. Dazu zählt nicht nur der tägliche Einkauf von Energie, sondern auch eine Vielfalt an Aufgaben. Als Achim Grunenberg vor 21 Jahren bei den Stadtwerken Lünen begann, gehörten als Töchter der Stadthafen und die Bädergesellschaft dazu. Inzwischen ist er Geschäftsführer von zwölf Gesellschaften. Daher wurde schon in der Vergangenheit Verantwortung verteilt. Florian Klein ist zum Geschäftsführer des Stadthafens Lünen bestellt worden. Markus Günthner ist neuer Leiter der Bädergesellschaft.

Unterwegs mit Hündin Lilly

Die Zukunftsaufgaben der Stadtwerke sind europaweit festgelegt: Bis 2045 müssen die Stadtwerke ihre 100.000 Haushaltskunden mit erneuerbaren Energien versorgen können. Das Gebäudeenergiegesetz sieht ab Mitte 2028 einen regenerativen Anteil von 65 Prozent vor. Dazu muss die Netzleistung in Lünen von 50 Richtung 100 Megawatt verdoppelt werden. Geplant ist ein großes Schalthaus in Lippholthausen.

Fernwärme ist ein großes Thema, vor allem für Häuser in der Innenstadt mit altem Baustandard. Bei der Dekarbonisierung der Fernwärme könne die Lippe eine Rolle spielen. Der Lippeverband trägt das laut Grunenberg mit. Um die Klimaziele zu erreichen, bekommt auch Windkraft Bedeutung. Schon heute seien die Stadtwerke mit 110 Kilometern Glasfasernetz in zwei Jahren einer der bedeutendsten Infrastrukturdienstleiter der Stadt.

Urs Reitis will die Aufgaben mit Energie angehen. In seiner Freizeit ist er gerne mit der Familie und Dalmatiner-Hündin Lilly unterwegs, fährt Fahrrad und im Urlaub Katamaran.