Neuer Prozess nach vier Jahren Ehepaar aus Lünen soll Nichten missbraucht haben

Neuer Prozess nach vier Jahren: Paar soll Nichten missbraucht haben
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Schwere Vorwürfe erhebt die Dortmunder Staatsanwaltschaft gegen ein Ehepaar aus Lünen. Der 37-jährige Mann und seine zwei Jahre ältere Frau sollen im Sommer 2018 zwei Nichten des Mannes sexuell missbraucht haben.

Am Donnerstag beginnt der Prozess. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Richter der 31. Jugendschutzkammer des Dortmunder Landgerichts mit den Anklagevorwürfen beschäftigen müssen. Im Jahr 2020 standen die beiden Angeklagten schon einmal vor Gericht.

Diese Verhandlung musste jedoch nach mehreren Prozesstagen abgebrochen werden, weil die Richter eine Glaubwürdigkeits-Gutachterin einschalten wollten.

Sechs Wochen Sommerferien

Die beiden Nichten des Mannes sollen im Sommer 2018 die gesamten Ferien bei dem Ehepaar in Lünen verbracht haben. Die Mutter der Kinder bereitete sich seinerzeit auf ihren Schulabschluss vor und konnte die Auszeit von der Kinderbetreuung gut gebrauchen. Nach den Ferien sollen sich die Mädchen zunächst nichts haben anmerken lassen. Erst als sie offenbar nach und nach immer verschlossener wurden und den Kontakt mit ihrem Onkel vermieden, soll die Mutter genauer nachgefragt haben. Was sie dann zu hören bekam, schilderte die Frau im ersten Prozess als Zeugin.

Der Eingang des Saals 129 im Dortmunder Landgericht.
Im Saal 129 des Dortmunder Landgerichts wurde im Jahr 2020 gegen das Ehepaar verhandelt. © Martin von Braunschweig (A)

„Meine Kinder sagten mir, dass ihr Onkel oft nackt durch die Wohnung gelaufen ist“, sagte die Zeugin im Jahr 2020 aus. Der Angeklagte sei auch dabei gewesen, wenn die Kinder in der Badewanne waren. „Und auch bei anderen Gelegenheiten soll er übergriffig geworden sein“, so die Zeugin. Die angeklagten Eheleute weisen die Behauptungen dagegen strikt von sich. Im ersten Prozess hatten sie die Kinder als Lügner bezeichnet und erklärt, keine einzige dieser angeblichen Missbrauchshandlungen habe jemals stattgefunden.

Gutachten endlich fertig

Die Richter beschlossen schließlich, eine Aussagepsychologin einzuschalten. Bei kindlichen Zeugen ist das ein übliches Vorgehen. Allerdings wurde das Glaubwürdigkeits-Gutachten nicht in der erhofften Zeitspanne fertig. Die Gutachterin erkrankte und wurde schließlich nach vielen Monaten des Wartens durch eine neue ersetzt. Der Prozess war da natürlich längst geplatzt.

Jetzt, mehr als vier Jahre nach der ersten Gerichtsverhandlung und fast sieben Jahre nach den mutmaßlichen Missbrauchstaten, ist das Gutachten endlich fertig. Ab Donnerstag steht das Ehepaar deshalb erneut vor Gericht. Und mit einem schnellen Urteil ist wohl nicht zu rechnen. Die Kammer hat mit den übrigen Verfahrensbeteiligten schon jetzt Verhandlungstage bis Mitte April verabredet. Ob die Kinder als Zeugen kommen müssen, hängt vor allem vom Aussageverhalten der Angeklagten ab.

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