In der Praxis für Physiotherapie von Michel Zentgraf in Wethmar riecht es noch neu. Kein Wunder, die Renovierung der Räume an der Willi-Melchers-Straße ist noch nicht lange her. Seit einigen Tagen – genauer gesagt seit dem neuen Jahr – ist die Praxis des 32-Jährigen offen.
Mit der Selbstständigkeit hat sich der gebürtige Lüner einen lang gehegten Traum erfüllt, wie er erzählt. „Ich kenne das von meinem Vater, auch der ist selbstständig.“ Als die Räume in Wethmar verfügbar waren, war klar: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Der Opa von Zentgraf ist eng mit der ehemaligen Westfalia verwoben. Das Gelände ist gleich gegenüber, auf der anderen Straßenseite. Diese familiäre Verbindung zum Ort im Norden von Lünen war ein wichtiger Punkt für die Entscheidung für die Selbstständigkeit. „Ich bin hier in der Nähe, am Cappenberger See, aufgewachsen und kenne die Gegend sehr gut“, erzählt der staatlich anerkannte Physiotherapeut.

Manuelle Therapie im Fokus
Die ersten Patientinnen und Patienten hat Michel Zentgraf direkt nach der Eröffnung bereits behandelt. „Ich bin schon zu etwa 60 Prozent ausgebucht“, sagt er. Kein Wunder, die Nachfrage nach Physiotherapeuten ist groß, die Wartezeiten mittlerweile lang. Einige Praxen nehmen schon keine Patienten mehr auf. Bei Michel Zentgraf ist das anders. Er hat noch Kapazitäten für neue Patientinnen und Patienten. Auch bei ihm seien schon einige neue Patienten in der Warteschlange, sie warten nur noch auf die Verordnung vom Hausarzt. Bleibt der Zuspruch in Lünen so, erwartet auch Zentgraf, dass in einige Wochen die Termine bei ihm knapp werden könnten.
Nur mit Massagen will Michel Zentgraf seine Patienten aber nicht behandeln. Er hat seinen Fokus auf die manuelle Therapie gerichtet. „Das ist das bekannte einrenken“, sagt der Physiotherapeut und lacht. Bei dieser Behandlungsform liegt der Fokus darauf, die Gelenke wieder zu mobilisieren und dadurch Schmerzen zu lindern. „Es ist wichtig, die Ursache der Beschwerden zu behandeln“, sagt der 32-Jährige. Daher seien Massagen oft nicht das Mittel seiner Wahl. „Das tut zwar gut, hilft aber langfristig nicht.“ Große Erfahrung bringt Zentgraf beim Thema Sportverletzungen mit. Nicht zuletzt weil er eng mit Grün-Schwarz Cappenberg verwoben ist. Lange war er dort Trainer. „Wenn die Spieler was haben, schaue ich mir das oft an“, sagt er. Auch Elektrotherapie, Lymphdrainagen, die Arbeit mit Triggerpunkten und die Thermotherapie finden in seinem Leistungsportfolio Platz.
Hoher Bedarf an Physiotherapie
Aktuell läuft der Praxis-Alltag noch als One-Man-Show. Ein weiterer Physiotherapeut ist derzeit noch nicht mit an Board. Das könnte sich aber irgendwann ändern. Denn der Bedarf an Physiotherapie ist groß. Das liege auch an daran, dass sich die Menschen immer weniger bewegen und im Alltag und Beruf viel sitzen. Damit lassen sich auch viele der Beschwerden begründen, die Michel Zentgraf regelmäßig behandelt. Den Satz „Ich habe Rücken“ hört der Lüner Physiotherapeut sehr häufig. Hinzu kommen aber auch Überlastungen der Hände und Handgelenke. „Das liegt daran, dass viele Menschen am Computer arbeiten und viel tippen.“
Um diesen Beschwerden vorzubeugen, hat Zentgraf einige Tipps in petto. „Bewegung“, bringt er es kurz und bündig auf den Punkt. Denn wer in Bewegung bleibt, der tut seinen Gelenken etwas gutes. So rät er allen, die viele Stunden am Tag sitzen, zwischendrin aufzustehen. „So einfach es auch klingt, aber in der Mittagspause eine Runde zu spazieren, ist auch gut“, erklärt er. Das Ziel sollte immer sein, 10.000 Schritte am Tag zu machen. Und das sei gar nicht schwer, wenn man die getanen Schritte im Blick hat. Dabei kann ein Schrittzähler oder auch eine Smartwatch helfen, erklärt er.