Neue A2-Anschlussstelle Lünen-Süd Schilder-Chaos in Lünen auch neun Monate nach Inbetriebnahme

Neue A2-Anschlussstelle Lünen-Süd: Schilder-Chaos hält an
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Wohl dem, der Ortskenntnis hat und weiß, dass Lünen-Süd inzwischen eine vollständige Anschlussstelle an die A2 hat. Mit der Möglichkeit, nicht nur in Richtung Hannover aufzufahren, wie es seit Jahrzehnten nur möglich war, sondern auch in Richtung Oberhausen: etwas, das seit Juli 2022 möglich ist - vorausgesetzt, man hat davon gehört. Denn die Hinweisschilder in Lünen helfen Autofahrerinnen und Autofahrern nicht, von dem neuen Angebot zu erfahren. Im Gegenteil: Sie stiften Verwirrung. Denn alte und neue Schilder stehen auf engstem Raum nebeneinander. Und das könnte auch noch eine ganze Zeit so bleiben.

Beispiel Horstmar, am Ende der Bebelstraße: Im Umkreis von 100 Metern finden sich dort vier Vorschläge für Pendlerinnen und Pendler, welchen Weg sie am besten nehmen in Richtung A2-Auffahrt Oberhausen. Zweimal zeigen die Pfeile in die richtige Richtung: zu der keine 500 Meter weit entfernten neuen Anschlussstelle. Zweimal führen die Schilder quer durch die Innenstadt zur Auffahrt Dortmund-Nordost. Ob Autofahrerinnen und Autofahrer ohne Ortskenntnis dem aktuellen oder dem überholten Hinweis folgen, ist Glückssache.

Die Ende Juni 2022 von Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns angekündigte „spürbare Entlastung“ für den innerstädtischen Verkehr steht noch aus. Zwar hat die Stadtverwaltung „grundsätzlich schon den Eindruck, dass vor allem der Schwerlastverkehr in der Innenstadt merklich abgenommen hat“, stellt Stadtsprecher Daniel Claeßen fest. Dennoch werde das aktuelle Bild noch verzerrt - nicht unbedingt wegen der chaotischen Beschilderung, sondern wegen der laufenden Baustelle an der B54/B236.

Landesbetrieb war schon tätig

Der Ausbau der B54 in Lünen wird voraussichtlich 2024 fertiggestellt. Ungleich schneller sollten die Hinweistafeln auf die neue Verkehrsführung aufgestellt sein - hieß es zumindest noch vor neun Monaten, als die Autobahn GmbH die neue A2-Anschlussstelle eröffnete. Dass etwa am Bahnhof Preußen im August 2022 immer noch der Wegweiser zur Auffahrt Richtung Oberhausen in Richtung Innenstadt wies anstatt zur neuen Auffahrt gleich nebenan, nannte Claeßen damals „absoluten Nonsens“. Der Unsinn hält an, denn an der Beschilderung hat sich bis heute fast nichts geändert.

Das ist eine neue Hinweistafel, die der Landesbetrieb im Frühjahr 2023 aufgestellt hat: Die Anschlussstelle in beide Fahrtrichtungen wird ausgewiesen.
Das ist eine neue Hinweistafel, die der Landesbetrieb im Frühjahr 2023 aufgestellt hat: Die Anschlussstelle in beide Fahrtrichtungen wird ausgewiesen. © Günther Goldstein

Die alten Schilder stehen immer noch. Allerdings haben vor rund zwei Wochen neue Schilder in der Nähe ihren Platz gefunden - mit den korrekten Angaben. Nur, dass für ortsfremde Autofahrerinnen und Autofahrer nicht auszumachen ist, was stimmt, und was nicht. „Wir haben im Umfeld von drei Verkehrsknotenpunkten 28 Schilder aufstellen lassen“, sagt Nadia Leihs, Sprecherin des Landesbetriebs Straßen NRW, Regionalniederlassung Ruhr. Dabei handele es sich um für den überörtlichen Verkehr besonders wichtige Bereiche „auf freier Strecke“: zum einen Kurler Straße/Preußenstraße, zum anderen Derner Straße/Bebelstraße und auf Dortmunder Stadtgebiet Lanstroper Straße/Friedrichshagen. 28 Schilder für drei Kreuzungspunkte: Das sei nicht übertrieben, versichert Leihs. Jetzt fehlen nur noch die Schilder, die die Stadt Lünen in eigener Verantwortlichkeit für den innerstädtischen Verkehr aufstellen will.

Ein Missverständnis?

Und die der Landesbetrieb Straßen NRW für die Stadt - ausnahmsweise - mitbestellt habe. Das sagt zumindest Stadtsprecher Claeßen. „Die Schilder sind noch nicht eingetroffen. Sobald das der Fall ist, werden sie nach und nach aufgestellt. Der konkrete Zeitplan ist auch davon abhängig, wann die Schilder, die durch Straßen.NRW bestellt werden, geliefert werden.“ Das Problem dabei: Die Sprecherin der für Straßen zuständigen Landesbehörde weiß davon nichts. Und hat auch auf Nachfrage nichts dazu in Erfahrung gebracht. „Möglicherweise“, sagt Nadia Leihs, „liegt da in Lünen ein Missverständnis vor“.

Die Stadt Lünen hatte von Anfang an den Wunsch, dass das Schilderkonzept und die Auftragserteilung aus einer Hand komme. Dass es dabei Schwierigkeiten wegen unterschiedlicher Budgets gebe, hatte die Redaktion bereits Ende September berichtet. „Doch kein gemeinsamer Auftrag“, hieß es damals. Trotzdem habe der Landesbetrieb die Schilder für das Lüner Stadtgebiet mit in Auftrag gegeben, erklärte der Stadtsprecher zwei Monate später, Ende November 2022: möglicherweise der Beginn des befürchteten Missverständnisses.

Warten hat Tradition in Lünen

Dass bei der Beschilderung der lange erwarteten Autobahnanschlussstelle der Wurm drin ist, hatte sich schon früh gezeigt. Verantwortlich war dabei weder die Stadt Lünen noch der Landesbetrieb Straßen NRW, sondern die Autobahn GmbH. Auf einem Wegweiser gab es einen Schreibfehler: Statt „Lanstrop“ stand dort „Landstrop“. Das langwierige und immer noch nicht abgeschlossene Hin und Her um die richtige Beschilderung fügt sich nahtlos an die Jahrzehnte lange Diskussion um eine vollständige Anschlussstelle ein.

Den ersten Antrag auf den Bau einer Anschlussstelle zwischen Lünen-Süd und Dortmund-Lanstrop hatte die Stadt Dortmund bereits 1983 gestellt. Lünen hatte damals abgewunken - aus Sorge vor einer zu großen Verkehrsbelastung. Deshalb öffnete 1994 zunächst ein bundesweites Kuriosum: eine halbe Anschlussstelle. Auf- und Abfahrt waren nur in Richtung Hannover möglich, nicht aber in Richtung Oberhausen. Die Ausfahrt führte nur nach Dortmund-Lanstrop und nicht nach Lünen.

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