Nasse Witterung beeinträchtigt Ernte in Lünen „Wir sind nicht da, wo wir sein könnten“

Nässe beeinträchtigt Ernte: „Wir sind nicht da, wo wir sein könnten“
Lesezeit

Mit der Getreideernte ist Hendrik Brügemann, Landwirt in Brambauer und seit Anfang dieses Jahres Ortslandwirt von Lünen, weitgehend durch. Nur der Mais steht noch. Doch seine Begeisterung über den Ernteerfolg hält sich in Grenzen. „Uns fehlt ein gutes Drittel beim Getreide“, sagt er. Das gibt zu denken. Dadurch ist auch Stroh knapper geworden, was Betriebe mit Tierhaltung dringend brauchen. „Wir sind nicht da, wo wir sein könnten. Die Natur hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, erläutert Hendrik Brügemann und spielt damit auf ein großes Thema an: die enorme Feuchtigkeit.

Das sei schon im vergangenen Jahr losgegangen, als um Weihnachten herum das Wasser in den Feldern stand. Der matschige Boden war unbefahrbar, manches konnte nicht ausgesät werden. Später sorgten ergiebige Wassermengen für feuchte Füße bei den Pflanzen. „Das mögen sie gar nicht“, weiß der Fachmann. Die Saat sei vielfach nicht hochgekommen.

Landwirt Julian Freisendorf
Landwirt Julian Freisendorf will im kommenden Jahr Beeren zum Selbstpflücken anbieten. © Jürgen Weitzel (A)

Kraut- und Knollenfäule

Im Frühjahr musste Hendrik Brügemann Hafer zweimal aussäen. Beim ersten Mal wurde alles weggeschwemmt. Kühle Temperaturen störten den Insektenflug beim Raps. Der ist wichtig für die Bestäubung. „Wir haben viel weniger geholt als wir holen wollten“, zieht Hendrik Brügemann Bilanz.

Das gilt bei ihm auch für die Kartoffeln. Die Frühkartoffeln habe er zeitiger geerntet, denn die Kraut- und Knollenfäule findet gute Bedingungen. Sie habe gnadenlos zugeschlagen. Das sei an Blättern mit braunen Flecken zu sehen. Wer gegen sie ankommen will, muss sie bekämpfen. Die Haupternte, die eigentlich im September ansteht, ist bei Brügemann weggebrochen. Weil schon das Pflanzgut aufgrund der Feuchtigkeit befallen war, sei es auf dem Feld vermodert.

Hendrik Brügemann, der einen Traditionshof aus dem Jahre 1864 bewirtschaftet, sagt: „Wir können es nicht ändern.“ Er hofft auf ausgeglichenes Wetter. „Alles in Maßen“, damit er 2025 wieder an die Jahre davor anknüpfen kann.

Kartoffelernte steht noch an

Julian Freisendorf, Landwirt in Niederaden, vermarktet zurzeit seine Frühkartoffeln. Die habe er aufgrund der Witterung erst Mitte März, einen Monat später als sonst, in den Boden legen können. Mit der Haupternte habe er noch gar nicht begonnen. Das sei erst in drei oder vier Wochen der Fall. Auch er spricht von Druck durch die Kraut- und Knollenfäule aufgrund der feuchtwarmen Witterung. Der Pflanzenschutzaufwand sei hoch. Es gebe kein Kartoffelfeld, auf dem sich dieser Pilz nicht breitgemacht habe.

Julian Freisendorf unterscheidet zwischen Quantität und Qualität. Von der Menge her sei die Ernte der Frühkartoffeln gut gewesen, von der Qualität durchschnittlich.

Wassermelonen im Gewächshaus

Seit Jahren stellt Julian Freisendorf seinen Betrieb breiter auf und setzt auf neue Kulturen. Den Anbau von Süßkartoffeln hat er allerdings nicht weiter verfolgt, den von Knoblauch will er einstellen. Er sei zu personalintensiv. In einem Gewächshaus für Erdbeeren testet er in diesem Sommer Wassermelonen. „Wir fangen erst mit der Ernte an“, sagt er. Im kommenden Jahr will er seine Beerenkulturen für Selbstpflücker öffnen, um einen Teil der Arbeitszeit einzusparen.

Als Direktvermarkter stellt er fest, dass die große Nachfrage nach regionalen Produkten während der Coronazeit inzwischen merklich nachgelassen habe. Durch die gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten wären die Leute vielfach nicht bereit, mehr Geld für Regionales zu bezahlen. Freisendorf spürt das bei Eiern von seinen Hühnern. Viele würden dann doch lieber beim Discounter kaufen.