
© Hohendorf
Nähen gegen Corona: Lünerin startet Aktion für mehr Atemschutzmasken
Coronavirus
Sylvana Martens-Hohendorf weiß, dass diese Masken kein sicherer Schutz vor dem Coronavirus sind. Dennoch hat sie begonnen, zu nähen, nach dem Motto besser als nichts. Die Lünerin will helfen.
Sylvana Martens-Hohendorf näht schon länger. Es ist ihr Hobby. Dass sie sich einmal an ihre Nähmaschine setzen würde, um Atemschutzmasken herzustellen, das hätte sie sich ebenso wenig vorstellen können, wie alle derzeit kaum begreifen können, was Corona in diesen Tagen anrichtet.
Sylvana Martens-Hohendorf ist ein Mensch, für den es wichtig ist, dass „man anderen Menschen hilft“. Das scheint in der Familie zu liegen, denn ihr Mann Siggi Hohendorf ist Gründer von „Lünen solidarisch“. Sylvana Martens-Hohendorf: „Ich habe die Hoffnung, dass ich mit meiner Aktion ein paar Menschen animieren kann, mitzumachen. Wenn jeder ein bisschen dazu beiträgt, können wir manchen vielleicht helfen.“ Beitragen, auf diese Weise zu helfen, will auf jeden Fall die Lünerin Roswitha Limbrock. Die hatte die gleiche Idee wie Sylvana Martens-Hohendorf. Und sagt: „Ich bin auf jeden Fall dabei“.
Im Zweifel kein Stopp für das Coronavirus
Auch wenn beiden klar ist, dass diese Masken das Coronavirus im Zweifel wohl nicht werden aufhalten können. Aber: Vielleicht den Weg des Virus erschweren und die Verbreitung von Bakterien stoppen. Jedenfalls sei alles besser als nichts, sagt Martens-Hohendorf, die in Lünen-Süd zuhause ist. „Manche haben ja ne feuchte Aussprache“, sagt sie, und wenn man das schon mal irgendwie beeinflussen könne, wäre ja schon mal etwas gewonnen. „Manche haben nicht mal den einfachsten Schutz“, sagt sie.
Krankenhaus in Lünen verwendet ebenfalls Schutzmasken aus Stoff
In dieser Einschätzung bestärkt sie Axel Weinand, Geschäftsführer des St. Marien Hospitals. „Das ist ein weiterer Baustein zur Minimierung des Risikos“, sagt er. In Kombination mit häufigem und gründlichem Händewaschen „eine sehr sinnvolle Maßnahme“. Das Krankenhaus verwendet selbst inzwischen solch einen Mund-/Nasenschutz aus Stoff; 2000 hat man inzwischen nähen lassen.
Wie genau die 37-Jährige aus Lünen-Süd ihre Aktion organisieren wird, das weiß sie selbst noch nicht ganz genau. Aber man könne ja schon mal nähen, am Wochenende zum Beispiel, sagt sie, dann wenn die Kinderbetreuung vielleicht auch der Partner übernehmen könne, damit man in Ruhe an die Nähmaschine könne. Die brauche man natürlich - und Stoffreste. „Wer näht, hat immer etwas übrig“, sagt die Hobbynäherin, die eigentlich sonst immer nur etwas Schönes für ihre beiden Kinder (acht und sechs Jahre) an der Maschine zaubert - nun also seit Freitag (20.3.) Atemschutzmasken. Für alle, die nähen können, ein Kinderspiel. Wie zum Beispiel für die Mitglieder ihrer Nähgruppe, die ebenfalls wohl einsteigen wird.
Seit Freitag ist auch unter ihrem Facebook-Profil der Aufruf zum Nähen zu sehen. „Natürlich“, so erzählt Sylvana Martens-Hohendorf, gab es auch kritische Stimmen als Reaktion. Ob das überhaupt etwas nützt, zum Beispiel. Dass das, was sie und ihre Mitstreiter jetzt nähen wollen, nicht den den Hygienevorgaben des Robert-Koch-Instituts entspricht, ist klar. Der Schutz filtert keine Keime aus der Atemluft. So steht es auch in der Anleitung, die im Netz zu finden ist. Aber sie findet, es sei immer noch besser als nichts.
Das finden andere offenbar auch, denn die Stadt Essen hat vor kurzem eine Nähanleitung für einen einfachen Mundschutz veröffentlicht. Das Tragen eines Schutzes könne die Übertragungswege einer Coronavirus-Infektion reduzieren, heißt es in der Anleitung. „Es ist sinnvoll, bei jeder Begegnung insbesondere mit Risikopersonen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, um die Verteilung von Tröpfchen zu verhindern.“ Die Stadt empfahl solch einen Schutz vor allem Pflegedienstmitarbeitern und pflegenden Angehörigen.
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