Menschen mit niedrigem Gehalt haben in Deutschland Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein. Wer diesen besitzt, ist wiederum berechtigt, Angebote des Sozialen Wohnungsbaus zu nutzen, also eine Sozialwohnung zu beziehen. In Lünen wurden in diesem Jahr bereits 96 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt, wie Stadtsprecher Daniel Claeßen auf Anfrage der Redaktion erklärt. Das entspreche einem Schnitt von 500 Scheinen im Jahr. Damit würde sich dieses Jahr in die Zahlen der vergangenen Jahre einreihen.
34 Wohnungen bald fertig
Zum Vergleich: 2023 wurden in der Lippestadt über das gesamte Jahr 517 Wohnberechtigungsscheine herausgegeben, so Daniel Claeßen weiter. 2022 waren es 466 Stück, 2021 kam man auf 540 und 2020 auf 438 Scheine. Insgesamt verfügen derzeit 5400 Lüner Haushalte über einen Wohnberechtigungsschein.
Die Berechtigung dafür ist an das jährliche Einkommen des Haushaltes gebunden. Alleinstehende Personen, die in einem Jahr maximal 32.906 Euro brutto zur Verfügung haben, sind berechtigt, so die Auskunft des Landesministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung NRW.
Lebt im Haushalt der alleinstehenden Person ein Kind, gilt die Brutto-Einkommensgrenze von 46.844 Euro. Für einen Zwei-Personen-Haushalt ist die Grenze bei 45.688 Euro festgesetzt, bei einer vierköpfigen Familie liegt sie bei 59.438 und bei einer fünfköpfigen Familie bei 69.438 Euro.
Laut Daniel Claeßen gibt es in Lünen derzeit 4016 öffentlich geförderte Wohnungen und zusätzlich 408 geförderte Eigenheime. Also deutlich weniger Immobilien als Haushalte, die einen Wohnberechtigungsschein besitzen.
Mietwohnungen sind die Immobilien, die in Lünen in größter Zahl gebaut werden. 133 öffentlich geförderte Wohnungen seien seit Januar 2018 fertiggestellt worden, erklärt der Stadtsprecher. Derzeit befinden sich seinen Worten nach 34 Sozial-Wohneinheiten im Bau. Und mit der Errichtung weiterer 54 Wohneinheiten solle noch in diesem Jahr begonnen werden, so Claeßen.

Wenig Angebot
Ein Blick in einschlägige Online-Portale für Immobilien zeigt, dass der Markt in Lünen für Wohnungen mit Berechtigungsschein überschaubar ist. Gerade einmal zwei Suchergebnisse zeigt die Seite „Immobilienscout“ an. Eine Wohnung in Horstmar mit einer Kaltmiete von knapp 400 Euro für 77 Quadratmeter, die sich auf 3,5 Zimmer verteilen, wird dort angeboten. Das zweite Inserat ist eine 555 Euro teure Wohnung in Beckinghausen. Diese ist 72 Quadratmeter groß und umfasst zwei Zimmer. Eigenheime mit diesen Suchkriterien sind laut der Online-Plattform derzeit nicht verfügbar.
Bundesweit nimmt der Bestand an Sozialwohnungen ab, wie Erhebungen zeigen. Während es zur Wiedervereinigung 1990 in Deutschland noch knapp drei Millionen geförderte Wohnungen gab, sind es heute nur noch eine Million Wohnungen. Laut dem Bündnis „Soziales Wohnung“ – unter anderem bestehend aus Mieterbund und Baugewerkschaft – fehlen 910.000 Sozialwohnungen in der Bundesrepublik.
Während in Lünen derzeit knapp 90 neue Wohneinheiten entstehen oder kurz vor der Entstehung stehen, fallen in den kommenden Jahren auch etliche Wohneinheiten aus der Mietpreisbindung heraus. Das bedeutet, dass diese dann zu anderem, marktüblichen Mietpreisen auf einem anderen Markt als dem für Sozialwohnungen angeboten werden.
Das betrifft in der Lippestadt bis 2030 insgesamt 1240 Wohnungen, erklärt Daniel Claeßen. Bis 2035 sollen etwa 1370 Wohnungen aus ihrer derzeitigen Mietpreisbindung fallen, so der Sprecher weiter. Somit muss auch in den kommenden Jahren kräftig gebaut werden, damit ausreichend Sozialwohnungen für die Menschen in Lünen zur Verfügung stehen.