Nach über 40 Jahren am Amtsgericht Lünen Irene Stibbe geht in den Ruhestand

Nach über 40 Jahren Amtsgericht: Irene Stibbe geht in den Ruhestand
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„Das ist ja schon ein Teil von mir.“ – Nahezu ein halbes Jahrhundert war Irene Stibbe für die Justiz tätig. Über 40 Jahre arbeitete sie am Amtsgericht Lünen und betreute Generationen von Auszubildenen. Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Die 62-Jährige geht in den Ruhestand. Ihre Begleiter: viele Erinnerungen und ein nicht zu leugnender Hauch Abschiedsschmerz auf allen Seiten.

Ein Gang in Richtung Gerichtsverwaltung, ein zufälliger Blick durch eine geöffnete Bürotür und ein gewohntes Bild, das nun der Vergangenheit angehört: Justizamtsinspektorin Irene Stibbe saß an ihrem Schreibtisch vor dem PC, sah kurz hoch, lächelte herzlich und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Als sie ihre Laufbahn bei der Justiz in Form einer Ausbildung zur Justizangestellten im Jahr 1975 begann, konnte von einem Computer noch keine Rede sein, und an so etwas wie die elektronische Akte war nicht zu denken. Steno war das Handwerkszeug.

Generationen von Auszubildenden

Seit Februar 1981 war sie am Amtsgericht Lünen tätig – zunächst in der damaligen Zweigstelle Werne. Als sie sechs Jahre später gefragt wurde, ob sie den Bereich Ausbildung übernehmen wolle, sagte sie zu. „Ich habe gedacht, ja, das wäre etwas für mich“, erinnert sie sich im Gespräch und betont auf Nachfrage, dass sie diese Entscheidung nie bereut habe. Auch wenn das Ganze damals eher ein Stoß ins kalte Wasser gewesen sei, da ihr Vorgänger erkrankt war und ihr die Aufgabe doch sehr spontan zugefallen sei.

Aber genau diese Aufgabe ist es, die die 62-Jährige zum Strahlen bringt. „Das war immer schön und interessant zu beobachten, wie sich die jungen Leute während der Ausbildung entwickelt haben.“ Irene Stibbe betreute weit über 100 Azubis, wobei ein Wunsch unerfüllt blieb: die Ausbildung eines Kindes von einem ihrer früheren Schützlinge. „Das hätte ich so gerne gehabt“, erklärt sie, seufzt kurz und lächelt sofort wieder. Ein Stück weit, das gibt sie zu, waren das ja auch ihre Kinder. Sie kann sich an alle erinnern, hat zu vielen noch Kontakt und weiß, was aus ihnen geworden ist. „Ich wollte halt, dass die sich hier wohlfühlen.“

„Bessere Ausbilderin gab es nicht“

Und genau das ist ihr gelungen. Neulich fiel ihr eine Dankeskarte ihrer ersten Auszubildenden, die 1987 die Prüfung bestanden, in die Hände. Drei von ihnen sind nach wie vor am hiesigen Amtsgericht tätig. Eine von ihnen ist Rita Henning. Sie betont: „Wir verdanken ihr eine tolle Ausbildung, wir sind reibungslos durchgekommen.“ Ihre Kollegin und Mitstreiterin der ersten Stunde, Ute Fränzer, fügt hinzu: „Sie hatte immer ein Ohr für uns. Mit Spucke und Geduld.“ Die Dritte im Bunde, Sabine Hasenbein, erinnert sich: „Eine bessere Ausbilderin gab es nicht.“ Irene Stibbe habe sie alle dorthin gebracht, wo sie hingesollt hätten. „Mit viel Disziplin. Das fing schon mit der Pünktlichkeit an.“ Und noch einer findet passende Worte. Amtsgerichtsdirektor Dr. Niklas Nowatius lässt die 62-Jährige nicht gerne ziehen. Sie habe unter anderem für sehr gute Prüfungsergebnisse gesorgt. Nicht umsonst gelte bei anderen Behörden das Motto: „Was aus Lünen kommt, kann man unbesehen nehmen.“ Er spricht von einer konstruktiven Zusammenarbeit und davon, von ihrer großen Erfahrung profitiert zu haben. Von der menschlichen Komponente ganz zu schweigen.

Begleitet wird der Abschied von besten Wünschen aller Beteiligten. Bange ist Irene Stibbe aber nicht, wenn sie an die Zukunft denkt. Die will sie mit Lesen, Reisen und viel Zeit mit den Enkeln füllen. Den Rest lässt sie auf sich zukommen. Sie will die Ruhe genießen. Und doch, mit einem Lächeln versichert sie, dass sie zurückkomme und helfe: „Wenn man mich braucht. Wenn mal Not am Mann ist.“ Sie wohne ja nicht allzu weit entfernt.