Wer mit dem Fahrrad von der Preußen- auf die Kurler Straße abbiegt, kann das weiße Fahrrad nicht übersehen. Das „Ghostbike“ steht dort seit über fünf Jahren. Es erinnert an einen verstorbenen Radfahrer, der am 2. Mai 2018 nach einem Unfall an der Kreuzung zu Tode kam. Am 29. August dieses Jahres hat es dort schon wieder einen Unfall gegeben - auch hier starb ein Radfahrer.
Dieser Unfall hat sich allerdings ungefähr auf Höhe der Görlitzer Straße und nicht an der Einmündung zugetragen, wie die Polizei erklärte. Der Autofahrer starb, weil ein Autofahrer in den Gegenverkehr fuhr. Er sei von der Sonne geblendet worden, sagte er später. Ist die Kurler Straße im Kreuzungsbereich besonders gefährlich? Und müssten Stadt und Baulastträger hier mal handeln, um die Gefahr zu entschärfen?
Stadt sieht keinen Bedarf
Dass in dem Bereich Unfälle nicht gerade selten sind, zeigt ein Blick in die Statistik. Zwischen 2018 und 2023 hat es an den Kreuzungen Kurler Straße/Preußenstraße und Kurler Straße/Derner Straße fünf Unfälle mit Radfahrern gegeben, teilt Polizei-Sprecherin Nina Kupferschmidt mit. In vier Fällen waren die Geschädigten leicht verletzt, der tödliche Verkehrsunfall vom 29. August ist dabei aber noch nicht erfasst.
Eine statistische Erfassung könne bis zu drei Monate dauern. Trotzdem wurden in diesem Jahr schon zwei Unfälle mit Radfahrern verzeichnet. „Die Einmündung Kurler Straße/Preußenstraße ist 2023 als Jahreshäufungsstelle identifiziert worden“, so die Polizeisprecherin. Das heißt, dass innerhalb eines Kalenderjahres ein festgelegter Grenzwert für Verkehrsunfälle überschritten ist.
Im Rahmen der Unfallkommission sei dies auch der Stadt mitgeteilt worden.
Stadtsprecher Alexander Dziedeck relativiert allerdings: Die Polizei müsse nach einem Verkehrsunfall mit Todesfolge den Ort immer als Jahreshäufungsstelle ausweisen. „Nach dem Vorfall haben die zuständigen Kolleginnen und Kollegen der Straßenverkehrsbehörde in enger Zusammenarbeit mit der Polizei Dortmund eine umfassende Bewertung der Situation vor Ort durchgeführt.“
Ziel der Untersuchung war es, zu prüfen, ob es straßenbauliche oder verkehrstechnische Defizite gibt, die den Unfall begünstigt haben könnten.
Der Straßenausbau und die aktuellen Straßenverhältnisse rund um die Kreuzung seien dabei aber nicht als Ursache für den tödlichen Unfall am 29. August identifiziert worden. Auch, weil der Autofahrer ja angegebenen hatte, dass er von der Sonne geblendet worden sei und dadurch in den Gegenverkehr geraten sei.

Kein Umbau geplant
Jürgen Heidenreich vom ADFC-Kreisverband fährt häufig mit dem Fahrrad über die Kurler- und die Preußenstraße. Gefährlich wurde es für ihn als umsichtigen Fahrer noch nie, dennoch hält er die Kurler Straße aus Radfahrer-Sicht für riskant. Ob der tödliche Unfall am 29. August jedoch wirklich die Sicherheitslücken an der Straße aufweist, hält auch er für fraglich.
Aber: Kurz vor der Kreuzung mit der Preußenstraße endet der beidseitige Fahrradstreifen. Radfahrer müssen somit kurz vor der Verengung auf die Straße wechseln. „Autofahrer, die rechts abbiegen, achten nicht immer darauf, ob ein Radfahrer vielleicht links auf die Preußenstraße abbiegt“, sagt Heidenreich. Die Sicht rund um die Kreuzung sei nicht ausreichend.
„Die ganze Ecke ist aus Radfahrersicht gefährlich. Es ist ein Verteilungskampf um den Platz auf der Straße.“ Eine Verlängerung des Radweges fände er daher sinnvoll, doch dafür müsste man die Straße aufwendig umbauen.
Die Aussichten dafür stehen schlecht. Nadia Leihs, Sprecherin von Straßen.NRW, sagt: „Die Kreuzung der L556 (Kurler Straße) und der Preußenstraße ist uns bislang nicht als Unfallhäufungsstelle gemeldet worden. Aktuell sind an dieser Stelle auch keine Baumaßnahmen geplant.“
Laut Verkehrsbericht der Polizei Dortmund gab es 2022 im Lüner Stadtgebiet insgesamt 116 Verkehrsunfälle, bei denen Radfahrer zu Schaden gekommen sind. Gestorben ist dabei niemand, es war allerdings ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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