Nach Streit um Maskenpflicht im Zug Augenzeuge sagt: „Schuld liegt beim Lehrer“

Nach Streit um Maskenpflicht im Zug: „Schuld liegt beim Lehrer“
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Wenige Tage nach unserer Berichterstattung über 120 Schülerinnen und Schüler aus den Niederlanden, die nach einem Streit ihres Lehrers mit dem Zugpersonal um die Einhaltung der Maskenpflicht den Zug in Lünen verlassen mussten, hat sich jetzt ein Augenzeuge des Vorfalls schriftlich in der Redaktion gemeldet.

Er schildert die Dinge anders als der Ahausener Deutschlehrer Peter Brusse, der an einem Gymnasium im niederländischen Enschede unterrichtet. Der Augenzeuge beschreibt, dass der Lehrer Schuld daran habe, dass die Situation eskalierte. Ähnlich hatte sich schon die Bahn auf Anfrage unserer Redaktion geäußert. Aber der Reihe nach:

Zugbegleiter ausgerastet?

Mit 120 Schülerinnen und Schülern der Klassen 10 und 11 ist Peter Brusse am Dienstag (20. Dezember) in Lünen auf dem Rückweg vom Dortmunder Weihnachtsmarkt in die Heimat aus dem Zug der Linie RB 51 geworfen worden. Laut Brusse sei ein Zugbegleiter „völlig ausgerastet“, weil sich nicht alle Schüler an die Maskenpflicht gehalten hätten.

Manche Schüler seien, erklärte Brusse schriftlich gegenüber unserer Redaktion weiter, „entsetzt gewesen“, vor allem von der Art und Weise des Schaffners:

„Werbung für die Deutsche Bundesbahn und Deutschland war dies für meine Schüler nicht.“

Erklärung der Bahn

Darauf angesprochen, hatte es unter anderem bei der Bahn geheißen, dass der „Kundenbetreuer im Nahverkehr“ sich, bevor die Niederländer den Zug schließlich verlassen hätten, „zum Eigenschutz und zur Deeskalation“ zurückziehen musste. Der Zugbegleiter habe die Gruppe schon auf der Hinfahrt regelmäßig über die Maskenpflicht informiert, beim Einstieg auf der Rückfahrt habe er wiederum um die Einhaltung der in Deutschland anders als in den Niederlanden im ÖPNV geltenden Maskenpflicht gebeten.

„Dieser Bitte ist bedauerlicherweise nicht nachgekommen worden – auch nicht von Seiten des Lehrers“, hatte die Bahn weiter erklärt. Weil sich schließlich auch andere Fahrgäste über die Nichteinhaltung der Maskenpflicht beschwert hätten, habe der Zugbegleiter alle Schülerinnen ohne Maske angesprochen - bis er sich wie beschrieben zurückziehen musste und die Reisegruppe nach heftigem Protest dann doch noch den Zug verließ.

Schilderung des Augenzeugen

Dazu nimmt ein Augenzeuge, dessen Name der Redaktion bekannt ist, unter anderem wie folgt Stellung - hier der Wortlaut:

1. Die Schüler waren auf den gesamten Zug verteilt und 90 Prozent der Schüler haben eine Maske getragen und sich sehr respektvoll verhalten. Einzig eine Traube rund um den Lehrer meinte hier aus der Reihe tanzen zu müssen. Der Lehrer hat keine Maske getragen und hat hier seine Vorbildfunktion eindeutig verfehlt.

2. Der Zug wurde von einem Zugführer gefahren. Die Schaffnerin ist durchaus energisch geworden, das Verhalten von Herrn Brusse grenzt aber an Nötigung. Er ist ausfällig geworden, hat rumgebrüllt und eine so verbohrte Haltung an den Tag gelegt, dass die Schaffnerin und der Zugführer sich aus Angst in das Führerhaus zurückgezogen und abgeschlossen haben.

3. Durch sein Verhalten hat Herr Brusse dafür gesorgt, dass der gesamte Zug erst mit 40 Minuten Verspätung weiterfahren konnte.

Dass sich der Deutschlehrer dann auch noch öffentlich beschwere, meint der Augenzeuge, sei an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten:

„Meiner Meinung nach ist der Bahn hier kein Vorwurf zu machen. Die Schaffner haben sehr besonnen reagiert. Das Verhalten von Herrn Brusse macht mich fassungslos.“

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