Nach Angriff auf Zehnjährigen an Lüner Schule Lüken: „Gewaltbereitschaft nimmt grundsätzlich zu“

Nach Angriff auf Zehnjährigen an Lüner Schule „Gewaltbereitschaft nimmt grundsätzlich zu“
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Ein Schüler der Overbergschule in Lünen ist am Freitag (17. November) Opfer einer Schlägerei geworden. Er wurde von mehreren Mädchen bewusstlos geschlagen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. „Dem Jungen geht es den Umständen entsprechend gut”, sagt Silke Schnelle, Schulleiterin der Grundschule, am Dienstag auf Nachfrage der Redaktion. Laut Polizei Dortmund wurde der Zehnjährige aus dem Krankenhaus entlassen und ist nun wieder bei seinen Eltern.

Auf die Nachfrage, ob die Täterinnen möglicherweise auf dieselbe Schule gehen wie ihr Opfer, kann Schulleiterin Schnelle nichts sagen. „Die Polizei ist eingeschaltet. Zu Tätern oder Täterinnen kann von schulischer Seite nichts gesagt werden, da die Ermittlungen noch laufen”, verweist sie auf die laufenden Ermittlungen der Polizei.

Die Polizei Dortmund gibt allerdings am Dienstag nach dem Vorfall aus ermittlungstaktischen Gründen keine neuen Informationen heraus. Demnach ist zu den möglichen Täterinnen sowie der Gruppengröße nichts weiteres bekannt. Auch zu relevanten Zeugenaussagen, die auf das Alter und die Schulzugehörigkeit der Mädchen schließen könnten, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag (21. November) nichts.

Hilfen der Schule für Beteiligte

Ihren Schülerinnen und Schülern, die den Angriff gesehen haben, möchte Schulleiterin Silke Schnelle helfen und verspricht Unterstützung für alle beteiligten Schüler. „Zur Begleitung anderer Kinder, die den Vorfall auf dem Schulweg mit angesehen haben, werden wir von der schulpsychologischen Beratungsstelle unterstützt”, versichert sie.

Doch nicht nur den Schülern ihrer Schule möchte die Schulleiterin helfen, sondern auch den Eltern des angegriffenen Jungen. „Die Eltern sind natürlich bestürzt und wir sind mit ihnen im Gespräch, um die schwierige Situation so gut wie möglich zu begleiten.”

Zunehmende Gewalt an Schulen

Eine Frage stellt sich nach dem Angriff auf den Jungen aber auch: Nimmt die Gewalt, beziehungsweise die Gewaltbereitschaft, an Grundschulen zu? Iris Lüken, Schulleitung Osterfeldschule und Grundschulsprecherin in Lünen, sieht eine solche Entwicklung an bestimmten Lüner Grundschulen. „Grundsätzlich glaube ich, dass die Gewaltbereitschaft zugenommen hat. Zumindest an den Schulen, die Kinder mit besonderen Herausforderungen unterrichten”, erklärt Lüken.

Sie ist aber der Ansicht, dass Kinder nicht ohne einen Grund aggressiv und gewalttätig werden. „Gewaltbereitschaft unter Kindern hat immer Gründe. Ich denke, dass es sich lohnen würde, diese Gründe und deren Entstehung genauer anzuschauen”, nimmt sie die Politik in die Pflicht, etwas gegen die aufkommende Gewalt an Schulen zu unternehmen.

Statistisch ungewöhnliche Täter

Dass eine Mädchengruppe verantwortlich war, ist nach der aktuellen Kriminalstatistik in Lünen aus dem Jahr 2022 sehr ungewöhnlich. So waren die Täter in Lünen 2022 nur in 3,8 Prozent der Fälle unter 14 Jahren und zu 10,5 Prozent zwischen 14 und 18 Jahre alt. Wenn man auf das Geschlecht schaut, zeichnet sich ein ähnliches Bild. So waren die Täter zu 25,6 Prozent weiblich, wenn es sich um kriminelle Taten in Lünen 2022 handelte.

Wenn man sich die Opferstruktur anschaut, zeigt sich, dass die Opfer von Kriminalität mit 56,2 Prozent in der Mehrzahl Männer waren.