Neue mobile Waschanlage fährt durch Lünen In 90 Sekunden zum sauberen Fahrrad

Mobile Waschanlage fährt durch Lünen: In 90 Sekunden zum sauberen Fahrrad
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Das, was sich Wolfgang Tkotz und sein Schwiegersohn Andre Walbaum vor Kurzem für 26.000 Euro angeschafft haben, sieht ein bisschen wie eine geschrumpfte Autowaschanlage aus. Nur werden hier keine Fahrzeuge mit vier, sondern lediglich mit zwei Rädern vom Dreck befreit. In weniger als zwei Minuten sollen Bikes jeglicher Art wieder glänzen, verspricht der 62-Jährige vor dem Waschgang mitten auf dem Gehweg an der Bebelstraße.

Als Versuchsobjekt dient sein eigenes E-Bike, mit dem er gern in Lünen und Umgebung unterwegs ist. Über eine Rampe schiebt Tkotz das Fahrrad in die rund drei Meter lange Box. Nur der Sattel und das Lenkrad gucken noch raus, nachdem er eine dicke Klarsichtfolie verschlossen hat. Und schon wirbeln zwei blaue Rotationsbürsten - wie man sie aus der Autowaschanlage kennt - vor und zurück. Die Reifen laufen durch ein Ultraschallbad, sodass die Felgen eine Extrasäuberung bekommen, erklärt Wolfgang Tkotz.

Waschanlage läuft komplett autark

Nur rund 100 Milliliter Wasser, das bis auf 40 Grad erhitzt werden kann, und ein mildes Reinigungsmittel brauche die Anlage für einen Durchlauf. Nachhaltig sei die Anlage auch. „Das Wasser wird gefiltert, sodass wir 60 bis 80 Wäschen machen können. Und wir brauchen keinen Stromanschluss, weil alles autark läuft.“

Am Ende sprüht der 62-Jährige ein bisschen Osmosewasser auf das Bike, damit es „streifenfrei sauber“ wird. Nun muss er nur noch mit einem Trockner, der ein bisschen an einen Laubbläser erinnert, die letzten Wasserpartikel wegpusten und die Stellen, an die die Bürsten nicht drankommen, mit der Hand reinigen. „Jetzt haben wir wieder ein optimal sauberes Rad“, bilanziert Tkotz nach der Wäsche.

Die Wasch-Box braucht keine direkte Verbindung zum Strom.
Die Wasch-Box braucht keine direkte Verbindung zum Strom. © Freynhofer

Diese Basisreinigung kostet 9,50 Euro. Je nach Verschmutzungsgrad müssen Radbesitzer einen Aufpreis zahlen - etwa, wenn die Kette stark verölt oder das Rad durch viel Dreck gefahren ist. „Hier kommt dann ein Dampfreiniger zum Einsatz und das dauert länger.“ Die Box sei für alle Rad-Typen geeignet, die Reifen dürfen allerdings nicht breiter als 8 Zentimeter sein.

Feste Waschtage gibt es bislang nicht. Von der Stadt Lünen haben die beiden Männer aber bereits die Genehmigung erhalten, um am Preußenhafen, im Seepark sowie in den Bikeparks in Brambauer und an der Dammwiese ihre Reinigungsdienste anzubieten. Tkotz könnte sich auch vorstellen, mitten in der City vielleicht einmal im Monat zu Marktagen die mobile Waschanlage aufzustellen. „Hier könnten wir uns gegebenenfalls mit Mönninghoff kurzschließen“, sagt der 62-Jährige. Zum 100-jährigen Jubiläum des Radgeschäftes am 26. September sei man bereits vor Ort.

Räder mit einer Reifenbreite bis zu acht Zentimeter können in der mobilen Waschanlage sauber gemacht werden.
Räder mit einer Reifenbreite bis zu acht Zentimeter können in der mobilen Waschanlage sauber gemacht werden. © Freynhofer

Neben dem Geschäftsbetrieb in Lünen will sich das Duo auch auf Events konzentrieren. Man könnte die rollbare Anlage einfach buchen und zwei Personen würden dann vorbeikommen, erklärt Tkotz. Diesen Samstag geht es mit der Waschstation von Lünen bis nach Lauder-Königshofen in Baden-Württemberg, wo Mobilitätstage stattfinden. Mit vielen weiteren Veranstaltungen in diesem Jahr rechnet der 62-Jährige nicht mehr.

Eigentlich hatte man auch mit einer früheren Anlieferung aus München, wo die Anlage von der Firma „Clean your bike“ gebaut wird, geplant. Daher hätten bislang vor allem Personen aus dem privaten Umfeld die Waschbox in Anspruch genommen. „Das war unsere kleine Testphase“, sagt Tkotz. In zwei Jahren soll sich die fünfstellige Investition dann rentieren.

Wohl eher älterer Kundenstamm

Künftig sehe man den Großteil der Kundinnen und Kunden wohl eher im älteren Bereich. Gerade bei Personen über 60 Jahre sei es mitunter zu aufwändig, dass Rad zuhause selbst zu reinigen. Die jüngere Generation gehe da oftmals einfach in die Autowaschanlage und spritze das Bike mit dem Hochdruckreiniger ab. Für E-Räder sei dieser Vorgang gerade wegen der Elektronik aber „tödlich“, findet Tkotz.

Er ist sich sicher, dass die Waschbox in Lünen und Umgebung gut ankommen wird. „Das wird laufen, da gehe ich ganz stark von aus. Gerade jetzt fahren viele Menschen wegen des Nachhaltigkeitsaspektes ja mit dem Rad.“ Und das werde wie der Besitzer selbst auch mal dreckig.

Ein Video von der Anlage gibt‘s online unter rn.de/luenen

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