Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum gegen den inhaftierten stellvertretenden Bürgermeister Lünens, SPD-Ratsherr Daniel Wolski (41), laufen auf Hochtouren: Neben dem Besitz von kinder- und jugendpornographischem Materials wird dem langjährigen Vorsitzenden der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der Lüner SPD (Jusos) mittlerweile sexueller Missbrauch in 25 Fällen vorgeworfen. Die Taten sollen sich im Zeitraum von Januar 2018 bis März 2023 ereignet haben. Die Opfer sind zwischen 13 und 17 Jahre alt.
Wie es bei der Staatsanwaltschaft am Montag (13. November) weiter hieß, soll Wolski in neun Fällen Jugendliche und ein Kind gegen Entgelt missbraucht haben. In drei Fällen soll Daniel Wolski in seiner Wohnung in Lünen-Brambauer Sex gegen Geld mit verschiedenen Minderjährigen gehabt haben: „In der ersten Jahreshälfte 2020 kam es dort nach unseren bisherigen Erkenntnissen zu Sex mit einer damals 17-Jährigen, mit einer weiteren 17-Jährigen kam es in der Wohnung Anfang 2021 zu Sex gegen Geld, und außerdem in der ersten Jahreshälfte 2021 zu Sex gegen Geld mit einer damals 15-Jährigen.“
Auf die Frage unserer Redaktion, ob es sich bei den Missbrauchsopfern ausschließlich um Mädchen oder aber auch um Jungen handelt, antwortete der zuständige Sprecher der Staatsanwaltschaft: „Dazu machen wir aus Rücksicht auf die Opfer keine Angaben.“
Weitere Tatorte
Weitere Tatorte neben Wolskis Wohnsitz in Lünen-Brambauer waren den Angaben zufolge Bochum, Dortmund und Bönen. Wobei nach Angaben der Staatsanwaltschaft das Gros der Chatverläufe und der „sexuelle Missbrauch durch pornographische Reden“ ihren Ursprung in Lünen haben: „Das kann in der Wohnung, im Auto oder sonstwo in Lünen passiert sein.“
Laut Paragraph 176 Abs. 4 Nr. 4 Strafgesetzbuch (StGB) kann wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt werden, wer durch pornographischen Darstellungen entsprechenden Reden auf ein Kind einwirkt.
Zu Informationen unserer Redaktion, wonach die Bochumer Polizei beziehungsweise die Staatsanwaltschaft Daniel Wolski ein Stück weit zufällig auf die Schliche gekommen ist, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft: „Es ist richtig, dass die Anzeigenerstatterin wegen einer anderen Sache in Kontakt mit der Polizei kam. Bei dieser Gelegenheit hat sie dann, ohne dass die Polizei ihr Handy kontrolliert hat, Strafanzeige gegen Wolski gestellt und damit den Fall ins Rollen gebracht.“
Akten bei Verteidigerin
Wie von dieser Redaktion ursprünglich exklusiv berichtet, handelt es sich bei der Anzeigenerstatterin um eine 16-jährige Bochumerin, „die sich der örtlichen Polizei anvertraut“ hatte. Um ihr Taschengeld aufzubessern, sei die Jugendliche auf einer Dating-Plattform aktiv gewesen und so in Kontakt mit Daniel Wolski gekommen, hieß es am Tag von Wolskis Festnahme am Donnerstag (26. Oktober). Aufgrund der Zeugenaussage der Bochumerin Ende 2022 fand laut Staatsanwaltschaft am 6. März dieses Jahres eine Wohnungsdurchsuchung durch Bochumer Polizeibeamte statt. Dabei waren rund 40 Datenträger mit kinder- und jugendpornografischen Inhalten sowie Chats mit mutmaßlichen Missbrauchsopfern gefunden worden.
Die Akten liegen derweil auch Wolskis Rechtsbeistand, der Dortmunder Strafverteidigerin Dr. Arabella Pooth, vor. Das bestätigte die Kanzlei am Montag auf Anfrage unserer Redaktion. Wie es dort weiter hieß, werde das umfangreiche Material zunächst einmal digitalisiert und dann studiert. Erst danach werde man sich in der Sache äußern.
Unterdessen hat sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft nach der Veröffentlichung der Vorwürfe ein weiteres mutmaßliches minderjähriges Opfer gemeldet - dieser Fall werde momentan geprüft.
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