Es war ein langer Abend am Sonntag (23. Februar), bis alle Stimmen für die Bundestagswahl 2025 im Wahlkreis Hamm-Unna II ausgezählt waren. Zuerst sah es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Kandidaten der CDU, Arnd Hilwig, und dem SPD-Kandidaten Michael Thews aus Lünen aus. Am Ende gewann Thews deutlich – insgesamt 58.098 der Erststimmen (32,2 Prozent) bekam der Lüner – sein Kontrahent der CDU 54.188 Stimmen (30,1 Prozent).
Damit hat Thews mehr Erststimmen geholt als seine Partei Zweitstimmen. 41.847 Menschen im Wahlkreis setzten ihr Kreuz bei der SPD. „Ich freue mich sehr darüber, dass mir so viele ihre Stimme gegeben haben“, sagt er, jedoch trübt das generelle Wahlergebnis seiner Partei diese Freude: „Viele haben ihre Zweitstimme an eine andere Partei gegeben, weshalb wir nicht so stark wie gewünscht im Bundestag vertreten sind. Das müssen wir nun aufarbeiten. Deswegen bin ich etwas zwiegespalten.“
Geweckt mit Wahlergebnis
Seit Montagmorgen stehen die Wahlergebnisse endgültig fest. Jetzt ist auch bekannt, wer tatsächlich in den Bundestag einzieht. Denn anders als bei den bisherigen Wahlen führte die Wahlrechtsreform 2025 dazu, dass das Direktmandat nicht automatisch auch einen Sitz im Bundestag bedeutete. Überhangmandate gibt es nicht mehr, auch Direktmandate müssen über das Zweitstimmenergebnis gedeckt sein. Kandidaten mit den höchsten Stimmenanteilen werden im Zweifelsfall priorisiert.
Dass es so für den Wiedereinzug in den Bundestag reichen wird, hat der Lüner am frühen Morgen erfahren. „Gegen 6 Uhr wurde mir das mitgeteilt. Meine Frau ist Frühaufsteherin und hat mich geweckt“, verrät Thews, der nach der Nachricht nach eigener Aussage „hellwach“ war. Doch wie geht es nun weiter für den Lüner, der seit 2013 die SPD und Lünen, Selm und Werne im Bundestag vertritt? „Wir werden eine Teambesprechung mit meinen Mitarbeitern machen und da klären, wie es in den nächsten Tagen weiter geht“, so der Abgeordnete.

Zwischen Mutters Geburtstag und Berlin
Sein Vorteil im Vergleich mit anderen Abgeordneten, die neu auf ihrer Position sind: Thews kann nahtlos weiterarbeiten, wie er selbst sagt. Er kennt schon die Abläufe und weiß, was in der kommenden Zeit auf ihn und sein Team zukommen wird. „Da wird einiges kommen in den nächsten Wochen“, sagt er.
Demnächst werden die Sondierungsgespräche zur Regierungsbildung laufen. Wenn Friedrich Merz (CDU) sein Wort hält und keine Koalition mit der AfD eingeht, dann gebe es wahrscheinlich nur eine Möglichkeit, so der Lüner: die Große Koalition (Groko) aus CDU und SPD. Merz hat angekündigt, bis Ostern die Regierung stellen zu wollen. Ein ambitionierter Plan, wie Thews findet, der aber durchaus machbar sei.
Noch bevor es allerdings zu solchen Gesprächen einer möglichen schwarz-roten Regierung kommt, hat Thews einen anderen wichtigen Termin: Seine Mutter feiert am Dienstag (25.2.) ihren 80. Geburtstag.
Auch Schroeter nach Berlin
Neben Michael Thews gibt es noch einen zweiten Kandidaten aus dem Wahlkreis Hamm-Unna II, der in den Bundestag einziehen wird – Georg Schroeter von der AfD. Er hat es über seinen Listenplatz 25 geschafft. Mit diesem Ergebnis hat Schroeter nach eigenen Angaben nicht gerechnet. „Dass ich als Direktkandidat einziehe, dafür lag die Wahrscheinlichkeit bei fast null Prozent. Ich habe gedacht, dass Arnd Hilwig das Rennen machen wird“, so der AfD-Politiker im Gespräch mit der Redaktion.
Das, wie Schroeter es nennt, Kuriosum und das Wahlergebnis habe er bis 3 Uhr in der Nacht mitverfolgt, bis ihm klar wurde, dass es für ihn reicht. Ausschlaggebend dafür sei gewesen, dass es das BSW knapp nicht in den Bundestag geschafft hat: „Dadurch wurden Plätze in NRW auf die anderen Parteien verteilt“, erklärt Schroeter. Generell freue er sich über das erzielte Ergebnis seiner Partei, auch wenn die angestrebten 22 Prozent nicht erreicht wurden.
„Keine Arbeit mit der AfD!“
An der Arbeit von Thews wird der Fakt, dass es einen weiteren Vertreter des Wahlkreises im Bundestag geben wird, nichts ändern. So wird Schroeter zwar ebenfalls einen Sitz in Berlin haben, jedoch wahrscheinlich in der Opposition sein. „Wir könnten in die Regierung gehen“, so Thews.
Es ist nicht das erste Mal, dass mehrere Vertreter des Wahlkreises oder der Region Lünen, Selm und Werne gemeinsam mit Thews im Bundestag saßen. Beispielsweise gab es bis zu dieser Wahl mit Hubert Hüppe (CDU) einen Vertreter aus Werne im Bundestag – auch wenn er sich für den Wahlkreis Hamm-Unna I aufstellen ließ. So gab es mit anderen Vertretern auch parteiübergreifend eine Zusammenarbeit, die es mit Schroeter aber nicht geben wird. „Es wird keine Zusammenarbeit mit der AfD geben“, versichert der SPD-Politiker.