„Höher, schneller, weiter“, so bewirbt die RTL-Show „Ninja Warrior Germany“ den neuen Parcours für die neunte Staffel der Sendung. Rund 240 Athleten versuchen dieses Jahr, diesen Hindernislauf zu bezwingen – darunter auch Mario Sienczak (36) aus Lünen. Am Donnerstag (14. November), 20.15 Uhr, ist der selbstständige Personal-Trainer, Ernährungscoach und Bodybuilder bei RTL zu sehen. Angemeldet hat er sich für die Sendung nicht. „Meine Frau und ich haben uns gestritten. Dann habe ich meinen Sohn schlafen gelegt und ich bin mit eingeschlafen. Und sie dachte sich: Komm, den melde ich jetzt bei Ninja Warrior an“, erzählt Sienczak und muss dabei lachen.
Sienczak schaut die Sendung regelmäßig – so kam seine Frau wohl auf den Gedanken. Nachdem er vom Fernsehsender als Teilnehmer angenommen wurde, hat ihn der sportliche Ehrgeiz gepackt. „Das ist halt eigentlich nicht meine Disziplin. Ich bin ein bisschen schwerer als die Jungs da. Was ich mache, ist Bodybuilding“, sagt er.
Schwere Verletzung erzwingt Pause
Und das ziemlich erfolgreich. 2019 nimmt der gebürtige Hesse an den deutschen Meisterschaften im Bodybuilding in Bochum teil. In der Kategorie „Männer Physique 2 bis 180 cm“ belegte er den 14. Platz. Doch dann musste er 2022 für ein Jahr pausieren. „Ich habe mir 2022 die Bizepssehne abgerissen und wurde dann operiert“, so der 36-Jährige.
Als Sienczak die Diagnose bekam, wusste er zunächst nicht, wie er damit umgehen sollte. „Ich war geschockt, dass mir überhaupt sowas passieren kann“, erinnert sich der Lüner. Er habe nicht gewusst, was auf ihn zukommen würde – eine Woche nach der Diagnose wurde er operiert. „Ich habe mich gefragt, wie geht es jetzt weiter? Kann ich weitermachen?“, erzählt der 36-Jährige. Doch der Arzt gab schnell Entwarnung. „Er meinte: ‚Mach dir keine Sorgen, wenn alles gut verheilt, kannst du wieder Lkws ziehen.’ Das war in Rosenheim bei München ein Arzt, der extra darauf spezialisiert ist, Muskeln wieder anzunähen“, erzählt Sienczak.

Nach der Operation musste er wochenlang kleine Fortschritte machen, um wieder trainieren zu können – mit der Zeit bekam der 36-Jährige ein immer positiver werdendes Gefühl. „Das Training lief immer besser und nach einem Jahr konnte ich wieder ein Training absolvieren, wo nicht jeder Gedanke war, ob die Sehne hält“, erinnert er sich.
Trotz der langen Pause hat Sienczak das Gefühl, mittlerweile wieder zu alter Form und Stärke zurückgefunden zu haben. Wegen der Verletzung hatte der Bodybuilder aber eine Bedingung zur Teilnahme an der Sendung: „Ich habe gesagt, wenn mein Bizeps die Hänge-Hindernisse aushält, dann mache ich mit. Wenn ich aber merke, dass da etwas nicht stimmt oder es Anzeichen gibt, dass ich mir eventuell wieder irgendwas reißen könnte, dann mache ich das nicht.“
Vor der Aufnahme der Sendung hat sich Sienczak von einem Arzt untersuchen lassen, der signalisierte, dass es zu keinen Problemen kommen sollte.
Sechs Mal Training die Woche
Ende 2023 hat der Lüner die Bestätigung von RTL bekommen, dass er bei „Ninja Warrior“ teilnehmen wird. Bis zum Aufnahmestart im April 2024 baute der 36-Jährige ab Januar spezielle Einheiten zur Vorbereitung in seinen normalen Trainingsplan ein. „Ich trainiere sechsmal die Woche. Zweimal habe ich spezifisch für die Sendung trainiert. Beispielsweise habe ich, wenn ich meine Rückenpartie trainiert habe, mehr Klimmzüge gemacht“, sagt er. Auch hat er die verschiedenen Geräte in den Fitnessstudios genutzt, um zu trainieren - besonders die Hängeleiter.
Diese Leiter empfiehlt er auch jedem, der vom Sofa aus meint, er könnte mit ein bisschen Training auch bei „Ninja Warrior“ teilnehmen. „Geht in ein Sportstudio, in dem es Geräte zum Hangeln gibt und versucht, eine Runde hin und zurück zu hangeln. Da merkt man direkt, ob man Talent dafür hat oder nicht.“
Er selbst hatte zunächst Probleme, diese Leiter zu meistern. Doch mit der Zeit und dem Training schaffte er es schnell, die Leiter öfter hin und her zu hangeln. „Nach dem dritten, vierten, fünften Training habe ich es mehrfach hin und zurück geschafft. Ich denke, man kann das gut trainieren“, sagt er. In spezielle Hallen, die solche Parcours wie im Fernsehstudio aufgebaut haben, ist er nicht gegangen.

Freude wegen seiner Familie
Doch wie lief der Tag der Dreharbeiten in Köln? „Das war ein langer Tag. Wir sind angekommen und ich musste in den Backstagebereich gehen und wurde getrennt von meiner Frau (35) und meinem Sohn (5). Die sind zu den Zuschauern gegangen, aber mussten ihre Handys abgeben. Danach wurden wir in einem Raum gebrieft, wie der Ablauf sein wird. Dann wurden wir in zwei Teams à 20 Leute aufgeteilt und wir sind den Parcours durchgegangen.“
Nachdem den Teilnehmern alles erklärt worden war, sollten sie sich vorbereiten. Zwei bis drei Stunden hatten sie laut Sienczak Zeit, sich umzuziehen, zu essen oder andere Dinge zu tun. „Als wir drankamen, sind wir in Fünfer-Teams runter in so einen Warm-Up-Raum mit ein paar Geräten. Dann ging es los“, erinnert sich der 36-Jährige.
Großes Lampenfieber hatte Sienczak vor seinem Lauf nicht. Die Bühne kannte er schon von den Wettkämpfen als Bodybuilder. Eher überwog die Freude – vor allem wegen seiner Begleitung. „Es hat mich sehr gefreut, die beiden zu sehen“, sagt er. Seine Tochter (1) begleitete ihn nicht mit nach Köln, sondern verbrachte die Zeit bei Oma und Opa.
Neben der Freude über seine Begleitung hatte Sienczak laut eigener Aussage auch Respekt vor dem Parcours. „Ich war ein bisschen aufgeregt, aber es hat viel Spaß gemacht“, so der Lüner.