Manfred Czogiel (81) will ein neues Ortsschild für Alstedde „Ich bin es leid“

Manfred Czogiel (81) will ein neues Ortsschild für Alstedde
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„Ich rege mich nur auf, dann kann ich wieder nicht schlafen“, sagt Manfred Czogiel (81) nachdem er eine Weile in seiner Mappe blättert. In der Mappe sind Zeitungsartikel und ausgedruckte Briefe in Folien abgeheftet. Was den Rentner aus Lünen-Alstedde so aufregt, ist das Ortsschild an der Alstedder Straße unmittelbar hinter der Straße Ernteweg in Richtung Selm-Bork. Dort steht unter Lünen noch immer „Ortsteil Altlünen“.

Bereits im Frühjahr 2020 waren die damals neu aufgestellten Ortsschilder für Wethmar, Nordlünen und Alstedde ein heiß diskutiertes Thema. Die drei Ortsteile gehörten früher zur Gemeinde Altlünen, die 1975 eingemeindet wurde. Nur ein Gebietsveränderungsvertrag von 1973, der bis dahin die einzige rechtliche Grundlage darstellte, hielt noch daran fest und machte einen Strich durch die Unabhängigkeit in der Beschilderung.

Kurios hierbei: Die Änderung der Beschilderung von „Lünen, Kreis Unna“, zu „Lünen, Ortsteil Altlünen, Kreis Unna“, erfolgte auch auf Beschwerde eines Bürgers hin. Trotz der verstrickten Situation bekam Wethmar dank einer Bürgerinitiative schon Mitte 2020 eigene Ortsschilder mit der Aufschrift „Ortsteil Wethmar“.

Brief an den Bürgermeister

So soll es auch endlich in Alstedde aussehen, fordert Czogiel. Am 26. Februar 2020 wandte er sich erstmals mit einem Bürgerantrag an den Bürgermeister. Im Namen des Knappenvereins „Glückauf Altlünen - Alstedde e.V.“ und anderer Vereine, die den Namen Alstedde in ihrem Vereinsnamen führen, machte er seinen Unmut über das damals neue Ortseingangsschild kund. Er bat darum, sein Anliegen auf der nächsten Ratsversammlung zur Sprache zu bringen.

„Wir haben mit dem Knappenverein so viel für die Stadt Lünen getan“, sagt Czogiel. Deutschlandweit hätten die früheren Bergleute, zu denen er jedoch selbst nicht zählt, die Stadt Lünen repräsentiert. Czogiel wollte früher im Bergwerk arbeiten, wurde aber wegen seines Augenflimmers, das er von Geburt an hat, nicht genommen. Stattdessen arbeitete er bei den Stadtwerke Lünen als Rohrschlosser in der Gas- und Wasserabteilung. 2000 ging er wegen eines Bandscheibenvorfalls frühzeitig in Rente. Aktuell ist er erster Vorsitzender des Knappenvereins.

Am 27. April 2020 wurde ihm der Eingang der Beschwerde bestätigt. Im Haupt- und Finanzausschuss zwei Monate später sollte das Thema öffentlich behandelt werden. Ein knappes Jahr nach dem Ausschuss, am 31. Mai 2021, bekam er wieder einen Brief aus dem Büro des Bürgermeisters.

Ein Blick auf die Alstedder Straße aus der Einfahrt Ernteweg heraus.
Die Alstedder Straße führt in Richtung Selm-Bork. Autofahrer, die in die andere Richtung fahren, sehen auf dem Schild stehen: "Ortsteil Altlünen". © Benedikt Iwen

Arbeitsgruppe gegründet

Es sei in der Sitzung der Beschluss gefasst worden, eine Arbeitsgruppe mit der Problematik zu beschäftigen. Die weitere Bearbeitung habe sich durch vielfältige Gründe wie Kommunalwahl und Krankheitsausfälle verzögert. Ihm wurde allerdings versichert, das Thema sei nicht vergessen worden und befinde sich in Bearbeitung.

„Ich wurde immer nur vertröstet und habe es leid“, klagt Czogiel. 1942 wurde er in Lünen geboren, zehn Jahre später ist er nach Alstedde gezogen. Seit über 70 Jahren lebt er nun dort und sagt: „Es ist mit einer der schönsten Ortsteile von Lünen.“ Die Änderung des Schildes hätte für ihn einen emotionalen Wert, an eine praktische Bedeutung für Autofahrer glaubt er nicht. „Ansonsten würden sich ja noch viel mehr Leute beschweren.“

Beschluss steht

In der Ratssitzung am 7. April 2022 sollte erneut über die Beschwerde von Manfred Czogiel beraten werden. Stadt-Pressesprecher Daniel Claeßen verwies auf einen Beschluss des Rates zu dem Thema. In einer Niederschrift zu einer Ratssitzung am 23. Juni 2022 heißt es: „Der Rat der Stadt Lünen beschließt, zukünftig auf den Ortstafeln die Stadtteile Alstedde, Nordlünen und Wethmar zu nennen.“ Die Verwaltung werde beauftragt, sukzessiv die vorhandenen Schilder durch solche mit der entsprechenden Aufschrift auszutauschen.

Einer Anlage der Ratssitzung ist zu entnehmen, dass neben dem Schild auf der Alstedder Straße auch die Beschilderung für Nordlünen auf der Borker Straße und der Cappenberger Straße ausgetauscht werden soll. Czogiel wusste davon nichts, das Ergebnis der Ratssitzung sei ihm nicht mitgeteilt worden, sagt er. Die Schilder wurden knapp 14 Monate nach dem Beschluss noch nicht ausgetauscht.

Claeßen erklärt die lange Dauer zwischen Beschluss und Umsetzung so: „Auch der Austausch eines Schildes bindet von der Beauftragung bis zur Durchführung Kapazitäten. Bisher hatten Maßnahmen mit höherer Priorität deshalb Vorrang.“

Der Austausch des Schildes sei nach wie vor geplant, das gelte auch für die Schilder in Nordlünen. Dem Pressesprecher zufolge, kann sich Manfred Cziegol aber berechtigte Hoffnung machen, bald endlich ein Alstedder Ortsschild zu sehen. Er sagt: „Die Beauftragung befindet sich tagesaktuell in der Vorbereitung, sodass mit einer Ausführung zeitnah zu rechnen ist.“

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