„Manchmal sind die Menschen aggressiv“ Aber Odette Rusman verkauft gern auf dem Lüner Markt

„Manchmal sind die Menschen aggressiv“: Aber Odette Rusman arbeitet gern auf dem Markt
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Manchmal fühlt sich Odette Rusman wie ein Blitzableiter. Die 60-Jährige steht mit ihrem Stand zweimal in der Woche auf dem Markt in Lünen und verkauft Gemüse, Blumen und Kräuter. Als Händlerin für die Gärtnerei ihres Bruders, Jörg Rusman, hat sie oft Einblick in die Gefühlslage der Marktgängerinnen und Marktgänger. Das ist oft schön, aber nicht immer.

„An manchen Tagen sind die Menschen echt aggressiv“, sagt sie. Sprüche wie „Seien Sie freundlich zu mir, ich hatte einen schlechten Tag“, seien aber zum Glück die Ausnahme. Ihr Rezept dagegen? Immer freundlich bleiben und lächeln, das klappe am besten. Meistens sei das Miteinander auf dem Markt ohnehin freundlich. „Man kennt seine Kunden“, sagt sie. Manchen von ihnen – vor allem ältere Menschen – kämen sogar, wenn sie gar nichts kaufen möchten: „Einfach nur zum Erzählen.“

Seite an Seite

An manchen Tagen arbeitet sie auch Seite an Seite mit ihrem Partner Elmar Nott. Der 66-Jährige ist Rentner und hilft immer mal wieder mit. „Aus Spaß an der Freude“, wie er sagt. Er packt unregelmäßig auf dem Markt oder in der Gärtnerei mit an. „Mein Unterstützer“, sagt Odette Rusman nur halb im Scherz. Seit 40 Jahren seien die beiden schon zusammen. „Erst seit 1984“, korrigiert ihr Mann. Dass die zwei es gut miteinander aushalten, stimme aber.

Ganz so lange kommt Odette Rusmann zwar noch nicht auf den Wochenmarkt nach Lünen, aber immerhin seit rund 15 Jahren. Seitdem habe sich eine Menge verändert – vor allem das Kaufverhalten. „Die Menschen müssen sparen und achten mehr auf den Preis“, sagt sie. Dabei habe der sich in den vergangenen Jahren gar nicht groß verändert. Seit der Corona-Pandemie seien die Kundinnen und Kunden sparsamer.

Zur Corona-Zeit sei der Markt auch deutlich voller gewesen, weil die Menschen sich im Freien sicherer fühlten als in den geschlossenen Supermärkten. „Das hat sich wieder eingependelt“, sagt Odette Rusman. Einigen seien aber bis heute geblieben. Was auch blieb, ist die Vorliebe für Topfgemüse wie Strauchtomaten, die die Käufer anschließend selbst großziehen können.

Odette Rusman im Kundengespräch
Wenn die Kunden gut drauf sind, dann geht es auch Odette Rusmann gut. © Luca Füllgraf

Odette Rusman und Elmar Nott kaufen auch selbst viel auf dem Markt ein. „Was wir hier bekommen können, das kaufen wir auch hier ein“, sagt Elmar Nott. Diese Unterstützung zwischen den verschiedenen Händlern sei üblich, ergänzt seine Partnerin. „Ich kenne hier fast alle“, sagt sie.

Harte Arbeit, schöner Lohn

Neben den Markt in Lünen steht der Stand der Gärtnerei Rusman auch noch in Waltrop. Immer mittwochs und samstags. Der Lieferwagen wird aber schon am Vorabend gepackt. Gerade der Auf- und Abbau sei ein echter Knochenjob. „Ja, wir arbeiten körperlich“, sagt Odette Rusman. Der Markt gehe zwar „nur“ von 8 bis 13 Uhr, ihr Arbeitstag beginne aber schon um sechs Uhr früh und ende auch noch nicht, wenn sie um 14 Uhr zurück in der Gärtnerei ist.

Im Idealfall gehe der Abbau schneller als der Aufbau, nämlich dann, wenn möglichst viel verkauft wurde. Wann zuletzt etwas restlos ausverkauft war? „Das gab es schon, aber das ist schon Jahre her“, sagt sie. Trotzdem mache der Verkauf auf den Märkten aufs Jahr gesehen rund die Hälfte der Einnahmen aus, schätzt sie. Je nach Saison sei zwar entweder der Verkauf an der Gärtnerei oder mobil auf dem Marktplan stärker, insgesamt halte sich das aber die Waage.

Das Schönste am Markt sei aber etwas Anderes: „Wenn die Kunden gut drauf sind“, sagt Odette Rusmann und grüßt im nächsten Moment eine Kundin, die vorbeiläuft.

Klaus Eickenscheidt (70) ist seit 40 Jahren auf dem Markt: Er steht noch vor den Hühnern auf