Maikundgebung und Familienfest Motto: „Mach dich stark mit uns“

Maikundgebung und Familienfest: Motto: „Mach dich stark mit uns“
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Es gibt sie seit 1996, die Maikundgebung mit anschließendem Familienfest im Seepark Horstmar. Organisiert wird sie von den Gewerkschaften und dem Kulturbüro Lünen. Staatsminister a.D. Wolfram Kuschke, Dauergast und auch in diesem Jahr wieder einer der ersten Besucher auf dem Festgelände war, erinnert sich noch gut an die Entstehung: „Wir waren auf der Suche nach einem besonderen Veranstaltungsort für die Maikundgebungen. Da kamen wir auf das damalige Landesgartenschaugelände. Da wir Eintritt nehmen mussten, boten wir den Besuchern zum Einheitspreis ein ganzes Paket mit besonderen Angeboten und Gutscheinen an.“ Das war der Anfang des Erfolgsmodells, das seiner Meinung nach ganz im Geist der historischen Maifeiern stattfindet: „Politische Forderungen für die Arbeitnehmerrechte bei gleichzeitigem Feiern im Kreis von Familie oder Freunden.“ Auch der ehemalige stellvertretende Bürgermeister Siegfried Störmer besucht diese Veranstaltung seit Jahren, „weil sie ganz dem historischen Geist der Arbeitnehmerbewegung entspricht“.

Einstimmend präsentierte das Lüner Duo Vera Hofmann und Christoph „Sliding“ John Folksongs Sund Balladen, von „Heute hier morgen dort“ von Hannes Wader über „Was wollen wir trinken“ bis zum „California Dreaming.“ Wobei die Zuhörenden sich bei den sommerlichen Temperaturen durchaus ins heiße Kalifornien versetzt fühlen konnten, und beim Trinken war auch das Bier am Morgen nicht tabu. Ausgesprochene Kampflieder der Arbeiterbewegung brachten sie nicht, doch die Zeilen „Wir halten zusammen, jetzt müssen wir streiten für ein Leben ohne Zwang“ bildeten einen passender Übergang zu den politischen Reden.

Familie Groth-Lange mit der 5 Monate alten Erina als jüngste Besucherin der Mai-Feier.
Familie Groth-Lange mit der 5 Monate alten Erina als jüngste Besucherin der Mai-Feier. © Diethelm Textoris

Politische Reden

In seiner Begrüßungsrede stellte der DGB Ortsverbandsvorsitzende Hans-Georg Fohrmeister die anwesenden Gewerkschaften IGBCE, GEW, ver.di und den DGB Dachverband mit ihren Ständen vor. Besonders erfreut war er, dass die KAB Lünen-Horstmar, früher immer mit Fahnenträgern vertreten, diesmal zum ersten Mal mit einem eigenen Stand dabei war und engagiert mit einer Unterschriftenaktion für die Rechte von Post- und Paketzustellern eintrat. In Vertretung des verhinderten Bürgermeisters Jürgen Kleine-Frauns hielt seine Stellvertreterin Martina Förster-Teutenberg eine sehr engagierte Rede. Sie ging auf die Bedeutung des 1. Mai ein, der für sie für Solidarität, Gerechtigkeit und Wertschätzung der arbeitenden Bevölkerung steht. Gerade in schwierigen Zeiten sei es wichtig, dass die arbeitende Bevölkerung gemäß dem diesjährigen Motto „Mach dich stark mit uns“ zusammensteht. Eindringlich warnte vor den Gefahren des steigenden Rechtsextremismus: „Nie wieder ist jetzt.“ Anke Unger, die zweite Vorsitzende des DGB NRW, betonte mit Blick auf Amerika, dass nicht das Recht des Stärkeren alleiniger Maßstab sein dürfen: „Wir sind nicht ohnmächtig, im vereinigten Europa sind wir Teil des größten Friedensprojekts aller Zeiten.“ Zusammenfassend forderte sie Investionen in die Zukunft, Tarifbindung und Faire Arbeitszeiten und Löhne, und auch stabile Renten: „Renten sind keine Almosen, die haben die Menschen sich hart verdient.“

Im Anschluss an die Kundgebung hatten die Besucher ausgiebig Gelegenheit zur Informationssammlung an den Gewerkschaftsständen, zu Kommunikation und Gedankenaustausch. Oder an den Ständen beim reichhaltigen Speisen- und Getränkeangebot von Süßigkeiten, erfrischendem Eis bis zu deftigen Speisen kräftig zuzulangen. Die ganz jungen Besucher konnten bei der „Comanchi Kinderanimation“ Klapperschlagen jagen, Bilder malen oder in Matsche wühlen und Goldnuggets auswaschen. Passend zum sommerlichen Flair bot das Nellie Garfild Trio mit Lead Sängerin Sabine Hoell deutsche und internationale Popmusik und immer wieder leicht beschwingte Lieder von „Bacardi-Feeling“ bis „Hey Macarena“.

Vera Hoffmann und Christoph John überzeugten mit handgemachter Live-Musik in der Tradition der großen Folksängerinnen und -sänger.
Vera Hoffmann und Christoph John überzeugten mit handgemachter Live-Musik in der Tradition der großen Folksängerinnen und -sänger. © Diethelm Textoris