In einem Gespräch am Rande von „Lyrik und Linsensuppe“ am vergangenen Samstag (1. Februar) in der Lüner Cineworld brachte es Dr. Uta Heimann-Störmer auf den Punkt: „Diese Veranstaltung beinhaltet vieles, vor allem zeigt sie die Stärke des Lüner Kulturlebens und ist Ausdruck einer lebendigen Stadtgesellschaft.“ Sie ist aber auch ein Ausdruck von Nächstenliebe. Denn der Reinerlös kommt dem Verein „Dach überm Kopf“ zugute, der in den vergangenen Jahren viel dafür getan hat, die Situation wohnungsloser Menschen in Lünen zu verbessern. Und es, wie sich während des Veranstaltungsverlaufs zeigte, auch in Zukunft tun wird.
Lieblingsgedichte der Lokalprominenz
Zum 18. Mal präsentierten Lüner Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise mit der Stadt verbundene Menschen ihre Lieblingsgedichte vor, mit jeweils unterschiedlichen Inhalten: mal nachdenklich stimmend, mal versteckte Botschaften enthaltend, mal satirisch persiflierend, mal mit Humor gewürzt. Uta Heimann-Störmer, ehemalige Pädagogin und heute mehrfach ehrenamtlich tätig, eröffnete den Reigen der Vorlesenden mit dem Gedicht von Robert Gernhardt „Mit dir sind wir vier“, das das Verhältnis zwischen Mensch und Tier beleuchtet und „Giersch“, das nicht nur den Gartenfreunden einen anderen Blick auf das vermeintliche Unkraut werfen ließ.

Armin Ott, der nicht nur immer wieder die Geister im Ortsteil Geist weckt, sondern auch unter anderem Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss ist, beleuchtete mit Hoffmann von Fallersleben die „Erbfeindschaft“ zwischen Hunden und Katzen und fragte mit Achim von Armin, was einem „König ohne Volk“ noch bleibt. Dr. Armin Gaul, beruflich mit der Elektrotechnik verbunden, ließ die Lyriker unterschiedlicher Epochen Rilke und Fleitmann das Thema „Fortschritt“ beleuchten. Klaus Weeber, ehemaliger Vorsitzender des Fördervereins Stadtbücherei und auch anderweitig ehrenamtlich tätig, las ein Gedicht von Robert Frost in Deutsch und Englisch vor. Nebenbei gestand er: „Ich habe dieses Gedicht oft mit meinen Schülern besprochen, aber richtig verstanden habe ich es erst in meiner Pensionszeit.“
Die moderne Kunstform des Poetry-Slam stellte Silke Lenkeit, Geschäftsführerin der Grünen in Lünen, früher ehrenamtlich im Hospizdienst und heute im Bereich „Lebensmittel retten“, vor. Ihr Text „Was ich meinen Töchtern nie sagen würde“ von Theresa Sperling, erzeugte nicht nur bei Zuhörerin Birgit Bechmann, die diesen für den beeindruckendsten des Abends hielt, für viel Nachdenklichkeit. Rolf Pinno, Vorsitzender des ambulanten Hospizvereins, zeigte mit Manfred Siebald, dass ein kleiner Stein im Wasser große Kreise ziehen kann. Anja Valdor, tätig in der Gemeinwesenarbeit Lünen-Süd, stellte mit Robert Gernhard und Heinz Erhardt mal den unterschwelligen, mal den offensichtlichen Humor in den Vordergrund. Und Diethelm Textoris erinnerte an den zu Unrecht fast vergessen Fritz Graßhof und seine satirischen, skurrilen und manchmal auch frivolen Gedichte.
„Dach überm Kopf“ setzt Arbeit fort
Moderatoren waren Kulturpreisträger Dirk Husemann und Vereinsvorsitzender Ulrich Klink. Husemann konnte mit journalistischer Akribie zusammengetragene Kurzportraits sämtlicher Vortragender liefern. Für Ulrich Klink war es eine Herzensangelegenheit, allen Anwesenden deutlich zu machen, dass mit der Übertragung der Verantwortlichkeit für die Unterkunftsstätte „Auf dem Ringe“ der Verein „Dach überm Kopf“ seine Tätigkeit nicht beendet hat, sondern diese mit neuen Plänen und Projekten zukünftig weiterführen und noch intensiveren wird. Dafür sei man weiterhin auf Spenden angewiesen.
Eine wichtige Rolle im Programm spielten die Solisten der Formation „Braut Mary und die eiligen Könige“ mit Frontmann und Sänger Jürgen Czischke, die vertraute Rockklassiker wie „Nights in white Satin“ und „Midnight-Blues“ in erfrischend neuen Arrangements erklingen ließen. Ihre Beiträge waren so stark, dass man die Veranstaltung „Lyrik, Lieder, Linsensuppe“ hätte nennen können. Mit dem Schlusslied „Wonderful tonight“, das auch Resümee der Veranstaltung hätte sein können, wurden die Gäste zum Linsenbuffet entlassen.
