„Luxusprojekt“ oder „Standortfaktor“? Lünen investiert 650.000 Euro für IGA-Landmarke auf Halde

Stadt soll 650.000 Euro für Landmarke auf Viktoriahalde investieren
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Die Viktoriahalde ist einer der wichtigsten Bestandteile von Lünens Anteil an der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027, die in verschiedenen Städten im Ruhrgebiet stattfinden wird. Dass auf der ehemaligen Industriebrache überhaupt etwas gestaltet wird, bedeutet für Lünen einen riesigen Sprung auf der Attraktivitäts-Skala. Das Sahnehäubchen – ganz oben auf der Halde – soll eine besondere Landmarke werden: Das sogenannte Talrund. Und das will sich die Stadt auch etwas kosten lassen. Rund 650.000 Euro will die Stadt Lünen dafür zur Verfügung stellen. Dafür hat sich die Verwaltung im Rat am Donnerstag, 12. Dezember, bei Gegenstimmen aus GFL und FDP erfolgreich die Erlaubnis eingeholt.

Geplant sei eine „robuste Landmarke“, wie Technischer Beigeordneter Arnold Reeker es in der Sechs-Stunden-Sitzung nannte. Mit Förderanträgen sei die Stadt bisher gescheitert, die Sparkasse hingegen habe ein Sponsoring von 150.000 Euro in Aussicht gestellt. Und auch wenn Bergkamen aus dem gemeinsamen IGA-Projekt ausgestiegen sei: „Ohne Landmarke fehlt etwas“. Das bisher avisierte runde Motiv soll beibehalten werden, auch wenn der bisherige Kostenansatz von einer Million Euro gezwungenermaßen reduziert werden müsse. Investiere man hingegen weniger als die jetzt avisierten 650.000 Euro, werde das Ergebnis „wohl peinlich“, so Reeker. Weil die IGA-Ausschreibungen zuletzt im Sinne der Stadt verlaufen seien, habe man für diese Investition einen guten Puffer. Diskutiert wurde natürlich trotzdem.

„Das verkehrte Signal“

„Wir sind dagegen, die Worte des Kämmerers lassen doch gar nichts anderes zu. Das ist ein Luxusprojekt und das verkehrte Signal an die Bevölkerung“, polterte GfL-Fraktionschef Andreas Dahlke. Kämmerer André Jethon hatte zuvor den Haushalt eingebracht, der in der Tat kaum finanziellen Spielraum erblicken ließ. FDP-Fraktionsvorsitzender war sich mit Dahlke einig: „Lieber ein finanzieller Puffer als eine Landmarke, die wir nachher auch noch erhalten und pflegen müssen.“

Abgesehen davon gab es ausschließlich Zuspruch für den Weg der Verwaltung: „Wo eine Landmarke ist, da ist auch Tourismus“, sprach sich etwa Paul Jahnke (CDU) dafür aus. Reiner Hohl (Grüne) ergänzte: „Das ist nicht fürs Prestige. Das ist ein weicher Standortfaktor, ich halte das für ein wichtiges Element für die Zukunftsgestaltung in Lünen.“ Auch Rüdiger Billeb (SPD) unterstützte das, forderte jedoch den Einbezug der Politik bei der Gestaltung der Landmarke: „Das ist nie diskutiert worden, immer nur präsentiert.“

Klar ist: Bei einem so abgelegenen Standort ist wichtig, dass die Langlebigkeit der Skulptur gewährleistet wird. „Daher auch die Formulierung ‚robust‘“, sagte Reeker.

Erholungsort und Forensik

Zum Hintergrund: Für die IGA 2027 wird die ehemalige Brache nahe des Lüner Zentrums zu einem Landschaftspark umgestaltet, der der Stadt auch über die IGA hinaus als Erholungsort erhalten bleiben soll. Das Haldentop wird zu einem sogenannten Landschaftslernort entwickelt und gezielt bepflanzt, zudem wird eine Treppen- und Rampenanlage gebaut. Nebenan entsteht momentan in Richtung Lippe eine Forensik mit 150 Plätzen für psychisch kranke Straftäter. Für einen IGA-Radweg entsteht zudem eine neue Brücke über die Lippe.

Die Arbeiten lägen gut im Zeitplan, erläuterte Beigeordneter Reeker dem Plenum, offenbarte aber auch, dass die Verwaltung mittlerweile in Monaten bis zum Start der IGA denke: Es sind noch 27. Offizieller Startschuss ist der 23. April 2027.

Die Bauarbeiten für die neue Brücke über die Lippe laufen bereits.
Die Bauarbeiten für die neue Brücke über die Lippe laufen bereits. © Stadt Lünen