Wo jahrelang Medikamente und Gesundheitsprodukte zu haben waren, ist alles ausgeräumt. Die Luisen-Apotheke im Luisencenter an der Moltkestraße 2 in der Lüner Innenstadt hat seit dem 21. Mai geschlossen. Es ist die zweite Apotheke, die binnen kurzer Zeit aufgeben musste: Ende 2023 war für die Marien-Apotheke im Ärztehaus an der Konrad-Adenauer-Straße Schluss.
Bundesweit geht täglich mindestens eine Apotheke vom Netz. Das Apothekensterben macht auch vor Lünen nicht halt. In den vergangenen zehn Jahren sind in der Lippestadt laut Apothekerkammer Westfalen-Lippe sieben Betriebsstätten geschlossen worden, allerdings hat 2016 und 2017 auch jeweils eine Apotheke neu eröffnet. Von den ehemals 25 Apotheken im Jahr 2014 gibt es jetzt noch 20. Das entspricht einem Rückgang von 20 Prozent. Die Schließung der Luisen-Apotheke zieht eine Veränderung des Notdienstplanes nach sich.

Honorare nicht angepasst
Volker Brüning ist Sprecher der Apotheker im Nordkreis Unna und betreibt in Lünen und Selm vier Apotheken. Er sagt, die Situation werde für Apotheken immer schwieriger, besonders für die kleineren. Denn die Politik wolle keine höhere Vergütung. Die Honorare seien seit über zehn Jahren nicht angepasst worden, bei gestiegenen Kosten von über 60 Prozent im selben Zeitraum.
„Irgendwann wird die Luft dünn“, sagt auch Sebastian Sokolowski, Sprecher der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Apotheken können nicht - ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Branchen - ihr Honorar durch Preiserhöhungen steuern.“ Das Packungshonorar für verschreibungspflichtige Arzneimittel, die 90 Prozent des Umsatzes ausmachten, stehe im Gesetz und sei fix.
Das mache es vor allem für die klassische Einzelapotheke schwerer, erläutert Brüning. Irgendwann seien dann durch die gesetzlichen Bestimmungen die Kosten zu hoch. Dann stehe sich ein Inhaber besser als angestellter Apotheker oder in der Pharmaindustrie.
Um sich Gehör für ihre Situation zu verschaffen, haben sich die Apotheker und Apothekerinnen aus Lünen im vergangenen Jahr an Protestaktionen beteiligt. Im November reihten sich auch die Lüner Hausärzte ein. Gemeinsam wollten sie auf die Probleme der Versorgung vor Ort aufmerksam machen. Denn auch Lieferengpässe und die Schwierigkeit, Mitarbeitende zu finden, belasten die Gesundheitsanbieter.
Einst war dort die Luisenhütte
Die Luisen-Apotheke gehörte zu den alteingesessenen in Lünen. Sie eröffnete 1992 am ehemaligen Standort der Eisenhütte Potthoff & Flume, die auch Luisenhütte genannt wurde, und übernahm den Namen. Im Juni 2015 gab es einen Inhaber-Wechsel. In der Phase danach änderten sich Strukturen der Umgebung, auch durch Praxisveränderungen von Ärzten.
In den vergangenen zehn Jahren gab es einen kontinuierlichen Rückgang von Apotheken in Lünen: 2014 schloss die Neue Apotheke, ein Jahr später die Apotheke am Park. 2017 war für die Park-Apotheke Schluss. 2019 fand die Apotheke am Hauptbahnhof keinen Nachfolger, ein Jahr später hatte die Elefanten-Apotheke dasselbe Problem. Weil es sich nicht mehr rechnete, hörte Ende 2023 die Marien-Apotheke auf. Im Mai 2024 traf es die Luisen-Apotheke.
Gebäude aus den 80er-Jahren
Eigentümer des Luisencenters an der Moltkestraße 2 ist die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Lünen. Die sucht einen Nachmieter. Die Apotheke befand sich in dem Anfang der 80er-Jahre errichteten Gebäude, in dem im Erdgeschoss auch ein Supermarkt, ein Kiosk, Steuerberatung und Imbiss zu finden ist. In den oberen Etagen sind Wohnungen vermietet. Die Räume der ehemaligen Apotheke verteilen sich auf 186 Quadratmeter. Zu der Immobilie gehört auch eine Tiefgarage.
Es geben bereits Gespräche mit Interessenten, heißt es seitens der WBG. Aber spruchreif sei noch nichts.