Lünen, Selm und Werne aus der Luft und in 3D RVR macht interaktive Karte öffentlich zugänglich

Aus der Luft und in 3D: RVR macht interaktive Karte öffentlich zugänglich
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Als Google zunächst seine Luftbild- und später seine Street-View-Funktion für eine breite Öffentlichkeit zugänglich machte, polarisierte das die Nutzer durchaus. Neugierige waren begeistert davon, dass sie gefühlt den ganzen Erdball nach eigenem Gusto aus der Luft bestaunen und eine virtuelle Fahrt durch die Straßen von Großstädten unternehmen konnten. Manch einer beschwerte sich allerdings auch über den Eingriff in die Privatsphäre und ließ sein Haus verpixeln.

Der Regionalverband Ruhr (RVR) ist nun auf den 3D-Zug aufgesprungen. Luftbilder - auch historische - können sich Interessierte auf der Homepage des RVR schon länger anzeigen lassen. Nun ist die interaktive Karte, auf der man beliebig herein- und herauszoomen kann, um eine Funktion reicher: Die Städte und Gemeinden der Metropole Ruhr lassen sich jetzt auch detailliert in 3D erkunden - ganz bequem vom heimischen Sofa aus über die Internetadresse www.3d.ruhr.


Möglich machen das hochauflösende Senkrecht- und Schrägluftbilder, die der Regionalverband bei Rundflügen aufgenommen hat und die regelmäßig aktualisiert werden sollen. Auf der Online-Karte kann man den Neigungswinkel beliebig einstellen. So lassen sich Gebäude, Parks und Co. aus nahezu allen Perspektiven in einer 360-Grad-Ansicht betrachten. Auch in Werne, Lünen und Selm.

Per Zoom und Kameraneigung kommt man den dreidimensionalen Gebäuden auf den Luftbildern sehr nah wie hier in Lünen-Brambauer.
Per Zoom und Kameraneigung kommt man den dreidimensionalen Gebäuden auf den Luftbildern sehr nah, wie hier in Lünen-Brambauer. © RVR

Wer möchte, kann also nicht nur auf das Colani-Ei, die Christophorus-Kirche oder die Burg Botzlar steigen und die Aussicht genießen, sondern zum Beispiel auch schauen, wie der Garten seines Nachbarn aus nördlicher oder östlicher Himmelsrichtung in einem Neigungswinkel von 25 oder 35 Grad aussieht.

Das dreidimensionale digitale Abbild der Region wird auch als „digitaler Zwilling“ bezeichnet und soll laut RVR nicht nur dazu dienen, dass Bürger ihre Stadt auf besondere Weise erkunden können. Es ist zusätzlich unter anderem als Hilfsmittel für Stadtplaner gedacht. Diese könnten das Tool nutzen, um etwa Baulücken zu schließen und die Auswirkungen neuer Baugebiete auf den Flächenverbrauch und die Verkehrswege zu simulieren.

Dieses Bild lässt sich mittels des Tools des RVR aus Selm machen. Im Hintergrund ist die Burg Botzlar zu sehen.
Dieses Bild lässt sich mittels des Tools des RVR aus Selm machen. Im Hintergrund ist die Burg Botzlar zu sehen. © RVR

Das ist einer der Gründe dafür, dass Stefan Kuczera, Beigeordneter für Planung beim RVR, das neue Angebot als „Schatz von hochwertigen und detaillierten Luftbildern“ bezeichnet. Klar ist aber auch: Gänzlich neu ist eine solche Software für kommunale Behörden nicht. Bauämter verfügen für gewöhnlich über umfangreiches Kartenmaterial samt Luftbildern, das zur Stadtplanung herangezogen wird.

Und tatsächlich hat besagtes Material auch schon die ein oder andere Bausünde ans Tageslicht gebracht - Schwarzbauten, die in der jüngeren Vergangenheit vielerorts durchaus zugenommen haben. „Die Leute werden immer dreister“, betonte vor knapp zwei Jahren beispielsweise Wernes Planungsdezernent Ralf Bülte. Weil es auch immer mehr Nachbarschaftsstreitigkeiten wegen nicht genehmigter Bauvorhaben gegeben hat, wollte das Bauamt das Thema Schwarzbauten stärker in den Blick nehmen. Allerdings nicht nur aus der Luft und mit erhobenem Zeigefinger, sondern auch in Form von Beratungsgesprächen mit den Bürgern.

Denn in vielen Fällen werden Schwarzbauten schlichtweg aus Unwissenheit errichtet. Nicht jeder Bürger weiß um die Genehmigungspflicht von Terrassenüberdachungen, Wintergärten, Garagen, Carports und Co. Denn auch wenn es sich auf den ersten Blick um „verfahrensfreie Bauvorhaben“ handelt, gibt es viele Einschränkungen und Ausnahmen. Ob die Karte des RVR zur Entschärfung der Situation beitragen wird, lässt sich aktuell nicht abschätzen. Für einen digitalen Stadtspaziergang taugt sie aber allemal.

Zum Thema

Regelmäßige Befliegung der Region

  • Im Dezember 2023 hatte der RVR angekündigt, dass auch sämtliche Straßenzüge mittels einer Kamerabefahrung mit Autos fotografiert und dreidimensional abgebildet werden sollen. Allerdings sollen diese Aufnahmen nur behördenintern verwendet werden.
  • Eine regelmäßige Befliegung der gesamten Region nach abgestimmten Standards erfolgt auf Basis einer Kooperationsvereinbarung des RVR und der Vermessungs- und Katasterämter bzw. Ämter für Geoinformation. Dabei werden jährlich rund 150.000 hochaufgelöste Luftbilder aufgenommen.
  • Im Geonetzwerk.metropoleRuhr kooperieren seit 2013 die Städte und Kreise des Ruhrgebiets, um Geoinformationen zu veredeln, regional einheitlich bereitzustellen und in smarten Anwendungen zu veröffentlichen.